Die bergische Wupper mündete ursprünglich bei Kilometer 703 in den Rhein. Kurz davor wird sie durch eine besondere Brücke überspannt. Sie besteht aus drei Schiffen, welche über einen Steg untereinander und mit den Uferseiten verbunden sind. 1920 entstand hier eine erste Schiffssteganlage, nachdem sich reger Verkehr von Rheindorf aus auf die südliche Wupperseite, nach Wiesdorf, entwickelt hatte. Dort war ab 1912 das Bayer-Werk entstanden. Die schwimmende Konstruktion der Brücke konnte sich dem stark schwankenden Wasserstand nahe der Mündung in den Rhein anpassen. Sie wurde auch von Pendlern genutzt, die mit der Fähre vom linksrheinischen Rheinkassel aus nach Rheindorf übergesetzt hatten. Der Betrieb der Schiffbrücke wie der Rheinfähre lag in den Händen von Heinrich Gless, der einer alteingesessenen Fährfamilie entstammte. In den Wirtschaftswunderjahren war die bekannte Anlage in die Jahre gekommen. Gless kaufte daher bis 1967 drei ältere Schiffe, die er zu neuen schwimmenden Tragflächen umrüstete und nach den Anfangsworten der deutschen Nationalhymne „Einigkeit“, „Recht“ und „Freiheit“ taufte. Die neue Schiffbrücke verlor aber bald schon an Bedeutung, weil die Wuppermündung kurz darauf einige hundert Meter nordwärts verlegt werden musste. Zwar überspannte sie weiterhin einen Altarm der Wupper und wurde 1983 als Denkmal eingetragen, Eigentümerwechsel, Verfall und Vandalismus gefährdeten aber den Fortbestand. 1996 übernahm ein eigens gegründeter „Förderverein Schiffsbrücke Wuppermündung“ die Anlage. Er leitete die überfällige Sanierung der drei Schiffe ein, die nahezu ein Jahrzehnt dauerte. Das Projekt wurde gefördert, weil die Steganlage inzwischen als letzte der ursprünglich zahlreichen Schiffbrücken über den Rhein und seine Nebenflüsse fortbestand.
Als Fußgänger-Schiffbrücke mit Kiosk-Café wurde sie am 20. April 2014 wiedereröffnet. Über ihre Funktion als technisches Denkmal hinaus gilt sie auch als kulturtouristische Sehenswürdigkeit, die seit 2017 an der Bundesautobahn 59 beworben wird. Für die Infrastruktur benötigte man aber einen neuen Ver- und Entsorgungsponton mit Sanitäranlagen. Er bildet jetzt neben der „Freiheit“ und der „Recht“ den dritten Tragkörper der Steganlage. Für die „Einigkeit“, das dritte Originalschiff, ist ein Ankerplatz in der Nähe des Stegs vorgesehen. Alle drei Boote, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Niederlanden gebaut wurden, repräsentieren ein Stück Schifffahrtsgeschichte. Der Aalschokker „Recht“ war ein für den Fischfang auf großen Flüssen fest verankertes, antriebloses Boot, zweckmäßig und funktional. Die beiden Segler, Plattbodenschiffe, waren dagegen für den Frachttransport konzipiert. Die Tjalk „Freiheit“ ist ähnlich robust wie die „Recht“ ausgelegt und kam wohl in großen Flüssen und Küstengewässern zum Einsatz. Die „Einigkeit“ dagegen wurde als eleganter Klipper ausgeführt und war auch tauglich für das offene Meer. Beide Frachtschiffe waren am Rhein bereits zuvor zu Aalfänger- beziehungsweise Brücken- und Gaststättenschiffen umgenutzt worden.
(Hans-Gerd Dick, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2018)
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Empfohlene Zitierweise
„Schiffbrücke an der alten Wuppermündung in Leverkusen-Rheindorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-255178 (Abgerufen: 13. Oktober 2024)
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