Synagoge Bad Sobernheim

heute „Kulturhaus Synagoge“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bad Sobernheim
Kreis(e): Bad Kreuznach
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 47′ 9,54″ N: 7° 39′ 1,06″ O 49,78598°N: 7,65029°O
Koordinate UTM 32.402.843,26 m: 5.515.709,75 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.402.879,71 m: 5.517.476,70 m
  • Die jüdische Synagoge in der Gymnasialstraße 9 in Bad Sobernheim (2023)

    Die jüdische Synagoge in der Gymnasialstraße 9 in Bad Sobernheim (2023)

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    Florian Weber / Universität Koblenz
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  • Die jüdische Synagoge in der Gymnasialstraße 9 in Bad Sobernheim (2023)

    Die jüdische Synagoge in der Gymnasialstraße 9 in Bad Sobernheim (2023)

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  • Teile zerstörter jüdischer Grabsteine in der Mauer an der Synagoge in Bad Sobernheim (2023)

    Teile zerstörter jüdischer Grabsteine in der Mauer an der Synagoge in Bad Sobernheim (2023)

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Die jüdische Gemeinde Bad Sobernheim seit dem frühen 19. Jahrhundert:
Seit dem 17./18. Jahrhundert lebten (wieder) Juden in Sobernheim und begründeten eine Gemeinde. 1932 war Meddersheim angeschlossen.
Gemeindegröße um 1815: 64 (1808) / 68 (1822), um 1880: 122 (1885), 1932: 80 / 97 (1925) / 45 (1938), 2006: –.
Bethaus / Synagoge: 1808 und 1815 ist die Existenz einer Betstube belegt; 1859 Einweihung eines Neubaus, der 1904 erweitert und 1938 verwüstet wurde. Das Gebäude diente ab den 1950er Jahren als Möbellager. 2001 wurde es aufgrund des Engagements eines Fördervereins von der Stadt erworben. Nach der inzwischen erfolgten Restaurierung wird es als Gedenkstätte mit Bibliothek genutzt (Angaben vorab alle nach Reuter 2007).

Zur Geschichte der Synagoge vergleiche ausführlich alemannia-judaica.de (Zitate ebd.).
Die vier bis fünf jüdischen Familien in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfügten wohl bereits über einen Betraum, ebenso wie die neuzeitliche Gemeinde in Sobernheim seit dem 17./18. Jahrhundert.
Seit 1816 befand sich der etwa 25 Quadratmeter große Betsaal in einem Privathaus (Marumstraße 20). Da dieser für die anwachsende Gemeinde zu klein wurde, drohte bereits Ende der 1830er Jahre die Schließung durch die Baupolizei. Auch ein ebenfalls in der Marumstraße gelegenes Grundstück erwies sich als zu klein für eine Synagoge.
Ein auf dem Gelände einer früheren Scheune in der heutigen Gymnasialstraße begonnener Neubau konnte schließlich erst zum 18. Juni 1858 eingeweiht werden: „Es handelte sich um einen spätklassizistischen Sandsteinquaderbau mit Rundbogenfenstern und Pyramidaldach. Das ursprüngliche Gebäude war – verglichen mit dem erhaltenen – um eine Fensterachse kleiner, auf dem verbleibenden Platz sollte ein Schulhaus entstehen.“

Die Synagoge wurde später umfassend renoviert und nach Westen hin erweitert. Die Wiedereinweihung des Gotteshauses fand am 11./12. November 1904 statt. „1929 wurde das Dach der Synagoge erneuert. Im August 1930 wurde eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Sobernheim in der Synagoge angebracht.“

Im Zuge der NS-Novemberpogrome von 1938 wurde die Synagoge demoliert und geschändet: „Die Gebetbücher wurden verbrannt. Die Torarollen und der Vorhang des Toraschreines konnten gerettet werden. Die zerschlagene Gefallenengedenktafel wurde (…) in Sicherheit gebracht (…) und am 15. Oktober 1950 an dem Denkmal auf dem Friedhof im zerbrochenen Zustand befestigt. Die Jüdische Kultusgemeinde für die Kreise Bad Kreuznach und Birkenfeld hat die beschädigte Tafel durch eine originalgetreue Neuanfertigung im Januar 2005 ersetzt.“

Noch 1939 wurde die Synagoge an die Stadt verkauft und dann im Zweiten Weltkrieg als Lagerraum für die Wehrmacht genutzt. 1953 wurde das Gebäude wiederum verkauft und anschließend als Möbellager verwendet. Als 1971 der Abbruch des Gebäudes drohte, konnte nur mit großer Mühe und gegen den Widerstand von Stadt und Eigentümer der Antrag auf Unterschutzstellung als Denkmal beim Landesamt für Denkmalpflege durchgesetzt werden. 1986 wurde das Gebäude erneut verkauft und als Lager verwendet.

Ein am 9. November 1989 gegründeter „Förderverein Synagoge Sobernheim e.V.“ setzte sich zum Ziel, das Vermächtnis der jüdischen Kultur in Bad Sobernheim zu bewahren und die Synagoge einer sinnvollen, der Würde des Gebäudes entsprechenden Nutzung zuzuführen. Das 2001 von der Stadt erworbene Gotteshaus kam schließlich durch einen Nutzungs- und Unterhaltungsvertrag in die Obhut des Vereins.
Durch verschiedene Restaurierungen zwischen 2002 und 2010 entstand schließlich das am 30. Mai 2010 eingeweihte „Kulturhaus Synagoge“ im früheren jüdischen Gotteshaus.

Die ehemalige Synagoge in der Gymansialstraße 9 – „spätklassizistischer Walmdachbau, bez. 1859“ – ist als Kulturdenkmal ausgewiesen (Denkmalverzeichnis Kreis Bad Kreuznach 2014, S. 39).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016)

Internet
www.alemannia-judaica.de: Bad Sobernheim, Synagoge (abgerufen 04.10.2016)
gedenkarbeit.de: Förderverein Synagoge Sobernheim e.V. (abgerufen 04.10.2016)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Bad Kreuznach. Denkmalverzeichnis, Kreis Bad Kreuznach, 22. Mai 2023. S. 39, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad Kreuznach, abgerufen am 15.06.2023
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 26, Bonn.

Synagoge Bad Sobernheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Gymnasialstraße 9
Ort
55566 Bad Sobernheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1858

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Synagoge Bad Sobernheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-255168 (Abgerufen: 27. April 2024)
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