Bei dem zweigeschossigen, giebelständigen Fachwerkhaus (Giebel und Fassade sind in einer Flucht bzw. der Giebel ist zur Straße gebaut) in der Holzgasse 4 handelt es sich um ein Eckhaus aus dem Jahr 1576.
Datierung Diese Jahreszahl kann an einer Knagge unterhalb des Zwergwalms abgelesen werden. Das Eckhaus ist Teil eines Hofes und über einem tonnengewölbten Keller errichtet. Nicht nur anhand der Jahreszahl kann das Objekt der Renaissance (1520-1650) zugeordnet werden, sondern auch aufgrund der rotweißen Farbgebung und der Dimensionen des Fachwerkes. In der Renaissance war es üblich, dass das Fachwerk erst im Obergeschoss ansetzt und das Erdgeschoss massiv und verputzt ist.
Instandsetzung und Rekonstruktion Zwischen 1983 und 1989 wurde das Fachwerkhaus umfassend unter der Leitung von Edmund Lahnert aus Oberwesel instandgesetzt sowie umgebaut. Hierbei wurde zunächst das Fachwerk freigelegt. Im Zuge der Freilegung traten die schadhaften Hölzer an der Traufseite zutage, die ausgewechselt wurden. Zudem wurde der Erker, der vermutlich vor 1903 abgerissen wurde, nachempfunden bzw. rekonstruiert. Bezüglich des Fachwerks fällt auf, dass das Fachwerk der Traufsicht schlichter gehalten ist als das des Erkers. Vor allem das Fachwerk des an den Erker angrenzenden Brüstungsfeldes weist gebogene Fußstreben auf, die typisch für das spätgotische Fachwerk sind. Die K-förmig angeordneten Streben an der Bergseite weisen auf einen Um- oder auch Anbau im 18. Jahrhundert hin. Außerdem wurde der Dachstuhl erneuert und die Raumaufteilung verändert. Bei der Raumaufteilung wurde jedoch darauf geachtet, dass möglichst die Originaltüren wiederverwendet wurden. So lässt sich beispielsweis im Flur des Obergeschosses ein originaler Tür- und Fenstersturz mit zwei Spitzen und geschweiftem Bogenrücken ausmachen.
Darüber hinaus wurde vor dem Haus der Brunnen rekonstruiert. Das Erdgeschoss des Hauses ist in Bruchstein ausgeführt. Ursprünglich war der Brunnen an der Hausecke als halbrund hervortretender Bruchsteinschacht mit Rundbogen eingesetzt.
Die Fenster Bei den Fenstern handelt es sich um kleine hochrechteckige Fenster, die noch in ihrer Ursprungsform erhalten sind. An jeder Fassadenseite lassen sich je zwei gesprosste Doppelfenster, die durch Fachwerkständer voneinander getrennt sowie eingebunden sind, ausmachen. Die Fenster wurden durch Sprossen unterteilt, da die großflächige Glasherstellung zu dieser Zeit noch nicht möglich war. Das eng gesetzte und dominierende Fachwerk ist typisch für den Baustil dieser Epoche. Zudem weisen auch die Diagonalstreben rechts und links der Fenster im zweiten Geschoss darauf hin. Eine Besonderheit stellt das rundbogige Fenster im zweiten Giebelgeschoss dar. Dies diente einst als Ladeluke. An der Nordseite des Hauses lässt sich die rote Einfassung eines zugemauerten Fensters erkennen, welches möglicherweise zur Materialanlieferung diente, als dort eine Schmiede ansässig war.
Die Bauweise Das Schieferfachwerk des über die Stichbalken hervorspringenden Obergeschosses bildet Mannfiguren an den Bundpfosten aus. An den Brüstungsfeldern lassen sich nasenbesetzte Fußstreben und Andreaskreuze ausmachen. Der Erker wird heute durch eine Strebe, die durch eine Figur verziert wurde, abgestützt. Auffällig sind die neben dem rechten Bundpfosten schräg liegenden Stichbalken. Dies ist ein Indiz dafür, dass der heutige Erker schmaler als der ursprüngliche Erker ist. Das kleine überstehende Kegeldach des Erkers, welches durch eine Kugelspitze bekrönt ist, geht an der Rückseite in das leicht abgewalmte Satteldach aus Schiefer über. Neben einem Schornstein lassen sich drei Dachgauben, die in einem Dreieck angeordnet sind, ausmachen. Zudem fallen die floralen Elemente im Dachüberstand des Giebels auf.
Hinweis Das Objekt „Fachwerkhaus Holzgasse 4“ in Oberwesel ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis für den Rhein-Hunsrück-Kreis 2014, S. 46).
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Rhein-Hunsrück-Kreis. Denkmälerverzeichnis Rhein-Hunsrück-Kreis, 22. Mai 2023. S. 46, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Hunsrueck-Kreis., abgerufen am 16.06.2023
Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal (Hrsg.) (2011)
Leitfaden Farbkultur. S. 28, o. O.
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (1997)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises. Teil 2.2: Ehemaliger Kreis St. Goar. Stadt Oberwesel. S. 931-934, München u. Berlin.
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