Broichhof mit Kapelle auf dem Rodderberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bonn, Wachtberg
Kreis(e): Bonn, Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 38′ 41,53″ N: 7° 11′ 22,62″ O 50,64487°N: 7,18962°O
Koordinate UTM 32.372.002,94 m: 5.611.898,20 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.584.186,59 m: 5.612.816,28 m
  • Broichhof auf dem Rodderberg (2014)

    Broichhof auf dem Rodderberg (2014)

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  • Luftbildaufnahme des Rodderbergs mit Nordpfeil (2018)

    Luftbildaufnahme des Rodderbergs mit Nordpfeil (2018)

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  • Broichhofkapelle auf dem Rodderberg (2014)

    Broichhofkapelle auf dem Rodderberg (2014)

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Broichhof
Inmitten des Kraterbeckens des Rodderbergs befindet sich der Standort einer mittelalterlichen Motte des 12./13. Jahrhunderts. Sie wurde im 13./14. Jahrhundert aufgegeben zugunsten einer Wasserburganlage, die östlich der Motte, an der tiefsten Stelle der Kratersenke (147,2 Meter) errichtet wurde (Bartels 1998, S. 133). Die zweiteilige Wasserburganlage, bestehend aus Haupthaus und Vorburg (Wirtschaftshof) war zusätzlich durch das sie umgebende sumpfige Gelände (= „Broich“) geschützt, welches jedoch Mitte des 19. Jahrhunderts melioriert wurde. Diese Burganlage wurde im Spätmittelalter aufgegeben. Laut Urkunde von 1567 war das Kölner Stift St. Gereon Eigentümer der Burgstelle und der zugehörigen Ländereien; ihre Bewirtschaftung erfolgte durch den Niederbachemer Fronhof, der ebenfalls dem Kölner Gereonsstift gehörte.

„Am 03.07.1635 beschloss das Kapitel des Stiftes den Neubau des Broichhofes zur Bewirtschaftung der Burgländereien“ (Informationsblatt zum Broichhof) inmitten der Wasserburganlage. Im Zuge der Säkularisation gelangte das Acker- und Weingut zunächst in Staatsbesitz und wurde 1811 an die Familie Schaefer verkauft, in deren Eigentum sich der Broichhof seitdem befindet (Schaefer 2015, S. 3). Neben der landwirtschaftlichen Nutzung der Kratersenke wurden auf dem Rodderberg Tuffsteine abgebaut, die unter anderem auch für den Neubau und die Erweiterung der Hofanlage im 19. Jahrhundert Verwendung fanden.

Während das Herrenhaus aus Rodderberglava errichtet ist, wurden für den Bau des östlich anschließenden Gesindehauses in 100 Meter Entfernung Feldbrandziegel hergestellt, die heute gelb verputzt sind (Informationsblatt Broichhof). Nach einem Brand 1930 wurde die Nord-Süd ausgerichtete Fachwerkscheune in gleicher Form als Betonbau neugebaut. 1966 wurde das auf der Südseite des Hofes aus Rodderberglava gebaute Stallgebäude abgerissen und im Zuge der Einrichtung einer Reitanlage durch eine Reithalle ersetzt; an diese wurde 1992 eine weitere Reithalle gesetzt. Insgesamt bilden Herrenhaus und Wirtschaftsgebäude einen Vierseithof, der über eine von zwei Bäumen gesäumte Toreinfahrt (19. Jahrhundert, ortsfremder Bruchstein) im Westen zugänglich ist. Bis 1882 war der größte Teil der ehemaligen Wassergräben um den Broichhof zugeschüttet, lediglich ein kleiner Rest ist heute noch östlich des Hofes vorhanden. 1888 ließ Michael Hubert Schaefer am südlichen Kraterrand die Hotelgaststätte „Zum Alten Vulkan“ bauen, die heute noch als Wohnhaus erhalten ist. Seine Eltern hatten die Broichhofkapelle am westlichen Kraterrand errichten lassen (Schaefer 2015, S. 15).

Die ehemalige landwirtschaftliche Nutzfläche (zunächst Anbau von Roggen und Weizen, ab dem 19. Jahrhundert Kartoffeln und Zuckerrüben, im 20. Jahrhundert Obstplantagen und ab den 1980er Jahren Nutzung durch eine Baumschule) ist seit der Jahrtausendwende aus naturschutzfachlichen Gründen in Grünland umgewandelt worden, sodass der Broichhof heute inmitten von Wiesen und Weideflächen gelegen ist. In den Gesindehäusern entstanden Mietwohnungen (Schaefer 2015, S. 14).

Broichhofkapelle
Die Broichhofkapelle am Westrand des Rodderbergkraters ist eine Stiftung der Eigentümer des Broichhofes, der Eheleute Franz Josef Schaefer und Maria Christina Kretz. Die der Schmerzhaften Mutter Gottes gewidmete Kapelle wurde in der zweiten Häflte des 19. Jahrhunderts aus Feldbrandziegeln errichtet und ist über eine Kastanienallee mit dem Broichhof verbunden. 1961 wurde die Kapelle durch die Gemeinde Niederbachem renoviert und befindet sich seit 1986 im Besitz der Katholischen Pfarrgemeinde Niederbachem. 1990 führte der Pfarrverein St. Gereon eine Neugestaltung durch (Infotafel an der Broichhofkapelle).

Kulturhistorische Bedeutung
Der Broichhof auf dem Rodderberg ist von hoher kulturhistorischer Bedeutung aufgrund seiner Standortpersistenz in markanter Lage eines Vulkankessels, seiner historischen Tiefe und Ablesbarkeit der landwirtschaftlichen und grundherrschaftlichen Nutzung, die bis heute Spuren auf dem Rodderberg hinterlassen hat.

Hinweis
Das Objekt „Broichhof mit Kapelle auf dem Rodderberg“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Rodderberg (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 436).

(Nicole Schmitz, LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit/Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2017)

Quellen
Informationsblatt zum Broichhof am Eingangstor des Hofes und Informationstafel an der Broichhofkapelle

Internet
www.general-anzeiger-bonn.de: Heinrichsblick (Bonner Generalanzeiger vom 17.07.2007, abgerufen am 18.08.2016)

Literatur

Bartels, Gerhard (1997)
Rodderberg und Siebengebirge. Vulkanismus und Naturschutz. In: Stiehl, Eckhard (Hrsg.): Die Stadt Bonn und ihr Umland. Ein geographischer Exkursionsführer, (Arbeiten zur rheinischen Landeskunde, Heft 66.) S. 133-150. Bonn.
Kremer, Bruno P. (1989)
Das Drachenfelser Ländchen. Natur und Landschaft im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. (Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 1989.) S. 88-93. o. O.
Rhein-Sieg-Kreis (Hrsg.) (o.J.)
Der Rodderberg. Unsere Naturschutzgebiete im Rhein-Sieg-Kreis Nr. 1. Natur beobachten.. o. O. Online verfügbar: Rhein-Sieg-Kreis, abgerufen am 18.08.2016
Schaefer, Manfred (2015)
Der Broichhof auf dem Rodderberg. Wachtberg-Niederbachem. Online verfügbar: Gut Broichhof, abgerufen am 18.08.2016

Broichhof mit Kapelle auf dem Rodderberg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Broichhof
Ort
53343 Wachtberg
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1100

Empfohlene Zitierweise

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Nicole Schmitz (2017): „Broichhof mit Kapelle auf dem Rodderberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-252703 (Abgerufen: 27. April 2024)
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