Der Hexenturm steht auf dem Salhofplatz und wurde aus Bruchsteinen errichtet. Als „Hexenturm“ wurde er 1727 zum ersten Mal bezeichnet. Im 15. Jahrhundert trug er den Namen „Foltertum“. Die Stadt Oberlahnstein wurde 1890 Besitzerin des Hexenturms. Der Wehrgang am Turm wurde 1964 rekonstruiert. Im Jahr 1978 erhielt der Turm den Zinnenkranz.
Turmnutzung Der Hexenturm bildet die Nordostecke der Stadtbefestigung und dort mussten einst zwei Männer Wache stehen und die Stadt beschützen. Das Gefängnis des Hexenturms diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum, bekam einen Zugang nach außen und konnte dank eingezogener Zwischendecke ca. 200 Personen aufnehmen. Im ersten Obergeschoss wurde dafür eine 1,60 Meter dicke Betondecke eingebaut, und das Einstiegsloch verschlossen. Über eine Wendeltreppe gelangt man in das zweite Obergeschoss, in dem sich der Schöffensaal befindet. Er diente einst als Wachstube für die Besatzung des Turms. Heute dient der Raum für Empfänge und als Trauzimmer. Die Plattform des Hexenturms mit einer Höhe von 26 Metern bietet einen beeindruckenden Blick auf die Stadt Lahnstein sowie die umliegende Landschaft. Im Hexenturm ist auch das Museum der Stadt Lahnstein untergebracht. Es gibt seinen Besuchern einen Einblick in die reichhaltige Geschichte von Ober- und Niederlahnstein.
Hexenfolterung im Turm Auch in Lahnstein gab es im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit die Hexenverfolgung. Die damals lebenden Menschen waren der Auffassung, dass die Krankheit „Pest“ durch den Teufel und die Hexen ausbricht. Daraufhin wurde vermutlich im späten 15. Jahrhundert mit der Hexenverfolgung begonnen: „Besonders schöne Menschen, außergewöhnliche Hässlichkeit, verkrüppelte Frauen und Männer, Menschen mit ernster Natur oder mit ausgelassener Heiterkeit, Frauen und Männer mit roten Haaren wurden als Hexen bezeichnet und solange gefoltert, bis sie bekannten, entweder verhext oder selbst eine Hexe zu sein“ (StA Lahnstein in RLK v. 10.10.2008). In den Jahren 1630/31 waren Adam Eymuth und Johann Weissbecker in Lahnstein die Hexenverfolger. Ihre Aufgabe bestand darin, die Bürger genau zu beobachten und aufzuspüren, wer verhext ist oder selbst eine Hexe ist. Daraufhin wurden sie im Hexenturm von einem Foltermeister so lange gefoltert, bis sie zugaben dies zu sein. Danach wurden die unschuldigen Menschen verbrannt oder ersäuft. In Lahnstein gab es bereits 1573 drei Jahre Hexenverfolgungen: „Im ersten Jahr wurden zwei Zauberinnen verurteilt und erseufft sowie drei Weiber verbrennet“ (StA Lahnstein in RLK v. 10.10.2008). Im darauffolgenden Jahr wurden keine Menschen hingerichtet. Hexenprozesse gab es erst wieder im Dreißigjährigen Krieg, im Jahr 1622 und 1630. Hierbei sind zwei Menschen hingerichtet worden. „Zum Vergleich: Im Jahr 1630 starben in Koblenz 24 Menschen wegen Hexerei, in Becheln zwei, in Rhens in den Jahren 1645-1647 zehn“ (StA Lahnstein in RLK v. 10.10.2008). Daraufhin stoppte der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn, der von 1647 bis 1673 regierte, die Hexenverfolgung.
Baudenkmal Das Objekt „Hexenturm Oberlahnstein“ in Oberlahnstein ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, S. 55).
(Milena Bagic, Universität Koblenz-Landau, 2016; Bernd Geil, Stadtarchiv Lahnstein, 2020)
Literatur
Eisenbarth, Willi (1994)
Historische Stätten und Sehenswürdigkeiten in Lahnstein. Ein Lahnsteiner Stadtführer. S. 60ff., Lahnstein.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Rhein-Lahn-Kreis. Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, 4. Mai 2016. S. 53, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis, abgerufen am 20.10.2016
Michel, Fritz; Bucher, Peter (1982)
Geschichte der Stadt Lahnstein. S. 147ff., Lahnstein.
Stadtarchiv Lahnstein (2008)
Lahnstein hat Geschichte (147). Hexenverfolgung in Lahnstein. In: Rhein-Lahn-Kurier 41/2008., o. O.
(2015)
Lahnstein hat Geschichte (394).. 50 Jahre Heimatmuseum im Hexenturm.. In: Rhein-Lahn-Kurier 20/2015, Höhr-Grenzhausen.
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