Bezeichnung Wenzelskapelle
Anfang des 15. Jahrhunderts war Lahnstein der Schauplatz eines wichtigen Ereignisses, nämlich der Absetzung vom deutschen König Wenzel.
„Die vier Kurfürsten [von Mainz, Pfalz, Trier und Köln] richteten am 4. Juni an Wenzel, dem sie noch seinen vollen Ehrentitel gaben, ein Schreiben: da er ihre vielfachen Vorstellungen, die Gebrechen des Reiches zu beseitigen, nicht beachtet habe, so ersuchten und ermahnten sie ihn abermals, auf den 11. August zu ihnen und den anderen Fürsten nach Oberlahnstein zu kommen, um dort den Uebeln abzuhelfen und das Reich wiederherzustellen“ (Lindner 1893, S. 188). Der König folgte dieser Einladung nicht und blieb in Prag „wie das Schwein in seinem Stalle“ (Lindner 1893, S. 189). Als die vier Kurfürsten am 10. August in Lahnstein eintrafen, stellten sie fest, dass Wenzel ihre Einladung ablehnte. Daraufhin wurde er nach langen Beratungen am 20. August 1400 in aller Öffentlichkeit in Lahnstein von dem Erzbischof von Mainz seines Amtes, bei der Liebfrauenkapelle, die seit diesem Ereignis auch „Wenzelkapelle“ genannt wird, abgesetzt. Dieses Ereignis ist auf einer der Denkmaltafeln niedergeschrieben.
In Rhens wurde daraufhin am 21. August 1400 der Pfalzgraf Ruprecht III. auf dem Königsstuhl zum König des Deutschen Reiches gewählt.
Abriss der Kapelle
Im Jahr 1903 musste die Kapelle wegen des Eisenbahnbaus abgebrochen werden. Der barocke Altar und das Glöckchen der ehemaligen Kapelle, das sich zuvor in einem aufgesetztem Türmchen befunden hatte, wurden in der Heilig-Geist-Kapelle in Lahnstein untergebracht. Die zwei Ölgemälde werden im alten Rathaus aufbewahrt.
Wiedererrichtung der Kapelle
Die Kapelle wurde im Mai 1905 wieder aufgebaut. Der Chor und die Vorhalle wurden mit dem Baumaterial der alten Wenzelskapelle errichtet. Der Chor wurde im neugotischen Stil gestaltet. Eine eiserne Gittertür schützt das Innere der Kapelle. Hinter dem Gitter befindet sich ein großes Holzkreuz mit der Figur des gekreuzigten Jesus. Links daneben ist ein Bild der Mutter Gottes und dem Jesuskind zu sehen. In der linken Wand eingefasst befindet sich eine Statue der Mutter Gottes mit dem Jesuskind. Die Pieta befindet sich heute in der St. Martinskirche.
Das Objekt „Liebfrauenkapelle in Oberlahnstein“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis Rhein-Lahn-Kreis, S. 55).
(Milena Bagic, Universität Koblenz-Landau, 2016; Bernd Geil, Stadtarchiv Lahnstein, 2020)
Internet
landeshauptarchiv.de: Der 20. August 1400. Die Absetzung König Wenzels durch die rheinischen Kurfürsten (abgerufen 05.03.2019, nicht mehr verfügbar 10.11.2021)