Rickelrath befindet sich nördlich von Wegberg am Ostrand des Schwalmbruches auf der Schwalm-Nette-Platte und wird nörlich vom Knippertzbach und südlich vom Mühlenbach begrenzt. Östlich des Dorfes führen Feldwege in die landwirtschaftlichen Nutzflächen; insgesamt ist die Gemarkung Rickelrath umgeben und geprägt von Bruchwäldern. Der Name Rickelrath weist auf eine Rodung des Rickolf.
Geschichte Eine urkundliche Ersterwähnung Rickelraths erfolgte im 10. Jahrhundert, als Graf Immo den Mühlgau, zu dem Rickelrath gehörte, mit Kaiser Otto I. gegen Tongeren tauschte. Danach gelangte der Ort durch Schenkung in den Besitz des Aachener Marienstiftes, welches hier seine Grundherrschaft bis zur französischen Zeit beibehielt (Janßen-Schnabel 2014, S. 338). 1683 erhielt Rickelrath eine Kapelle auf dem Dorfanger, die aufgrund ihrer Darstellung der Heiligen Stätten Palästinas bald zu einer Wallfahrtsstätte wurde und bald den Bau einer Kirche nötig und möglich machte. 1803/1804 wurde diese zur selbständigen Pfarre in der Diözese Lüttich ernannt und gehört seit 1822 zum Erzbistum Köln. Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt erhielt 1830 einen Kirchturm, der heute weit in die Umgebung wirkt. Ein Brand im Jahr 1835 vernichtete einige Wohnhäuser, die jedoch auf den alten Fundamenten wiedererrichtet wurden. 1847 erhielt Rickelrath ein Schulhaus und 1878 wurde der alte Kirchhof durch die Neuanlage eines Friedhofes an der Dülkener Straße am nördlichen Dorfrand abgelöst (Janßen-Schnabel 2014). Die Dorfbewohner lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft: Angebaut wurden Getreide und Flachs. Zu Rickelrath gehörten um 1900 vier Wassermühlen, die entsprechend als Öl- und Kornmühlen betrieben wurden: Holtmühle (Mühlenbach), Schrofmühle (Mühlenbach), Molsmühle (Mühlenbach) und die Neumühle an der Schwalm, die 1975 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Aus den gedroschenen Samenkapseln des Flachses (Leinsamen) wurde in den Ölmühlen Öl gewonnen. Die Flachsstängel dagegen wurden in den sogenannten „Flachsrösten oder Flachskuhlen“ geröstet, um den harten Bast von den Flachsfasern zu lösen, aus denen später Leinen gewebt werden konnte (Cohnen 1984, S. 208ff). Reste dieser Flachsrösten sind nahe Rickelrath in der Schwalmniederung noch erhalten. „Als Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts die Lage an den Bächen und die Waldnähe Rickelrath zu einem reizvollen Ausflugsziel machten, wandelten sich die Mühlen zu Gasthäusern“ (Janßen-Schnabel 2014, S. 339) Während des Zweiten Weltkrieges wurden Teile des südlichen Dorfbereiches zerstört (Janßen-Schnabel 2014, S. 338). Als 1953 Teile der Kirche einstürzten, wurde diese nach Plänen des Erkelenzer Architekten Heinz Tillmanns auf Basis erhaltener Bauteile wiedererrichtet und auch der Turm erhielt sein heutiges Aussehen (de.wikipedia.org, St. Mariä Himmelfahrt Rickelrath).
Das Angerdorf und seine Bebauung Rickelrath ist eines der wenigen Angerdörfer am Niederrhein. Ein Anger ist ein zentral gelegener Dorfplatz, um den sich die Höfe und Häuser gruppieren und der von den Dorfbewohnern als Allmendefläche genutzt wird. Der von einer einer alten Obstwiese eingenommene Dorfanger Rickelraths ist ellipsenförmig und wird durchschnitten von der Dülkener Straße. Der Dorfanger ist umgeben vom Angerweg. Vom diesem wiederum führen in regelmäßigen Abständen Feldwege in die umliegende Feldflur. An der breitesten Stelle des Dorfangers wurde 1683 eine Kapelle errichtet, an deren Platz sich heute die Kirche St. Mariä Himmelfahrt befindet und den Anger prägt. An den ursprünglich die Kirche umgebenden Kirchhof erinnern erhaltene Grabkreuze, von denen das älteste inschriftlich auf das Jahr 1689 datiert ist (de.wikipedia.org, Rickelrath). Um den Dorfanger reihen sich die Höfe, deren Bausubstanz überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt. Die Gründungen der Hofstellen erfolgten vermutlich jedoch viel früher. Von den Hofstellen leiten langschmale Gärten, Obstwiesen und Wiesen in die anschließende Feldflur über. An diese grenzen die Bruchwälder der Bachniederungen. Damit ist heute noch die historische Landnutzungsabfolge dokumentiert. Die Gebäude sind überwiegend in Fachwerkbauweise mit Lehm- oder Backsteinausfachungen oder als Backsteinbauten errichtet. Eine weitere Besonderheit Rickelraths sind die reedgedeckten Sattel- oder Krüppelwalmdächer, die an einigen Höfen noch erhalten sind.
Heutiger Zustand und kulturhistorische Bedeutung Rickelrath hat aufgrund seiner Dorfform, seiner erhaltenen Bausubstanz und Kulturlandschaftselemente einen hohen Seltenheitswert. Neben Rickelrath weisen nur noch Erkelenz-Tenholt, Selfkant Saeffelen sowie Bergheim-Rheidt (Janßen-Schnabel 2014, S. 341) die Form eines Angerdorfes auf. Zwar ist der Dorfanger heute durch die asphaltierte Hauptstraße und den Durchgangsverkehr zerschnitten und beeinträchtigt, dennoch ist seine Funktion als Allmendefläche für Veranstaltungen sowie mit der Obstwiese mit altem Baumbestand bis heute überliefert und ablesbar. Die alten Gehöfte sind Zeugnisse der damaligen, landwirtschaftlich geprägten, auf den Flachs- und Getreideanbau fokussierten Lebensweise. Die auch an den erhaltenen Flachsrösten, Mühlenstandorten und landwirtschaftlichen Nutzflächen ablesbar ist. Der gute Erhaltungszustand des historischen Ortskernes spiegelt sich zudem in einer hohen Anzahl an denkmalgeschützten Gebäuden. Die damals weitverbreitete Reeddacheindeckung hat heute ebenfalls Seltenheitswert für die Region Niederrhein.
Hinweise Das Objekt „Angerdorf Rickelrath“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Tal der Schwalm zwischen Rickelrath und Brüggen (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 071). Mehrere Gebäude in Rickelrath sind eingetragene Baudenkmäler (de.wikipedia.org, Liste der Baudenkmäler in Wegberg), evtl. erfolgt eine Unterschutzstellung als Denkmalbereich.
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