Eisenbahnstrecke Aachen - Heerlen - Sittard

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Herzogenrath, Kerkrade, Landgraaf
Provinz(en): Limburg
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 52′ 18,67″ N: 6° 05′ 42,11″ O 50,87185°N: 6,09503°O
Koordinate UTM 32.295.616,24 m: 5.639.595,44 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.506.733,33 m: 5.637.394,74 m
Die Bahnstrecke von Sittard nach Herzogenrath wurde 1896 eröffnet und diente vorwiegend dem Transport von Steinkohlen. Sie wird heute ausschließlich im Personenverkehr bedient.

Bau und Betrieb bis 1945
Betrieb ab 1945
Aktueller Betrieb
Bahnhöfe

Bau und Betrieb bis 1945
In den 1880er Jahren wurden im niederländischen Süd-Limburg zunehmend Steinkohlezechen abgeteuft. Daher wuchs der Bedarf an Eisenbahnanschlüssen von den neuen Zechen an die vorhandenen Bahnlinien. Da sich der niederländische Staat zögerlich zeigte ging die Initiative von privaten Investoren aus.

Der Besitzer der Heerlener Zeche Oranje Nassau, Henri Sarolea, plante zunächst eine Eisenbahnverbindung von Kohlscheid nach Masseik (Belgien). Nachdem er für dieses Vorhaben keine Geldgeber fand, konzentrierte er sich auf den Bau der Strecke Sittard ‒ Heerlen ‒ Herzogenrath. Hier gab es Anschluss an die Bahnstrecke von Aachen nach Düsseldorf. Das Kapital für diese Strecke konnte aufgebracht werden. Gebaut wurde die Strecke im Auftrag der „Nederlandse Zuider Spoorwegmaatschappij“ (NZM), deren erster Direktor Sarolea wurde. Die Betriebsführung lag bei der „Gesellschaft zum Betrieb von Staatsbahnlinien“ (Maatschappij tot Exploitatie van Staatsspoorwegen; SS).

Die Konzession für den Bau der Strecke von Sittard nach Heerlen erhielt die Gesellschaft 1889 von der niederländischen Regierung. Es blieb jedoch nicht bei diesem Streckenteil. Ebenso wurde die Verlängerung der Strecke über Heerlen hinaus über Schaesberg (Landgraaf) und Eygelshoven nach Herzogenrath vorangetrieben und genehmigt. Diese Strecke sollte dann als „Zuider Spoorweg“ bekannt werden. Für die Zechen brachte diese Streckenführung zwei Vorteile mit sich: Die geförderte Kohle konnte über die Schiene innerhalb der Niederlande vertrieben werden und es bestand ein Anschluss an das deutsche Eisenbahnnetz. Der „Staatsvertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden, betreffend die Eisenbahn von Sittard nach Herzogenrath“ datiert vom 28. November 1892.

Am 1. Mai 1896 (andere Daten s. NRW Bahnarchiv) konnte die 28,6 km lange Strecke von Sittard nach Herzogenrath in Betrieb genommen werden.
In Sittard wurde die Strecke an den schon seit 1865 bestehenden Bahnhof angeschlossen, mit Verbindungen nach Maastricht und Venlo. An der Strecke wurden Stationen in Geleen Oost (Geleen ZO), Spaubeek, Schinnen, Nuth, Hoensbroek, Heerlen, Schaesberg (Landgraaf) (Schaesberg), Kerkrade Rolduc und Rolduc Lokaal (Haltepunkt) eingerichtet. In Herzogenrath wurde die Strecke im bereits bestehenden Bahnhof der Strecke Aachen ‒ Mönchengladbach angeschlossen.
Im Jahr 1899 wurde die Strecke verstaatlicht und ging an die „Maatschappij tot Exploitatie van Staatsspoorwegen“ (SS) über, die dann ihrerseits im Jahr 1937 von der „Nederlandsche Spoorwegen“ (NS) übernommen wurde. Entsprechend der ursprünglichen Planung wurden an die Strecke mehrere Steinkohlezechen angebunden (Zechen Laura und Julia bei Rolduc, Zeche Oranje Nassau II in Schaesberg, Staatsmine Wilhelmina bei Terwinselen, Steinkohlezechen Emma und Hendrik bei Brunssum u. a.).

1934 wurde Schaesberg (Landgraaf) an die sogenannte Millionenlinie von Schaesberg (Landgraaf) nach Simpelveld angeschlossen; zunächst ausschließlich für den Güterverkehr. Die Eröffnung des Personenverkehrs auf dieser Strecke erfolgte erst im Jahre 1949.
Während des zweiten Weltkrieges wurde der Personenverkehr zwischen den Niederlanden und Deutschland eingestellt. Gegen Kriegsende kam der Strecke Heerlen-Herzogenrath eine bedeutende Stellung zu: Auf dem Weg zur deutschen Front liefen die amerikanischen Pionierzüge über die Strecke Aachen-Maastricht. Um diese Strecke von den Rücktransporten zu entlasten wurden die Gegenzüge über die Strecke Heerlen-Herzogenrath geleitet. Der Personenverkehr von Kerkrade Rolduc (Haanrade) in Richtung Heerlen wurde weiterhin aufrechterhalten. Lediglich im September und Oktober 1944 kam es für einige Wochen zur Einstellung des Personenverkehrs in Richtung Heerlen.

Im Bahnhof Kerkrade Rolduc (Haanrade) befand sich von Herbst 1944 bis Frühjahr 1945 eine Leitstelle der US-Armee. Diese war in einem Güterwagen auf dem Gelände des Bahnhofes untergebracht. Die US-Armee brachte auf der Strecke zu dieser Zeit neben niederländischen Dampflokomotiven auch amerikanische Lokomotiven zum Einsatz.
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Betrieb ab 1945
Bereist zum 14. Mai 1949 wurde der Abschnitt Sittard ‒ Heerlen elektrifiziert. Zum 1. August 1950 stellte man den Personenverkehr zwischen Schaesberg (Landgraaf) und Kerkrade Rolduc ein. Der Personenverkehr von Heerlen in Richtung Schaesberg (Landgraaf) wurde aufrechterhalten, jedoch über Strecke Heerlen ‒ Schaesberg ‒ Simpelveld, auf der erst seit 1949 Personenverkehr eingerichtet war.

Im Dezember 1974 kam dann der Güterverkehr auf der Strecke nahezu zum Erliegen. In diesem Monat schloss die am Heerlener Bahnhof gelegene Zeche Oranje Nassau I, die noch für einen erheblichen Güterverkehr im Heerlener Bahnhof gesorgt hatte. Ebenfalls im Dezember 1974 schloss mit der Zeche Julia bei Eygelshoven die letzte an der Strecke gelegene Zeche. Die ursprünglich als Kohlenbahn gebaute Strecke verlor damit endgültig ihrer Bestimmung als Güterbahn.
Seit 1986 ist wurde der Abschnitt Heerlen ‒ Schaesberg (Gemeinde Landgraaf) ebenfalls elektrifiziert. Zum 31. Mai 1992 kam wieder Personenverkehr auf die Strecke. Die bisherige regionale Verbindung zwischen Deutschland und den Niederlanden im Personenverkehr auf der Strecke Aachen ‒ Maastricht wurde am gleichen Tag aufgegeben. Stattdessen wurde der Verkehr von Aachen in die Niederlande nun über die Relation Aachen ‒ Herzogenrath ‒ Landgraaf ‒ Heerlen abgewickelt.

Am 10. Mai 2001 wurde die Strecke als erste in das Netz der Euregiobahn aufgenommen. Der bisherige Zuglauf von Heerlen zum Aachener Hauptbahnhof wurde bis Stolberg verlängert. Zum Einsatz kamen Triebwagen der Deutschen Bahn AG. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 wurde die Strecke Heerlen – Herzogenrath aus dem Netz der Euregiobahn herausgelöst und wird seitdem im Pendelverkehr mit Dieseltriebzügen zwischen Heerlen und Herzogenrath betrieben.
Seit April 2004 wird die Strecke zwischen Landgraaf und Heerlen in den Sommermonaten regulär auch von den Dampfzügen der Museumseisenbahn Zuid-Limburgse Stoomtrein Maatschappij (ZLSM) befahren.
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Aktueller Betrieb
Aktuell verkehren auf dem Abschnitt zwischen Sittard und Heerlen Intercity- und Regionalzüge der Niederländischen Eisenbahnen (NS). Auf dem Abschnitt Heerlen ‒ Landgraaf fahren Regionalzüge der DB Arriva (Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG), die dann über die sogenannte Millionenlinie (Miljoenenlijn) zum Endpunkt Kerkrade-Zentrum weiterfahren.
Der RE 18 der DB Arriva bedient zurzeit nur den Abschnitt zwischen Herzogenrath und Heerlen mit den Haltepunkten in Heerlen, Landgraaf, Eygelshoven Markt und Herzogenrath. Dieser Verkehr wird als LIMAX (Liège-Maastricht-Aachen-Express) vermarktet. Nach Fertigstellung der zweigleisigen Streckenführung und Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Heerlen und Herzogenrath kann der Betrieb des LIMAX auf den Abschnitt zwischen Aachen und Maastricht erweitert werden. Für die geplante Durchbindung bis Lüttich müssen noch verbindliche Vereinbarungen mit der Belgischen Staatsbahn (NMBS/SNCB) getroffen werden.
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Bahnhöfe
  • Sittard (km 0,0)
  • Geleen Oost (km 4,0)
  • Spaubeek (km 7,1)
  • Schinnen (km 9,0)
  • Nuth (km 12,7)
  • Hoensbroek (km 14,6)
  • Heerlen (km 19,0)
  • Heerlen de Kissel (km 19,9; eröffnet 9. Dezember 2007)
  • Landgraaf (km 21,8; bis 30. Mai 1986 Schaesberg)
  • Eygelshoven Markt (km 24,5; am neuen Standort eröffnet am 9. Dezember 2007, früher Eijgelshoven, bedient 1909-1952)
  • Haanrade (km 26,0; ursprünglich Bahnhof Kerkrade Rolduc, seit 8. Oktober 1953 ohne Personenverkehr)
  • Staatsgrenze Niederlande–Deutschland (km 27,3)
  • Herzogenrath (km 28,6)

(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, und Claus Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2017)

Internet
de.wikipedia.org: Bahnstrecke Sittard - Herzogenrath (abgerufen 31.12.2016)
nl.wikipedia.org: Spoorlijn_Sittard - Herzogenrath (niederländisch) (abgerufen 31.12.2016)
www.gessen.de: Bergbau und Eisenbahnen in der Region Aachen-Düren-Heinsberg, Strecke Sittard - Heerlen - Landgraaf - Herzogenrath (private Seite) (abgerufen 31.12.2016)
de.wikipedia.org: LIMAX (abgerufen 31.12.2016)
www.zlsm.nl: Zuid-Limburgse Stoomtrein Maatschappij (niederländisch / deutsch) (abgerufen 12.12.2016)
nrwbahnarchiv.bplaced.net: NRW-Bahnarchiv (abgerufen 18.02.2020)

Literatur

Dumjahn, Horst-Werner (Hrsg.) (1984)
Handbuch der deutschen Eisenbahnstrecken, Eröffnungsdaten 1835-1935 – Streckenlängen, Konzessionen, Eigentumsverhältnisse (Dokumente zur Eisenbahngeschichte, 29) (Vollständiger, unveränderter Nachdruck der Ausgabe 1935). (Dokumente zur Eisenbahngeschichte 29.) Mainz.
Meyer, Lutz-Henning (1989)
150 Jahre Eisenbahnen im Rheinland. Köln.
von der Ruhren, Stefan (2001)
Eisenbahnen in Aachen und der Euregio Maas-Rhein. Aachen.

Eisenbahnstrecke Aachen - Heerlen - Sittard

Schlagwörter
Ort
52134 Herzogenrath
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1896

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„Eisenbahnstrecke Aachen - Heerlen - Sittard”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-252441 (Abgerufen: 25. April 2024)
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