Gedenkstätte Silberbergtunnel in Ahrweiler

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Museen
Gemeinde(n): Bad Neuenahr-Ahrweiler
Kreis(e): Ahrweiler
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 32′ 42,43″ N: 7° 05′ 21,84″ O 50,54512°N: 7,0894°O
Koordinate UTM 32.364.632,22 m: 5.600.985,48 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.261,61 m: 5.601.611,36 m
  • Gedenkstätte Silberbergtunnel in Ahrweiler (2015)

    Gedenkstätte Silberbergtunnel in Ahrweiler (2015)

    Copyright-Hinweis:
    Jakobi, Simone
    Fotograf/Urheber:
    Simone Jakobi
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Die Gedenkstätte Silberberg zeigt den Eingang zu einem etwa 660 Meter langen, vormals als Eisenbahntunnel geplanten, im Zweiten Weltkrieg jedoch als Unterschlupf für ca. 2.500 Menschen genutzten Tunnel durch den Ahrweiler Silberberg.

Die Ahrtalbahn am Silberberg Ahrweiler
1910 sollte im Rahmen des sogenannten Schlieffen-Plans zur strategischen Aufbesserung der Infrastruktur bei einem möglichen Krieg gegen Frankreich, eine Eisenbahnstrecke zwischen Liblar bei Köln und der Ahrtalbahn verlaufen. Die Bahnstrecke sollte bei Rech an das vorhandene Netz der Ahrtalbahn angeschlossen werden. Im Rahmen der Baumaßnamen wurden fünf Tunnelbauwerke und Brücken im Ahrtal errichtet. Diese sollten vornehmlich dazu dienen, den Höhenunterschied von 100 Metern auf einer Strecke von 8 Kilometern zu überbrücken. Der Silberbergtunnel ist auf der gesamten Strecke der erste.
Die Bahn kam von Ringen aus, sollte über ein Viadukt das Adenbachtal überqueren und direkt im Anschluss in den Silberbergtunnel münden. Nach dem Baubeginn im Jahr 1910 wurde der Bau dieser Bahnstrecke über viele Jahre unermüdlich vorangetrieben. Auch während des ersten Weltkriegs erfolgten Baumaßnamen, zum Teil unter Einsatz russischer Kriegsgefangener. Nach Ende des Ersten Weltkriegs durfte die vormals zweispurig geplante Bahnstrecke zwar nur noch einspurig weitergebaut werden, jedoch verfolgten auch die amerikanischen Besatzungstruppen dieses Projekt, da sie die Strecke als wirtschaftlich sinnvoll erachteten.
Bei der Besetzung des Ruhrgebiets durch französisch-belgische Truppen im Jahr 1923 kam auch das Ahrtal unter französische Besatzung und löste damit die amerikanische Besatzung ab. Frankreich betrachte die Bahnstrecke weniger unter wirtschaftlichen Aspekten, sondern befürchtete einen militärischen Zweck. Als der Baustop kam, war die Eisenbahnstrecke schon fast fertig gestellt. Lediglich das Viadukt über das Adenbachtal fehlte noch.

Nutzung des Silberbergtunnels: Champignon-Anbau und Schutzbunker
Nach der Stilllegung der geplanten Bahnstrecke durch die Franzosen erfolgte eine zivile Nutzung des Silberbergtunnels. Unter der Leitung des damaligen Ahrweiler Bürgermeisters Eiden und mit Unterstützung der NSDAP wurde die Ahr-Edel-Pilzzucht-GmbH gegründet. Die konstante Temperatur von 13 Grad Celsius und die feuchte Dunkelheit, die im Tunnel herrschte, boten ideale Voraussetzungen für den Anbau von Champignons. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten diese aus Frankreich importiert werden. Dabei investierte das Deutsche Reich stets wertvolle Devisen. Nun war man, was diese Produkte betraf, mehr oder weniger unabhängig. Lediglich die Pilzbrut musste noch importiert werden.
Der stillgelegte Eisenbahntunnel bot somit Arbeit für viele Langzeitarbeitslose. Die Männer pflanzten die Brut auf Pferdemist, pflegten und ernteten die Pilze. Die Frauen waren fürs Abpacken und Sortieren zuständig.

In den letzten Kriegsjahren der Zeit zwischen 1944 und 1945 diente der Silberbergtunnel der Ahrweiler Bevölkerung als Schutz vor den Bombenangriffen der Alliierten. Im Tunnel entstand zur damaligen Zeit eine regelrechte Stadt, die zeitweise bis zu 2.500 Personen Schutz bot.
Aus Holz wurden einfache Behausungen gebaut, die bis zu 20 Personen eine Unterkunft boten. Die im Sprachgebrauch „Büdchen“ genannten Baracken waren rechts und links eines Durchgangs, der sogenannten Adolf-Hitler-Allee, errichtet und mit Hausnummern versehen. Die Nummern dienten vornehmlich dem einfacheren Auffinden der entsprechenden Hütte um beispielsweise Post zuzustellen oder dem Arzt das Auffinden eines Patienten zu ermöglichen. Für gewöhnlich verbrachten die Bewohner die Tage im Silberbergtunnel, während sie nachts in die Stadt gingen um ihr Vieh zu versorgen oder benötigte Habseligkeiten zu holen. Neben den Wohnbüdchen befanden sich auch eine Kapelle und eine Arztpraxis im Schutz des Berges. Es entstand eine regelrechte „Stadt im Berg“.
Das Ahrtal lag unter einem besonders intensiven Beschuss der alliierten Truppen. Zum Einen diente die Ahrtalbahn als Nachschubweg für die Truppen der Westfront, zum Anderen wurden in einem der nicht benutzten Tunnel der geplanten Bahnstrecke Bauteile für die V2-Rakete gefertigt. Aufgrund der Fertigungsanlage war es auch möglich die Bewohner des Tunnels mit Strom zu versorgen. Daher kam es, vor allem am Tage, vermehrt zu gezielten Angriffen mit Bombern und Jagdflugzeugen.

Im Juli 2004 wurde auf Initiative des Heimatvereins Alt Ahrweiler der zugewucherte Tunneleingang freigelegt und dient seit dem als Freilichtmuseum, welches über die „Stadt im Berg“ informiert.

(Simone Jakobi, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Quelle
Hinweisschild am Objekt

Internet
www.alt-ahrweiler.de: Die Stadt im Berg (abgerufen 02.12.2015)
www.alt-ahrweiler.de: Gedenkstätte Silberbergtunnel (abgerufen 02.12.2015)

Literatur

Klein, Hans-Georg (2005)
Ahrweiler. Düsseldorf.

Gedenkstätte Silberbergtunnel in Ahrweiler

Schlagwörter
Ort
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler - Ahrweiler
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Museen
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1910

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Gedenkstätte Silberbergtunnel in Ahrweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245928 (Abgerufen: 18. April 2024)
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