Zunfthaus Ahrweiler

Forum altes Zunfthaus Ahrweiler

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bad Neuenahr-Ahrweiler
Kreis(e): Ahrweiler
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 32′ 27,29″ N: 7° 05′ 35,09″ O 50,54091°N: 7,09308°O
Koordinate UTM 32.364.880,92 m: 5.600.511,18 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.529,35 m: 5.601.147,39 m
  • Außenansicht des alten Zunfthauses in Ahrweiler (2015)

    Außenansicht des alten Zunfthauses in Ahrweiler (2015)

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    Jakobi, Simone
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    Simone Jakobi
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  • Teilansicht des alten Zunfthauses in Ahrweiler (2016)

    Teilansicht des alten Zunfthauses in Ahrweiler (2016)

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  • Außenansicht des alten Zunfthauses in Ahrweiler (2016)

    Außenansicht des alten Zunfthauses in Ahrweiler (2016)

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Das Alte Zunfthaus und das Forum altes Zunfthaus sind zwei nebeneinander liegende, miteinander verbundene Gebäude, die früher die Zünfte beherbergten und heute als Goldschmiedeatelier bzw. Veranstaltungsraum dienen.

Auf der rechten Seite des zweiteiligen Baus ist ein zweigeschossiges, giebelständiges Fachwerkhaus zu erkennen. Dieses wurde vor dem Jahr 1775 als Bauerngehöft errichtet und war damals im Besitz der Familie Geller. Besonders ist hier das an der Giebelseite befindliche, sonst in dieser Zusammensetzung in Ahrweiler nicht zu beobachtende, Brüstungsdekor zu erwähnen. Man findet krumme Streben mit und ohne Nasen, ein Andreaskreuz und auf die Spitze gestellte Quadrate aus Winkelstreben. Das Obergeschoss ragt leicht aus dem gesamten Bau hervor.

Das Zunftwesen in Ahrweiler reicht bis an das Ende des 14. Jahrhunderts zurück. Dort fanden sich die ersten handwerklichen Zusammenschlüsse. Als Vorbild wählte man sich vermutlich kirchliche Bruderschaften. Neben dem Wort Zunft war in Ahrweiler auch das Wort Amt für handwerkliche Zusammenschlüsse üblich. Ebenso war der Begriff Bruderschaft gebräuchlich. Die Begriffe Bruderschaft und Zunft lassen sich allerdings nicht komplett voneinander trennen. Ist die Zunft heute ein Zusammenschluss mit vornehmlich wirtschaftlichen Interessen, so war dies im 12., 13., und 14. Jahrhundert anders. Das Leben der Menschen war sehr religiös geprägt. Meist wurde die Tätigkeit in einer Gemeinschaft unter den Schutz eines besonderen Heiligen gestellt. Sein Bild hing im Zunfthaus, viele Zunftstempel trugen seine Abbildung und an seinen Festtagen huldigte man ihm. Im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands hatte die Zunft in Ahrweiler allerdings kein stadtpolitische Bedeutung. Diese lag einzig bei den Huten. Aufgenommen in eine Zunft wurde nur ein Handwerker, der ehelicher Geburt war und von ehelichen Eltern abstammte.
In Ahrweiler fanden sich unterschiedliche Zünfte. Eine der ältesten und wichtigsten war die der Fassbinder und Weinschröter. Denkt man an den vielen Weinbau, ist dies nachvollziehbar. Ebenso gab es die Winzer-, die Hammer- (Schreiner, Zimmerleute, Maurer, Schmiede, Schlosser, usw.), die Bäcker-, die Schuhmacher-, die Löher- und Gerber-, die Schneider- sowie die Fleischhauerzunft.

Durch den Abriss der Nebengebäude bot sich 1891 für den 1861 gegründeten Katholischen Gesellenverein Ahrweiler, heute die Kolpingfamilie, die Möglichkeit, nach 20 Jahren ohne eigene Räumlichkeiten eine Versammlungs- und Begegnungsstätte zu errichten. Es entstand ein 220 Quadratmeter großer Bau, bei dessen Grundsteinlegung am 5. August 1891 der Trierer Weihbischof Heinrich Feiten zugegen war. Der Bau des Saals erfüllte für die Kolpingbrüder drei Ziele. So wurde eine Unterkunft für wandernde Gesellen, eine Begegnungsstätte für die eigenen Mitglieder und eine Bildungsmöglichkeit für junge Handwerker und Kaufleute geschaffen.
Stand der Kolpingverein zu Beginn wirtschaftlich und personell noch gut da, so trafen ihn die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre, die beiden Weltkriege und die Schikanen der Nationalsozialisten in den Jahren 1933-1945 schwer. Viele Mitglieder fielen im Krieg und die Einnahmen fehlten. So verkaufte die Kolpingfamilie das Gebäude im Jahr 1938 an den TUS Ahrweiler für 22.000 Reichsmark, der wiederum durch die NSDAP gezwungen war, seine Jugendherberge in der Ahrhutstraße zu verkaufen. Nach den Kriegsjahren erhielt die Kolpingfamilie das Haus durch den TUS Ahrweiler zurück. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von Bombentreffern verschont, ganz im Gegensatz zur Gaststätte „Vier Winde“, die sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand und dessen ehemaliger Standort heute nur noch als Parkplatz genutzt wird.

1957 wurde das Pfarramt der Stadt Ahrweiler durch den Verband Deutscher Kolpinghäuser aufgefordert, den Namen Kolpinghaus nicht weiter zu verwenden, da man die Beziehung zu diesem Gebäude verloren hatte. Ausbleibende Nutzung durch wandernde Handwerksgesellen und finanzielle Gründe führten schließlich dazu, dass das Gebäude 1977 an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler verkauft wurde.
Nach einer Generalsanierung diente das alte Zunfthaus der Stadt bis zum Jahr 2000 als Veranstaltungsraum. Nach einer Zwischennutzung durch den TUS Ahrweiler (1999-2005) erfolgte der Verkauf des Gebäudes an die Frank & Hagener GbR, die das Gebäude grundlegend renovierte und heute ein Goldschmiedeatelier und einen mietbaren Veranstaltungsraum betreiben.

Kulturdenkmal
Das Objekt „Fachwerkhaus Oberhutstraße 34“ ist ein eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis für den Kreis Ahrweiler 2015, S. 13).

(Simone Jakobi, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Quelle
Hinweisschild am Gebäude

Internet
goldschmiede-hagenau.de: Goldschmiede-Hagenau (Abgerufen am 23.10.2015)
alt-ahrweiler.de: Heimatverein Alt Ahrweiler (Abgerufen am 23.10.2015)
aw-wiki.de: Altes Zunfthaus (Abgerufen am 23.10.2015)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 12. Juni 2023. S. 13, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Ahrweiler, abgerufen am 15.06.2023
Rausch, Jakob / Heimatverein Alt-Ahrweiler (Hrsg.) (1967)
Heimatbuch der Stadt Ahrweiler. Ahrweiler.

Zunfthaus Ahrweiler

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Oberhutstraße 34
Ort
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler - Ahrweiler
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1775

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Simone Jakobi (2015): „Zunfthaus Ahrweiler”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245891 (Abgerufen: 25. April 2024)
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