Rasenparterre der Villa Lindner mit Fontäne

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Sankt Goar
Kreis(e): Rhein-Hunsrück-Kreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 09′ 10,08″ N: 7° 42′ 28,33″ O 50,1528°N: 7,70787°O
Koordinate UTM 32.407.692,08 m: 5.556.419,03 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.407.730,26 m: 5.558.202,04 m
Mit seiner eleganten Pracht zog das herrschaftliche Anwesen der Familie Lindner die Blicke der zahlreichen Menschen an, die Sankt Goar im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert auf ihrer Reise an den Rhein besuchten. Die mondäne Villa am Fuß des ruinengekrönten Hanges zählte zu den exklusivsten Wohndomizilen im Tal. Wesentlich verstärkt wurde der imposante Eindruck des klassizistischen Gebäudes durch die aufwändige Gestaltung des umgebenden Geländes.

Elemente des Rasenparterre
Seitlich der Villa gab es ein ausgedehntes Rasenparterre. In dessen Zentrum befand sich ein mit Sandstein großzügig eingefasster Springbrunnen, dessen Fontäne weithin sichtbar mehr als zehn Meter hoch aufragte. Das Rasenparterre war eingerahmt von einer abwechslungseichen Gehölzpflanzung verschiedener Laub- und Nadelgehölze, die einen deutlichen Kontrast zum leuchtenden Weiß der Fontäne und des Hauses bildeten.

Sorgfältig in ihrer Wirkung aufeinander abgestimmt waren die hier angepflanzten Bäume. Beachtenswert war beispielsweise die Verwendung von Säulenpappeln. Mit ihrem schlanken Wuchs fungierten diese in der Gartengestaltung als Ersatz für die wegen ihrer Frostempfindlichkeit für unser Klima nicht geeigneten Zypressen. Die Säulenpappeln stellten ein Sinnbild für die als chic empfundene mediterrane Landschaft dar.

Ein weiteres Zeichen für die Weltgewandtheit der Grundstücksbesitzer war der zwischen Villa und Springbrunnen gepflanzte Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum). Die zu den größten Bäumen der Erde zählende Art war erst wenige Jahre vor ihrer Pflanzung im Park in den USA entdeckt worden. Mit einer Wuchshöhe von bis zu 80 Metern und einem Stammdurchmesser von über 8 Metern am natürlichen Standort erweckte der Gigant unter den Nadelbäumen schnell das Interesse der zeitgenössischen Gartenplaner.

Heutige Erscheinung
Nachdem die Villa Lindner zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zur Jugendherberge umgebaut worden war, verlor der Park an Bedeutung. Im Jahr 1936 wurde auf dem Rasenparterre neben dem Gärtnerhaus ein neues Wohnhaus errichtet und nach dem ehemaligen Besitzer der Villa Lindner Haus Bernhard genannt. Neben dem Name des Wohnhauses erinnern heute noch einige Elemente des ehemaligen Rasenparterres an die glanzvolle Zeit des Anwesens am Fuß des Sankt Goarer Schlossberges. Der sandsteingefasste Brunnen ist noch erhalten, auch wenn die imposante Fontäne lange nicht mehr in Betrieb ist. Von den einst nach einem sorgfältigen Arrangement gepflanzten Bäumen stehen auf der Fläche noch eine Eibe, eine Scheinzypresse und der alles überragende exotische Mammutbaum, der heute zu den größten Bäumen im Standbild zählt.

(Sebastian Weinand, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Sebald, Eduard (2012)
Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreise. Band 2.3 Stadt St. Goar 1 und 2. (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Teilband 10.) Berlin u. München.

Rasenparterre der Villa Lindner mit Fontäne

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Bismarckweg 17
Ort
56329 Sankt Goar
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1870 bis 1900, Ende 1930 bis 1940

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„Rasenparterre der Villa Lindner mit Fontäne”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245798 (Abgerufen: 19. April 2024)
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