Das Naturschutzgebiet „Weinberg bei Ründeroth“ liegt in Engelskirchen-Ründeroth direkt an der Agger. An dieser Stelle hat der Fluss einen mächtigen Prallhang aus dem Fels gespült, der sich über 120 Meter hoch über den Ort erhebt. Die steile, südexponierte Lage mit offenen Felspartien veranlasste Anfang des 19. Jahrhunderts eine zugezogene Winzerfamilie an dieser Stelle Weinbau zu betreiben. Der Überlieferung nach hatte der Wein aber keine gute Qualität. Geblieben ist der Name und Überreste der alten Weinbergsterrassenmauern. Bis heute finden sich im Weinberg Pflanzen, die vielleicht mit dem Weinbau dorthin gelangt sind. Dazu zählt der Blaurote Steinsame, der normalerweise in den trockeneren, sonnigeren Gefilden an Mosel und Oberrhein vorkommen.
Die markanten Felspartien aus Grauwacke zeigen die Steinbruchnutzung, die dem Weinanbau folgte. Neben einer Vielzahl von Höhlen gibt es deshalb auch Stollen, die aus dieser Zeit stammen. Heute bieten besonders die Höhlen wertvollen Lebensraum für Fledermäuse. Hier leistete der Arbeitskreis Kluterthöhle, eine engagierte Gemeinschaft von Hobby-Höhlenforschern, in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Oberberg wertvolle Grundlagenarbeit, indem er die Höhlen erforschte, kartografierte und vor unliebsamen Besuchern sicherte. Deshalb wurden die Höhleneingänge mit massiven Stahlplatten verschlossen, allerdings mit einem Schlupfloch für die Fledermäuse versehen. Drei Fledermausarten haben hier ihr Winterquartier: die Wasser-, die Bart- und die seltene Fransenfledermaus.
Geprägt wird dieses Gebiet durch die geologischen Formationen, die im Laufe der Erdgeschichte entstanden sind. Im Devon – vor ca. 350-400 Millionen Jahren – lagerten sich Sand- und Tonpartikel in einem Meer am Grunde ab. Der Kontinent lag zu dem Zeitpunkt am Äquator und im Meer gab es ausgeprägte Korallenriffe. Millionen Jahre später falteten sich die bergischen Höhen auf, wobei der Kalk an der Oberfläche gelangte. Zentral gelegen ist hier eine Kalksteinformation, die links und rechts von Grauwacke eingerahmt ist. Auf dem Grauwackeuntergrund haben uralte Buchen und Eichen ihren Standort. Der große Altbaumbestand bietet beste Voraussetzungen für beispielsweise den Schwarzspecht. Dagegen ist der Waldboden hier aber eher spärlich von weiteren Pflanzen besiedelt und hebt sich vom Kalksteinbereich deutlich ab. Eine Vielzahl von kalkgebundenen Gräsern (z.B. Perlgras) sorgt für einen grünen Teppich. Hier streckt sich zum Beispiel das Manns-Knabenkraut, eine seltene Orchideenart, in die Höhe, genauso wie die Türkenbundlilie, das Gelbe Buschwindröschen oder die sagenumwobene Tollkirsche.
(Heimat- und Verschönerungsverein von 1866 e. V. Ründeroth in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Oberberg, 2015. Erstellt im Rahmen des Projektes „Hecke, Hohlweg, Heimat – Kulturlandschaftsvermittlung analog und digital“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege.)
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Empfohlene Zitierweise
Heimat- und Verschönerungsverein von 1866 e. V. Ründeroth (2015), Biologischen Station Oberberg (2015): „Naturschutzgebiet Weinberg bei Ründeroth”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245770 (Abgerufen: 5. Dezember 2024)
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