Ehemalige Volksschule Briedel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 24,5″ N: 7° 09′ 0,29″ O 50,02347°N: 7,15008°O
Koordinate UTM 32.367.490,32 m: 5.542.879,85 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.458,92 m: 5.543.653,45 m
  • Die ehemalige Volksschule Briedel nahe dem Moselufer

    Die ehemalige Volksschule Briedel nahe dem Moselufer

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    Hermann Thur
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  • Die ehemalige Volksschule Briedel inmitten des Ortes

    Die ehemalige Volksschule Briedel inmitten des Ortes

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  • Die derzeit ungenutzte, ehemalige Volksschule Briedel

    Die derzeit ungenutzte, ehemalige Volksschule Briedel

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An der Moselstraße, etwa in der Ortsmitte, steht die alte Briedeler Volksschule. Der mächtige klassizistische Bau prägt maßgeblich die Silhouette von Briedel. Seit 1987 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Baugeschichte
Der Schulunterricht fand über Jahrhunderte im alten Pfarrhaus neben der Kirche, der „Alten Parf“, statt. Die dortigen Räume wurden zu klein und waren bautechnisch nicht mehr gut nutzbar. So begann man 1779 mit der Planung einer neuen Schule „nicht auf dem Berg, sondern im Ort“. Die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen durch die napoleonische Besatzung, infolgedessen das Kurfürstentum Trier als Landesherr und oberste Schulbehörde abgeschafft und auch die Besitztümer des aufgelösten Klosters versteigert wurden , verzögerten die Umsetzung. Zwar konnte die Zivilgemeinde den Pfarrgarten des Klosters als vorgesehenen Standort eines Schulgebäudes vor der Versteigerung durch die Säkularisation bewahren, aber erst als eine preußische Regierungskommission 1827 die Funktion des alten Schulgebäudes endgültig verwarf , wurde der Bauinspektor Nebel aus Koblenz mit der Planung einer neuen Schule beauftragt, die auch umgehend für Baukosten von 5.625 Thalern errichtet wurde. Der zunächst zweistöckige Bau musste jedoch schon 1877 um eine weitere Etage aufgestockt werden und umfasste nun neben vier Schulsälen noch zwei Lehrer-Dienstwohnungen. Im Speicher (Dachgiebel) wurden die alten Akten und Lehrmittel aufbewahrt.

Im Zuge des Abbruchs des Moselbahndammes und des Baus der Umgehungsstraße wurden vor dem Schulgebäude weitere Parkplätze geschaffen und damit der Festplatz der Gemeinde in heutiger Größe gestaltet.

Zur Zeit wird das Gebäude nicht genutzt. Verschiedene Planungen, hier eine moderne Mehrzweckhalle, auch unter Erhaltung der markanten Fassade, zu errichten, scheiterten mehrmals. Die Gemeinde fand keine andere Nutzung und verkaufte das Gebäude an private Interessenten. Dennoch verzögert sich die vorgesehene Renovierung und Umnutzung unter anderem durch Denkmalschutz-Vorgaben.

Geschichte des Briedeler Schulwesens
Briedel stand seit jeher unter der Führung eines Klosters. Da diesem die Schulbildung sehr am Herzen lag, fand in Briedel schon sehr früh ein regelmäßiger Unterricht durch die Pater statt. In den Kirchenbüchern wird berichtet, dass bereits vor 1633 zusätzlich ein gemeindlicher Lehrer in Briedel tätig war.

Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der Schüler massiv zu und erreichte 1873 mit 379 Schülern ihren Höchststand. Nach dem ersten Weltkrieg ging die Schülerzahl zurück, sodass ein Schulsaal für die neu errichtete „Kinderverwahranstalt“ freigemacht werden konnte. Auch der neugegründete Turnverein nutzte viele Jahre abends einen Schulsaal als Übungsraum. Das Gemeindebüro fand nach 1945 auch vorübergehend seinen Sitz in einem Schulraum.

Ende 1939 wurden Teile der Schule von einquartierten Truppen belegt, die auf Ihren Einsatz gegen Frankreich vorbereitet wurden. Der Unterricht fiel daher mehrere Monate überwiegend aus. Gegen Ende des Krieges wiederholte sich das Ganze. Nun waren es rund 1.000 evakuierte Bewohner der umkämpften westlichen Grenzregion, die in Briedel für mehrere Monate Unterschlupf finden mussten. So konnte erst im Oktober 1945 der geregelte Unterricht in der Schule wieder aufgenommen werden. Dabei wurden wegen Lehrermangels sechs Klassen in drei Räumen im Zweischichtbetrieb unterrichtet.

Die Sanitäranlagen waren im Nebenbau und die Schüler mussten bei jedem Wetter über den Schulhof gehen. Nur für den Kindergarten war 1929 eine kleine Toilette innen eingerichtet worden. Der Zustand der WC-Räume war nach dem Krieg desolat. So wurde die ganze Schule 1948 für mehrere Tage gesperrt. Die Kinder mussten eine Woche lang in den Nachbarort Pünderich zur Schule gehen, bis eine Notanlage errichtet war. Eine Weinsammlung erbrachte 558 Flaschen Wein, mit denen das notwendige Baumaterial gehamstert (getauscht) werden und die Reparaturarbeiten aufgenommen werden konnten.

Die drei großen Keller unter der Schule wurden im zweiten Weltkrieg als Luftschutzräume genutzt. Der Haupteingang wurde auf die Schulhofseite verlegt und die Treppenanlage 1964 umgestaltet. Seither sind die Räume Stau- und Lagerraum für das Briedeler Weinfest.

Bei der Sprengung der Moselbahnbrücke durch die zurückweichende Wehrmacht wurde das Schulgebäude im März 1945 beschädigt. Alle Fenster waren kaputt und eine 25 Meter lange Eisenbahnschiene hatte das Dach durchschlagen.

Weiter zurückgehende Schülerzahlen und die Errichtung einer überörtlichen Hauptschule ließen nur noch vier kleine Grundschuljahrgänge in Briedel. Daraufhin wurde der Schulbetrieb 1971 mit dem in Pünderich zusammengelegt. Seit 1987 steht das Gebäude nunmehr leer.


(Michael Hennerici, Universität Koblenz-Landau 2015; Herrmann Thur, Briedel 2022)










Literatur

Gilles, Karl-Josef; Fatin, Natalie; Stölben, Albert / Gemeinde Briedel; Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes (Hrsg.) (1998)
Die Geschichte der Gemeinde Briedel bis 1816. 1250 Jahre Briedel. In: Ortschroniken des Trierer Landes, Band 30, Trier.

Ehemalige Volksschule Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Moselstraße 33
Ort
56867 Briedel
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1831 bis 1832, Ende 1984 bis 1987

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„Ehemalige Volksschule Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244665 (Abgerufen: 27. April 2024)
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