Das Bronzestandbild „Ernst der Salmfischer“ steht stellvertretend für das über Jahrhunderte hinweg andauernde Handwerk der Salmfischerei in Sankt Goarshausen. Diese lebensgroße Darstellung aus Bronze wurde von der Künstlerin Jutta Reiss im Auftrag der Bürgerinitiative Altstadt Sankt Goarshausen geschaffen. Von der Idee bis zur Fertigstellung vergingen vier Jahre. Die Kosten von 32.000 € übernahmen die Europäische Union und das Land Rheinland-Pfalz und 37 private Spender.
Vorbild für die Statue war Ernst Greiff, einer der letzten vier Salmfischer von Sankt Goarshausen. Die Künstlerin schuf die Gestalt und das Gesicht anhand von alten Fotos. Ernst Greiff, sowie seine drei Fischerkollegen, wurden zum Zweiten Weltkrieg eingezogen aus dem er nicht mehr zurückkehrte.
Zur Geschichte der Salmfischerei in Sankt Goarshausen
Sankt Goarshausen liegt rechtsrheinisch am Mittelrhein und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Durch seine Lage am kurvenäußeren Ufer (sogenannter Prallhang mit wenig ebener, bebaubarer Fläche) waren Landwirtschaft und flächenintensive Bewirtschaftung seit jeher nur schwerlich möglich. Daher mussten sich die Einwohner von Sankt Goarshausen wirtschaftlich auf andere Zweige spezialisieren. So begünstigten der Hasenbach und der Forstbach, welche von der Hochebene dem Rhein zufließen, die Ansiedlung von Mühlen. Auch der Fährbetrieb mit dem gegenüberliegenden Sankt Goar war seit Beginn der Entwicklung der Stadt von Bedeutung.
Der Fang von Rheinsalm prägte die Geschichte der Stadt über mehrere Jahrhunderte hinweg. Am 26. Mai 1387 wird Sankt Goarshausen erstmalig mit dem Fischfang in Verbindung gebracht. Ein Bürger aus Sankt Goarshausen schloss einen Pachtvertrag für die Salmfischerei mit der Stadt.
Der Rhein war bis zur Industrialisierung und der damit verbundenen schlechter werdenden Wasserqualität sehr fischreich. Am Mittelrhein zwischen Andernach und Sankt Goarshausen ruhte sich der Rheinsalm auf seinem langen Weg, von den Niederlanden kommend, zu seinen Laichplätzen aus. Im sogenannten Waage (bzw. Waag, Woog oder Wooge) waren die Rheinsalme besonders zahlreich anzutreffen. Dabei handelt es sich um zum Teil stehendes bzw. stauendes Wasser, welches entweder natürlich oder zum Zwecke der Fischerei am Rhein angelegt war. Wenn sich der Rheinsalm nun in solch einem Waage ausruhte, war es leicht ihn zu fischen.
Das Fischereirecht besaß seinerzeit der König. Er hatte das sogenannte Regal inne, welches er an die am Mittelrhein anliegenden Landesherren veräußerte. Diese wiederum verpachteten das Recht an Fischer, welche dann einen Teil des Fangs als sogenannte Pachtsumme abführen mussten. So war die Salmfischerei ein lohnendes Geschäft für alle Beteiligten, auch wenn die jährliche Fangmenge stark schwankte. So wurden 1745 insgesamt 10.639 Pfund und 1746 20.400 Pfund Rheinsalm gefangen. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war die Salmfischerei kein lohnendes Geschäft mehr, insbesondere, weil die Niederländer im Deltarhein den Rheinsalm in großer Menge abfischten, bevor er seinen Weg über den Niederrhein an den Mittelrhein antreten konnte.
(Manuel Schellhas, Universität Koblenz-Landau, und freundliche Hinweise von Herrn Werner Bonn, Archivar der Stadt Sankt Goarshausen, 2015)
Internet
www.genios.de: St. Goarshausen hat wieder einen Salmfischer (Rhein-Zeitung vom 01.10.2012, abgerufen 25.10.2015)
www.jutta.reiss.de: Ernst der Salmfischer in Sankt Goarshausen, Jutta Reiss (abgerufen 25.10.2015)
www.loreleystadt.de: Die Geschichte von St. Goarshausen (abgerufen 25.10.2015)
www.rheinreise.de: Sankt Goarshausen (22.10.2015)