Denkmalbereich „Gummersbach - Altstadt“

Ortskern

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Gummersbach
Kreis(e): Oberbergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 01′ 41,65″ N: 7° 33′ 48,42″ O 51,02824°N: 7,56345°O
Koordinate UTM 32.399.261,30 m: 5.653.946,83 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.399.295,63 m: 5.655.768,30 m
Gummersbach liegt östlich von Köln im Bergischen Land. Der Raum Gummersbach wurde im frühen 9. Jahrhundert vom Rheintal aus besiedelt, an einem Höhenweg von Ründeroth nach Lieberhausen. Eine vom Kölner Stift St. Severin gegründete Kirche ist am Hang des Kerbergs um 850 nachgewiesen; sie ist Mutterkirche der Kirchen der umliegenden Orte.

1109 wird der Ort Gummersbach erstmals urkundlich erwähnt. Vom 13. Jahrhundert bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts war Gummersbach im Besitz der Grafschaft Mark; seit 1614, mit Ende des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits, war das Dorf Teil der ab 1631 reichsunmittelbaren Herrschaft Gimborn-Neustadt. Ein Stadtbrand zerstörte 1652 die gesamte Bebauung des Dorfes. Erst Ende des 18. Jahrhunderts erfuhr Gummersbach insbesondere durch überregionalen Handel einen wirtschaft­lichen Aufschwung. 1813 wurde im Rahmen des preußischen Chausseebaus die „Wetterauer Straße“, die heutige Kaiserstraße / Hindenburgstraße, angelegt; sie löste die Markt­straße als Hauptstraße des Ortes ab. Gummersbach ist seit 1825 Kreisort und erhielt 1857 Stadtrechte. Textil- und Papierfabriken sowie die Dampfkesselfabrik Steinmüller beeinflussten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Entwicklung der Stadt.

Ein Stadtbrand vernichtete 1652 nahezu alle Bauten des Ortes; lediglich die evangelische Kirche ist mit älterer Bausubstanz erhalten. Da beim Wiederaufbau das Straßen- und Wegenetz erhalten blieb, dokumentiert die Form, Lage und Ordnung der Bauern- und Bürger­häuser des 18. und 19. Jahrhunderts zueinander und zu den Freiflächen den überlieferten Charakter des alten Dorfes. Querdielenhäuser in Fachwerkständerbauweise, teils mit Erdgeschossen in Grauwackebruchstein, wie das Pfarrhaus an der von-Steinen-Straße, die Häuser am Markt oder in der Bachstraße 1 repräsentieren diesen älteren bäuerlich-handwerklich geprägten Typus. Die Wohn-Geschäftshäuser von Kaufleuten Im Baumhof 3/4, Brücken­straße 4 oder am Kerberg 2 zeigen unter Beibehalten von Materialien und Bauweise durch ihre Gestaltung mit barockem Türmchen, Giebel-Querhaushaus, geschwungenen Gauben, Risalit oder klassizistischem Blendgiebel einen Funktionswandel und den Aufstieg zum Bürgerlichen. Einige wenige Wohnhäuser an der Kaiserstraße zeigen im Denkmalbereich die gründerzeitliche Stadtentwicklung, die ansonsten außerhalb des Ortskerns lief, auf.

Der Denkmalbereich Altstadt Gummersbach umfasst das Marktviertel am Kerberg um die evangelische Kirche und den unterhalb gelegenen so genannten „Baumhof“ und so im wesentlichen die städtebauliche Entwicklung des Dorfes bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die anschließenden Bereiche sind durch Industrie und Flächensanierung der 1970er Jahre geprägt. Wertgebend und durch die Denkmalbereichssatzung geschützt sind: die signifikante topographische Lage am Hang mit ihren Stützmauern, Treppen und freiliegenden Kellerzugängen; der Ortsgrundriss sowie Straßen, Wege und Plätze; die regionale Bauweise in traditionellen Bau­formen mit Baumaterialien wie Grauwackebruchstein oder Schiefer sowie die reizvollen Bilder innerhalb des Ortes mit den Sichtbezüge auf die dominante evangelische Kirche, wie sie schon in Bildern des frühen 19. Jahrhunderts dargestellt wurden.

Grundlage der Satzung ist eine Studienarbeit von 1996 im Fach Historische Ortsanalyse des Aufbaustudiums Baudenkmalpflege der Fachhochschule Köln. Die öffentliche Auslegung der Satzung Ende 1997 wurde durch einen Pressetermin, eine Bürgerversammlung und die Herausgabe eines Faltblattes begleitet. Nach Einarbeitung einiger Anmerkungen der Oberen Denkmalbehörde im Genehmigungsverfahren zum räumlichen Geltungsbereich und zu den Rechtsfolgen wurde die Satzung 2000 erneut beschlossen und öffentlich ausgelegt. Für das Gebiet des Denkmalbereichs liegt seit 1977 auch eine Gestaltungssatzung vor, mit der ursprünglich auch denkmalpflegerische Ziele verfolgt wurden; sie ersetzte eine Ortssatzung gegen Verunstaltung von 1913. Die Ziele und Inhalte der Bebauungspläne 48 und 96, die den Denkmalbereich teilweise überlagern, wurden im Satzungsverfahren auf ihre Übereinstimmung mit den Zielen und Schutzgegenständen der Denkmalbereichssatzung überprüft. Denkmalrechtliche Erlaubnisverfahren seit 2000 betrafen u.a. das Einfügen von Neubauten das historische Stadtgefüge.

(Heinrich Walgern, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2009, aus Pufke (Hrsg.) 2016)

Literatur

Mailandt, Irmgard (1996)
Entwurf einer Denkmalbereichssatzung für die Altstadt Gummersbach. (Manuskript Seminararbeit Fachhochschule Köln.) o. O.
Ossenbrink, Jochen (1995)
Gestaltwandel, Denkmalschutz und Stadtgestaltung in Gummersbach. In: Beiträge zur Oberbergischen Geschichte 5, S. 156-173. o. O.
Ossenbrink, Jochen / Mainzer, Udo (Hrsg.) (2004)
Vom Gutachten zur Satzung. das Satzungsverfahren bei Denkmalbereichen. In: Denkmalbereiche - Schutz und Praxis : Vortragstexte der Tagung am 7. November 2001 im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Bonn, S. 56-65. Essen.
Pomykaj, Gerhard (2006)
Gummersbacher Geschichte. Band 2: Vom Beginn der Napoleonischen Herrschaft bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Gummersbach.
Pomykaj, Gerhard (1993)
Gummersbacher Geschichte. Band 1: Von den Anfängen bis z. Beginn d. Napoleonischen Herrschaft 1806. Gummersbach.
Pufke, Andrea (Hrsg.) (2016)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 83.) S. 166-168, Petersberg.
Woelke, Jürgen / Stadt Gummersbach (Hrsg.) (1982)
Vom Dorf zur Stadt - Gummersbach im 19. Jahrhundert. In: 125 Jahre Stadtrechte (1857-1982), Gummersbach.

Denkmalbereich „Gummersbach - Altstadt“

Schlagwörter
Ort
51647 Gummersbach
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Denkmalbereich „Gummersbach - Altstadt“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-69894-13062019-293791 (Abgerufen: 19. April 2024)
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