Der Ort Bödingen liegt ca. 200 Meter über dem Siegtal an den Südhängen des Bergischen Landes. Er verdankt seine Entstehung ausschließlich der seit beinahe 600 Jahren bestehenden Wallfahrt zu einem in der Mitte des 14. Jahrhunderts aufgestellten, wundertätigen Marienbild. 1397 bis 1408 wurde am Kreuzungspunkt der aus Lauthausen und Oberauel kommenden Wege auf einem weithin sichtbaren Acker die spätgotische Wallfahrtskirche erbaut. Mit der Anbindung dieses Standortes an den alten, die Rheinebene mit dem Siegerland verbindenden Handelsweg, genannt Eisenstraße, wurde Bödingen zur vielbesuchten Pilgerstätte.
Im Jahre 1423 rief Adolf von Berg, Landesherr von Bödingen, die Augustinerchorherren an den Wallfahrtsort, die mit ihrer Klostergründung einen Mittelpunkt religiöser Erneuerung schufen. Neben Kloster und Kirche entstand im 15. Jahrhundert eine Ortschaft, die ganz auf das Kloster eingerichtet war. Die Bevölkerung arbeitete entweder für das Kloster oder lebte von der Beherbergung und Bewirtung der Pilger. Neben der Wallfahrt begünstigte das umliegende fruchtbare Ackerland die Entwicklung des Ortes. Zum Kloster gehörte ein ausgedehnter Grundbesitz mit zahlreichen Weinbergen. Durch Schenkungen und Stiftungen wurde „Marienbödingen“ zu einem wohlhabenden Wallfahrtsort. 1677 bis 1732 wurde ein neues Kloster erbaut, dessen Nord- und Ostflügel bis heute erhalten sind. Bis zur Säkularisation 1803 bildete das Augustinerkloster den geistlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mittelpunkt der Gegend. Nach seiner Aufhebung kam dem Ort neue Bedeutung als weltliches Zentrum der Gemeinde Lauthausen zu. Die Wallfahrtskirche wurde zur Pfarrkirche der umliegenden Dörfer. In den erhaltenen Klosterflügeln wurden die Schule und ab 1817 auch das Bürgermeisteramt untergebracht. 1815 fiel Bödingen Preußen zu. Nach der Aufhebung des Klosters kam die Wallfahrt beinahe zum Erliegen, und die Kirche verfiel. 1884 bis 1900 erfolgte die Wiederherstellung der ehemaligen Wallfahrtskirche. Seit 1957 werden die immer noch zahlreichen Pilger wieder durch Klostergeistliche, Oblaten des hl. Franz von Sales, betreut. Der Ort Bödingen gehört heute zu der Stadt Hennef.
Der Denkmalbereich umfasst den gesamten Siedlungsgrundriss einschließlich seiner engeren Umgebung. Er setzt sich zusammen aus dem ummauerten ehemaligen Klosterbezirk mit Wallfahrtskirche, altem Kirchhof, neuem Friedhof und den Klostergebäuden, dem erweiterten, aus dem Klostergut hervorgegangenen Gutshof, des Weiteren der angrenzenden Ortschaft mit ihren z.T. denkmalwerten Fachwerkhäusern und Gehöften. Ebenfalls innerhalb der Bereichsgrenzen liegt das ortsnahe Umland, bestehend aus landwirtschaftlichen Nutzflächen und unbebauter Landschaft. Weiterer Bestandteil ist der von Lauthausen kommende Wallfahrtsweg, der 1756 angelegt wurde.
Die schützenswerte Ortssilhouette präsentiert sich von Lauthausen und der Stadt Blankenberg aus. Sie wird durch die Wallfahrtskirche mit den umliegenden Klostergebäuden und die Dachlandschaft der historischen Straßenzüge geprägt. Erhaltenswert ist ebenso der historische Siedlungsgrundriss, der in Wegeführung, Parzellierung und Bebauung im Wesentlichen der Urkatasteraufnahme aus dem Jahre 1827 entspricht.
Das Erscheinungsbild der Ortschaft ist bis heute von der Landwirtschaft bestimmt. Im Wechsel trauf- und giebelständig angeordnete zweigeschossige Gebäude vermitteln den Eindruck geschlossener Straßenbilder. Den Vorderhäusern sind gehöftartig Nebengebäude zugeordnet. Die Satteldächer sind mit dunklen Tonziegeln gedeckt, die Außenfassaden in traditionellen Materialien ausgeführt, beispielsweise fachwerksichtig, schieferverkleidet oder bruchsteinsichtig.
Die landschaftlich reizvoll gelegene Ortschaft mit ihrer bedeutenden gotischen Kirche spiegelt auch heute noch anschaulich einen mittelalterlichen Wallfahrtsort, bestehend aus Kirche und Kloster mit Klosterhof und dazugehöriger Ortschaft, wider. Besondere Bedeutung kommt Bödingen als Mittelpunkt religiöser Erneuerung mit bis heute nachhaltiger Anziehungskraft auf zahlreiche Pilger zu.
Am 21.7.1989 trat die Denkmalbereichssatzung zum Schutz des Ortskerns Bödingen in Kraft, die Siedlungsgrundriss, Bestand und Ortssilhouette sichern soll. Zum Schutz der von Wallfahrt und Kloster geprägten umliegenden Kulturlandschaft wurde 1994 vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege ein Gutachten für einen großflächigen Denkmalbereich erarbeitet. Neben dem Wallfahrtsort Bödingen umfasst er einen Abschnitt des Siegtals als Vorfeld für das charakteristische Landschaftsbild sowie den gegenüberliegenden Berg mit Burg und Stadt Blankenberg. Gleichzeitig werden weitere kulturhistorische Anlagen und Nutzungen geschützt, darunter die Prozessionswege der Wallfahrer, die sternförmig aus verschiedenen Richtungen nach Bödingen hinaufführen sowie die zahlreichen Weinbaurelikte als Zeugen einer besonderen Bodennutzung.
(Karin Herzfeld, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1340 bis 1360
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