Mineralölwerk Lützkendorf („Addinolwerk“)

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Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Braunsbedra
Kreis(e): Saalekreis
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Koordinate WGS84 51° 17′ 37,41″ N: 11° 51′ 39,43″ O 51,29373°N: 11,86095°O
Koordinate UTM 32.699.463,73 m: 5.686.376,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.490.406,13 m: 5.684.330,05 m
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  • Mineralölwerk Lützkendorf (""Addinolwerk"") - Gebäuderelikte

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  • Mineralölwerk Lützkendorf (""Addinolwerk"") - vrebliebener Gebäudebestand

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  • Mineralölwerk Lützkendorf (""Addinolwerk"") - ehemalige Werksfeuerwehr

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  • Mineralölwerk Lützkendorf (""Addinolwerk"") - Relikte der Gleisstrecken

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1916 wurde durch die Rütgerswerke sowie u. a. die Aktiengesellschaft Hirsch Kupfer- und Messingwerke die Vereinigte Kursächsische Braunkohlen-, Gas- und Kraft-Gesellschaft m.b.H. gegründet. Ziel war die Errichtung eines Schwelwerkes in Lützkendorf/Krumpa zur Verarbeitung von Braunkohle „auf Gas, Kraft und Nebenprodukte“, das von der nahen Grube Cecilie der Werschen-Weißenfelser Braunkohlen AG mit Braunkohle beliefert wurde (auch: „Geiseltalwerke der Rütgerswerke A.-G.“). Man versuchte mithilfe eines Prinzips aus der Schieferverschwelung die mit ca. 5 Prozent bitumenarme Rohkohle des Geiseltales in einer Rohbraunkohlen-Generatorvergasung zu verarbeiten, was aus verschiedenen rohstoffbedingten und technischen Gründen nicht sehr erfolgreich war. Um 1936 wurde das Werk von der Wintershall AG übernommen, Altanlagen abgerissen, das Werk als Hydrierwerk ausgebaut und erweitert. Die Braunkohle des Geiseltals wurde jetzt mithilfe der Fischer-Tropsch-Synthese als Rohstoff für die Produktion synthetischer Treibstoffe wie Benzin und Diesel sowie Treibgas und von Schmierölen eingesetzt. Dafür wurde u. a. Ende der 1930er-Jahre die nahegelegene Braunkohlengrube Cecilie von der Wintershall AG aus dem Bestand der Anhaltischen Kohlenwerke AG (AKW) übernommen. Weiterhin wurde Ende der 1930er-Jahre eine Erdöldestillation ergänzt. Für das Tochterunternehmen NITAG (Naphtaindustrie und Tankanlagen AG, Berlin) wurden Produkte für die Handelsmarken Nitalin (Fahrbenzin), Nital (Benzin-Benzol-Gemisch) und Vitamol (Motoröl) hergestellt. Auch für die Synthese benötigte Katalysatoren wurden auf dem Werksgelände in der sog. Katorfabrik, einem von der Ruhrchemie AG unter 50-prozentiger Beteiligung der Wintershall AG errichteten Werksteil hergestellt. Im Mineralölwerk Lützkendorf wurden während des Zweiten Weltkriegs Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge aus Buchenwald ausgebeutet. Zu den ca. 4000 Stammarbeitskräften kamen zeitweise 4000 weitere, zu deren Unterbringung keine der ca. 400 Werkswohnungen, sondern eigens errichtete Barackenlager, aber auch die Schule in Braunsdorf genutzt wurden. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1944/45 wurde die Region Merseburg aufgrund ihrer Bedeutung für die Rohstoffversorgung des NS-Regimes stark bombardiert und zerstört, darunter ab Mai 1944 auch das Mineralölwerk in Lützkendorf/Krumpa. Hydrierung und Synthese wurden infolge der schweren Beschädigungen nach dem Angriff am 12. Mai 1944 außer Betrieb genommen und konnten bis Kriegsende nicht wieder aufgenommen werden. Heute befinden sich auf dem Gelände noch ein Bunker von 1944 des Typs „Salzgitter“, entwickelt speziell für die Chemieindustrie, von denen ursprünglich 16 auf dem Werksgelände errichtet werden sollten. Außerdem eine Einmann-Splitterschutzzelle und ein Mahnmal (42000217). Schon im Oktober 1945 wurde der Wiederaufbau beschlossen und bereits November 1945 in einigen Bereichen wieder produziert. Der Wiederaufbau ging weiter und 1947 wurde das Werk von der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) in Besitz der Provinz Sachsen übergeben und als VEB Mineralölwerk Lützkendorf, Krumpa weiterbetrieben. Parallel dazu wurde das Werk in den Jahren nach Kriegsende tlw. zur Leistung von Reparationen abgebaut. 1948 wurde es in die „Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Kohlenwertstoffe“ in Halle (Saale) eingegliedert und ab 1958 der VVB Mineralöle und organische Grundstoffe in Halle (Saale) unterstellt. Da die Treibstoffherstellung bzw. Hydrierung aus Kohle gegenüber der Petrochemie wirtschaftlich nie konkurrenzfähig war und v. a. aus Gründen der Autarkiepolitik verfolgt wurde, stellte man auch in Lützkendorf im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg die Produktion im Laufe der 1950er-Jahre komplett auf die Verarbeitung von Erdöl um. Im Kraftwerk wurde aber weiter Geiseltaler Braunkohle verbrannt. Bis 1986 erhielt das Werk Kohle über die Bandanlage vom Kohlebunker am Rande des Tagebaus in Geiselröhlitz (Neumark). Dieser Bunker des Braunkohlenwerkes (BKW) Geiseltal belieferte auch die Leunawerke, Buna und die Brikettfabrik Pfännerhall mit Kohle. Wegen Abbaggerung im Rahmen der Ausbreitung des Tagebaus musste ein neuer Grabenbunker auf dem Werksgelände gebaut werden. Dieser wurde mit Zügen aus dem Tagebau bedient. Auch die Werksbahnstruktur und Anbindung an das Reichsbahnnetz mussten über die Jahrzehnte verändert werden. Das Werk wurde ab 1958 nach Beschluss der SED zu einem Chemieprogramm unter dem Motto: „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“ grunderneuert und die neuen Bereiche Kraftwerk, Destillation, Raffination und Entparaffinierung gingen ab 1967 (neben den Raffinerien in Schwedt in Leuna II) in Betrieb. 1969 wurde das Werk dem VEB Schmierstoffkombinat Zeitz und ab 1970 dem VEB Hydrierwerk Zeitz angegliedert, welches wiederum dem VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt (PCK) zugehörig war. Mit 3600 Mitarbeitenden war es in den 1960er-Jahren der größte Schmierölproduzent der DDR. Ein seit 1960 bestehendes Wissenschaftlich-Technisches Zentrum wurde zu einem Kompetenzzentrum der Schmieröl-Forschung. Der bekannte Markenname „Addinol“ für die im Mineralölwerk Lützkendorf erzeugten Schmierstoffe stand bald für sehr hochwertige, auch international konkurrenzfähige Produkte.1977 wurde eine Pipeline aus dem Erdöl-Tanklager Leuna II Spergau nach Lützkendorf in Betrieb genommen. Für die „Chemiewerker“ gab es zahlreiche soziale Einrichtungen, darunter Werkswohnungen der 1930er-Jahre (42000210, 42000176) und der 1950er-Jahre in Braunsbedra, Kindergärten, Schulen, medizinische Versorgung und ab den 1950er-Jahren Freizeit- und Erholungsanlagen wie das Kulturhaus „Ernst-Thälmann“ mit Schwimmbad (42000035), eine Betriebsberufsschule sowie Ferienheime. Nach Ende der DDR wurde das Werk 1994 zur ADDINOL Mineralöl GmbH privatisiert, die den Standort ab 1996 zurückbaute und 1998 als ADDINOL Lube Oil GmbH Forschung, Produktion und Vertrieb in die Leunawerke verlegte. Erhalten sind auf dem mehrfach erweiterten Gelände Verwaltungs- und Wohngebäude aus der Zeit der Vereinigten Kursächsischen Braunkohlen-, Gas- und Kraft-Gesellschaft m.b.H. um 1915 (42000197, 42000198) vor dem Ausbau des Werkes 1936 in der Hauptstraße 23, 34A und 36, sowie eine Reihe von Hochbauten in repräsentativer Klinkerarchitektur, darunter bspw. die ehemalige Verwaltung und das Kasino (42000031). Von den Neubauten der Zeit seit 1965 besonders erwähnenswert sind die Feuerwache und ein Schalterhaus, darüber hinaus die Werksbahn mit Stellwerk, sowie ein Lokschuppen, Werkshallen und Tanks.

Datierung:
  • 1915 - 1998
  • Bauphase(n): 1936; 1946; ab 1956; Rückbau ab 1996

Quellen/Literaturangaben:
  • http://www.dasgeiseltal.de/content/kohlechemie/kursaechsische-gas-und-kraft-gmbh-/

BKM-Nummer: 42000038

Mineralölwerk Lützkendorf („Addinolwerk“)

Schlagwörter
Ort
Braunsbedra
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Mineralölwerk Lützkendorf („Addinolwerk“)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-42000038 (Abgerufen: 19. März 2025)
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