Nach 1945 war die Villa Sitz des Standortkommandanten der Roten Armee. Als der Betrieb der Brikettfabrik, nun Bfk. 66 genannt, in den 1950er Jahren wieder aufgenommen wurde, baute man das ehemalige Direktorenhaus zu Verwaltungs- und Wohnzwecken um. Hier waren Konstruktionsbüros und die Projektierungsabteilung der Braunkohlenveredelung Lauchhammer (BVL) untergebracht.
Nachdem der Betrieb 1993 zum Erliegen kam, wurden die technischen Anlagen demontiert und die meisten baulichen Anlagen rückgebaut. Damit ist die Villa eines der letzten Zeugnisse der einstigen Brikettfabrik Milly und besitzt mit geschichtlicher und städtebaulicher Bedeutung Denkmalwert.
Es handelt sich um eine typische und zugleich spät entstandene gründerzeitliche Villenarchitektur, die dem Repräsentationsbedürfnis der aufstrebenden Industrieschicht um die Jahrhundertwende entspricht. Der sich in einem ausgesprochen guten Erhaltungszustand präsentierende zweigeschossige Bau mit einer Fassadengestaltung aus gelben Klinkersteinen, die aus der Ziegelei Schacksdorf bei Finsterwalde stammen, besitzt zahlreiche Wandvorsprünge und Anbauten, wie einen vorgelagerten Wintergarten (aktuell in Restaurierung), eine Veranda, eine Loggia, einen polygonalen dreigeschossigen Turm mit Dachhelm und einen Mittelrisalit mit geschweiftem Giebel. Das Walmdach wurde bei einem nachträglichen Dachausbau nach 1945 mit breiten Gauben geöffnet. Die Gliederung der Fassade erfolgt durch gleichmäßige Fensteröffnungen, verschiedene Gesimse und bandartig ausgebildete Ziegellagen. Bemerkenswert sind überdies schmiedeeiserne Fassadendetails und teilweise noch bauzeitlich erhaltene Türen und Fenster.
Datierung:
- Erbauung: 1898-1900
Quellen/Literaturangaben:
- Denkmalgutachten, Hida-Nr.: 09120307.
- LHASA: F 504, Braunkohlen- und Brikett-Industrie AG, Berlin, Werksdirektion Mückenberg, 1866-1958.
- Kommission für Betriebsgeschichte im Auftrage der SED-Betriebsparteiorganisation des VEB Braunkohlenkombinat Lauchhammer (Hg.): Bergarbeiterland im Aufbruch. Geschichte des VEB Braunkohlenkombinat Lauchhammer, Bd. 1, Bd. 2, Berlin 1969/1970.
BKM-Nummer: 32001982
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)