Mit der Brikettfabrik wurde ein werkseigenes Kraftwerk errichtet, das die Brikettpressen antrieb und Wärmedampf erzeugte, der zur Trocknung der Braunkohle notwendig war. Ab 1937 entstand ein zweites Kraftwerk mit größerer Leistung, das auch die 1940 in Betrieb genommene Verbundanlage Marie-Anne V a versorgte. Nach 1945 wurden die technischen Anlagen vollständig demontiert und als Reparationsleistungen in die Sowjetunion verbracht.
Mit Entstehung der Kokerei, die bis 1958 etwa 500 m weiter westlich errichtet worden war, wurden die baulichen Anlagen der ehemaligen Brikettfabrik Marie-Anne in die Planung miteinbezogen: Nach technischer Neuausstattung wurde die alte Fabrik als Brikettfabrik 65 für die Herstellung von Feinkornbriketts ausgebaut. Da die Kapazitäten für den Betrieb der Kokerei nicht ausreichten, entstand bereits ab 1954 eine vollständig neue Brikettfabrik 64. Beide Brikettfabriken dienten ausschließlich als Zulieferer für die Kokerei und waren mit einer Förderbandanlage an diese angebunden. Die produzierte Tagesleistung betrug 1.620 t Feinkornbriketts.
Mit dem Ausbau der Brikettfabriken wurde auch das alte Kraftwerk technisch instand gesetzt. Als Kraftwerk 64 trieb es die Brikettpressen beider Fabriken an und versorgte die Sozialgebäude sowie einen Teil der Stadt Lauchhammer mit Fernwärme. Zwischen 1969 und 1970 sowie zwischen 1972 und 1982 wurden die technischen Anlagen ausgebaut und erneuert.
In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die Brikettfabrik, die Verbundanlage und das Kraftwerk aus den benachbarten Gruben Milly und Marie-Anne mit Braunkohle versorgt. In der DDR-Zeit wurde die Braunkohle aus dem weiter nördlich liegenden Tagebau Kleinleipisch gefördert.
Mit der Wende wurden die Kokerei und der Betrieb 64/65 sukzessive stillgelegt: Die Fabrik 65 ging im Mai 1990, die Fabrik 64 im März 1993 und das Kraftwerk im Oktober 1994 außer Betrieb. Die Fernwärmeversorgung übernahm von nun an das neu errichtete Heizkraftwerk Lauchhammer.
Die baulichen und technischen Anlagen sind heute fast vollständig rückgebaut. Erhalten sind das Zechenhaus mit Kaue, Sozial- und Büroeinheiten aus der Zeit um 1911 sowie das Fernwärmeleitungssystem, das mit Errichtung des Kraftwerks 64 im Jahr 1954 ans Netz ging. Auf dem ehemaligen Brikettfabrikgelände befinden sich heute zwei Solarfelder.
Datierung:
- Erbauung Kraftwerk 2:: 1937
- Erbauung Brikettfabrik Va:: 1940
- Teilrückbau: 1945
- Erneuerung:: 1951-1954; 1969-1970; 1972-1982
- Errichtung: 1989/1911-1914
- Stilllegung: 1990-1994
- Rückbau: nach 1994
Quellen/Literaturangaben:
- Weser, Isolde: Lauchhammer. Auf den Spuren der Geschichte, Leipzig 2017, S. 190.
- LMBV (Hg.): Plessa, Lauchhammer, Schwarzheide, in: Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven, Nr. 5, Senftenberg 2016, S. 4f., 12f.
- Weser, Isolde: Lauchhammer. Geschichte einer Stadt, Horb am Neckar 2003, S. 212.
BKM-Nummer: 32001904
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)