1889 begann die werkseigene Brikettierung mit drei Pressen. Schon kurz nachdem die Produktion angelaufen war, musste sie wegen Rissen in einem der Schornsteine pausieren. Weitere Unterbrechungen fanden im Laufe der Zeit aufgrund von Kohlestaubexplosionen statt. Neben den damit verbundenen Reparaturen wurde der Betrieb stetig weiterentwickelt. So wurde 1902 eine elektrische Kraftübertragungs- und Beleuchtungsanlage in Betrieb genommen und die Dampfantriebsaggregate der Brikettpressen wurden durch Motoren ersetzt. Die Erweiterung auf sieben Brikettpressen stellte einen weiteren Meilenstein dar. Ein eigener Kohlebunker wurde 1922 errichtet. 1938 waren insgesamt 21 Pressen in Betrieb. Wie viele andere Brikettfabriken, wurde auch diese Ende der 1940er Jahre zur Leistung von Reparationszahlungen teildemontiert. Der Wiederaufbau erfolgte jedoch schnell und wurde durch die Übernahme von Anlagen anderer Brikettfabriken, die nicht wieder aufgebaut werden sollten, unterstützt. 1976 konnte eine Bündelanlage in Betrieb gehen, die 1989 auf teilautomatischen Betrieb aufgerüstet wurde. In der Zwischenzeit, 1977, wurde die Schüttverladung errichtet. Beide Anlagen befanden sich im selben Gebäude im nordöstlichen Bereich des Fabrikgeländes, wo auch die Gleise aus dem Tagebau Meuro hinführten. Ebenfalls 1977 wurde die Fabrik an die Ferndampfversorgung des Kraftwerks Brieske angeschlossen, was gleichzeitig den Rückbau der eigenen Kraftzentrale einschließlich der Schornsteine zur Folge hatte.
Bis 1988 wurde die Rohkohle aus den Gruben Meurostolln und dem Tagebau Meuro herangezogen. Ab 1988 verarbeitete man die Kohle aus dem Tagebau Klettwitz. Für diese Zeit sind 20 Pressen und neun Röhrentrockner bekannt. 1995 erfolgte die Stilllegung des Werks und die fast vollständige Demontage. Die Sozial- und Verwaltungsgebäude wurden zum Verkauf angeboten. Lediglich das Werkskontor (Objektnr. 32001490) als Verwaltung und spätere Direktorenwohnung wurde verkauft und blieb erhalten. Das Fabrikgelände ist heute eine bewachsene Brachfläche. Außer dem erhaltenen Gebäude erinnern der Kohlebahndamm (Objektnr. 32001807), die Einfahrtsituation und der dort befindliche Gedenkort Meurostolln (Objektnr. 32001460) an die einstige Fabrik.
Zu erwähnen ist noch, dass es zwei Besitzerwechsel gab, bevor die Fabrik zum volkseigenen Betrieb wurde. So wurde sie 1879 durch den Kaufmann Julius Wrede erworben, der sie 1906 an Wilhelm Wehrhahns Gewerkschaft Louise II übergab. Wehrhahn setzte sich für soziale Belange ein und stiftete das Grundstück für die 1930 errichtete katholische Kirche St. Barbara (Objektnr. 32001749) im Ort. 1907 standen acht Arbeiterwohnhäuser mit insgesamt 47 Wohnungen zur Verfügung.
1977 war nicht nur das Jahr, in dem sich für die Produktion einiges änderte. In diesem Jahr fiel auch der Startschuss für eine Verbesserung im sozialen Bereich. Von 1977 bis 1988 wurden Schichtzulagen und die 40-Stunden-Woche, eine Verbesserung der Altersvorsorge und die Verlängerung des Erholungsurlaubs auf 18 Tage eingeführt. 1989 fasste man darüber hinaus den Umweltschutz ins Auge und plante die Umrüstung der Anlagen.
Die Brikettfabrik stellte neben der Glasfabrik Seidensticker (Objektnr. 32001752) den Hauptarbeitergeber im Ort dar und war somit bis zur Stilllegung maßgeblich an der Entwicklung des heutigen Hörlitz beteiligt.
Datierung:
- Errichtung: 1888/1889
- Abbruch: 1995-1998
Quellen/Literaturangaben:
- https://www.gruss-aus-senftenberg.de/jump2.php?t=ht_resources/middle_neues_212.php (abgerufen: 23.05.2022).
- Heimatverein Hörlitz 1920 e.V.:555 Jahre Hörlitz.1447-2002, Hörlitz 2002.
- Denkmalakte BLDAM „Mundloch Meurostolln“
- (Hrsg.) Grundorganisation der SED Veredelung Brieske des VE BKK Senftenberg-Stammbetrieb: 100 Jahre BRikettfabrik Meurostolln. 1889-1989, Senftenberg 1989
- LBV mbH: Übersichtskarte Briekttfabrik Meurostolln, M1:2000, Stand 07/1994
BKM-Nummer: 32001624
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)