Ehemaliger Nass- und Trockendienst mit Pressenhaus (Brikettfabrik Neukirchen)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Borna
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 05′ 28″ N: 12° 31′ 45,19″ O 51,09111°N: 12,52922°O
Koordinate UTM 33.326.977,38 m: 5.662.860,62 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.537.182,57 m: 5.661.913,24 m
  • Nass- und Trockendienst mit Pressenhaus der ehemaligen Brikettfabrik Neukirchen, Blick von Nordosten.

    Nass- und Trockendienst mit Pressenhaus der ehemaligen Brikettfabrik Neukirchen, Blick von Nordosten.

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dreßler
    Medientyp:
    Bild
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Das Objekt liegt im Zentrum des Werksgeländes zwischen Schornstein und Magazingebäude im Norden, dem Werkstattgebäude im Osten, dem Parkplatz im Süden und der E-Zentrale sowie dem Zechenhaus im Westen. Es war der zentrale Produktionsbereich der Brikettfabrik II und beinhaltete ursprünglich im westlich gelegenen Gebäudeteil den Nassdienst und im östlich gelegenen den Trockendienst sowie das Pressenhaus, in dem die Rohkohle zu Briketts verarbeitet wurde.
Das Objekt wurde zwischen 1913 und 1914 nach Entwürfen des Leipziger Architekten Max Fricke errichtet. Das monumental wirkende, viergeschossige Gebäude aus rotem Klinker mit 16:4 Achsen verfügt über eine vertikale Gliederung durch Lisenen. Charakteristisch sind sowohl die Zuganker mit verzierten Köpfen (Schlegel-Eisen-Motiv), das aufwendige Traufgesims und die original erhaltenen, fünf architektur- und technikgeschichtlich bedeutenden Wrasenschlote aus Backstein. Es befinden sich große Gussstützen mit Stahlunterzügen im Gebäude, im Trockendienst sind darüber hinaus auch noch Stahlsäulen für Ringtrockner vorhanden. Alle technischen Einbauten wurden nach Stilllegung der Brikettierung 1972 komplett entfernt. Die dazu gehörige Schiefebene zum Nassdienst und zur Bunkeranlage, die ursprünglich zwischen 1939 und 1940 errichtet worden waren, ist inzwischen abgerissen. Auf der nördlichen und südlichen Seite von vier der fünf Wrasenschlote befinden sich Leuchtkästen, die den Schriftzug »CULT« ergeben.
Nach 1972 wurde das Objekt von einer Töpferei genutzt, verfiel jedoch zunehmend und stand spätestens seit Anfang der 1990er Jahre leer. 1999 wurden am Gebäude umfassende Notsicherungsarbeiten durchgeführt und die Fassade unter Beachtung der Forderungen des Denkmalschutzes komplett saniert.
Das Objekt verfügt über umlaufende, rechteckige Mehrfachkreuzfenster und ein Satteldach. Darüber hinaus besitzt es eine stählerne Feuertreppe auf der Ostseite sowie eine weitere, überdachte Außentreppe an der südöstlichen Gebäudeecke.
Im Trockendienst entstand auf drei Etagen die Großraumdiskothek »Tanzfabrik CULT« und im ehemaligen Kohlenboden zusätzlich ein großer Konferenz- und Tagungsraum. Im Jahr 2000 zog ein Fachgeschäft für Reiterbedarf im Erdgeschoss des ehemaligen Nassdienstes ein. Ab 2012 mussten beide jedoch wieder schließen. Seitdem steht das Gebäude leer. Im August 2022 brach Feuer in einem Obergeschoss des ehemaligen Pressenhauses aus. Seitdem sind der Raum, in dem der Brand ausgebrochen war sowie das Treppenhaus stark verrust.
Beim Objekt handelt es sich um einen Teil einer inzwischen selten gewordenen, umfangreich erhaltenen Brikettfabrik im Mitteldeutschen Revier. Es stellt ein herausragendes Industriezeugnis der Braunkohlenwirtschaft ab Ende des 19. Jahrhunderts dar. Es ist eine weithin sichtbare Landmarke und von architektonischer, wirtschafts-, technik- und industriegeschichtlicher sowie städtebaulicher und landschaftsgestaltender Bedeutung.

(Christian Schmidt, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:
  • Erbauung 1913–1914

Quellen/Literaturangaben:
  • Bauaktenarchiv Borna, Alte Briketfabrik 4/5.
  • Berkner, Andreas/Pro Leipzig e. V. (Hg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer. 3. Aufl., Leipzig 2016. S. 249-252.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B11238.
  • Rüffert, Hartmut: Brikettfabrik Neukirchen im Wyhratal. In: Dachverein Mitteldeutsche Straße der Braunkohle e.V. (Hg.): Straße der Braunkohle. 22 Stationen (Ein Erhaltungskonzept für Industriekultur), Leipzig 1998, S. 47-50.
  • Speckhals, Frank: Ausgedient: Die älteste Brikettfabrik des Bornaer Reviers. In: Pro Leipzig e.V.: Das Bornaer Pleisseland. Zerstörung und Neuanfang, Leipzig 1994, S. 173-176.
  • Wagenbreth, Otfried: Die Braunkohlenindustrie in Mitteldeutschland. Geologie, Geschichte, Sachzeugen. Beucha/Markkleeberg 2011, S. 285.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Bleichert’sche Braunkohlenwerke Neukirchen-Wyhra A.G. (GND: 5320564-9)
  • Eigentümer: Bleichert’sche Braunkohlenwerke Neukirchen-Wyhra A.G. (GND: 5320564-9)
  • Eigentümer: Niederlausitzer Kohlenwerke A.G. (Berlin) (GND: 1303080-2)
  • Eigentümer: Deutsche Kohlenbergbau-Gesellschaft m.b.H.
  • Eigentümer: Braunkohlenwerke Salzdetfurth A.G.
  • Eigentümer: Kombinat Petergrube (SAG)
  • Eigentümer: Sachsen (GND: 4051176-5)
  • Eigentümer: Werksgruppe Neukirchen, VVB Braunkohle, Borna
  • Eigentümer: Werksgruppe Thräna, VVB Braunkohle, Borna
  • Eigentümer: BKW Thräna, VVB Braunkohle, Borna (GND: 5085903-1)
  • Eigentümer: VEB BKK Borna
  • Eigentümer: Wyhrataler Entwicklungsgesellschaft mbH
  • Eigentümer: DE-Invest GmbH
  • Entwurf: Fricke, Max (Architekt)

BKM-Nummer: 31200040

Ehemaliger Nass- und Trockendienst mit Pressenhaus (Brikettfabrik Neukirchen)

Schlagwörter
Ort
Neukirchen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Ehemaliger Nass- und Trockendienst mit Pressenhaus (Brikettfabrik Neukirchen)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31200040 (Abgerufen: 22. März 2025)
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