Der Turbinensaal/ die Kraftzentrale entstand als quaderförmiger Baukörper mit ebenerdigem, hohem Maschinensaal. Ursprünglich ein eingeschossiger Massivbau mit Satteldach, setzt er als symmetrischer Anbau an die Westseite des Nassdienstes die kürzere Ost-West-Achse, die sich vom abgebrochenen Kesselhaus zur 30kV-Station erstreckt, nach Westen fort. Er gehört zur ursprünglich geplanten Gesamtkubatur der Brikettfabrik. Die Gestaltung folgt der Gesamtanlage; der Ursprungsbau verfügte über sieben Fensterachsen zur Westseite. Seine rote Klinkerfassade ist durch Lisenen stark vertikal betont. Die Verdachungen der Fenster und die ursprünglichen Giebeldreiecke des flachen Satteldaches weisen Ornamente aus Klinkern mit Anklängen an Reformarchitektur auf. Das ursprüngliche Pultdach mit Bitumenbahnendeckung wurde wohl schon früh in ein Satteldach mit Firstpunkt am Nassdienstgebäude umgebaut zur Belichtung des Nassdienstes entstand dort ein Glasoberlicht.
Die symmetrischen Anbauten an der Süd- und Nordwand sowie die weiteren unsymmetrischen im Südwestbereich sind ebenfalls in Klinker ausgeführt, weisen jedoch jeweils unterschiedliche Rottöne und Steinqualitäten auf. Es wurden keine Sonderziegel eingesetzt. Es erfolgten vier spätere bauliche Erweiterungen nach Westen wohl für Betriebsräume und die Aufstellung von zusätzlichen Transformatoren, teilweise abzulesen an doppelflügeligen Stahltoren mit Rampen bzw. Schienen vor dem Gebäude. Im Rahmen der Museumsnutzung wurden hier technische Einrichtungen entnommen und partiell neue Stahl-Sprossenfenster mit Thermoverglasung eingebaut. Die etwas glattere Optik und abweichende Farbgebung stören das Gesamtbild etwas.
Im Turbinensaal ist die letzte in Betrieb befindliche Maschinenausstattung drei Turbinensätze unterschiedlicher Baujahre und Betriebsweisen, Schaltwarte, historische Dampfzuteilung und -regler, im Original erhalten, ebenso große Teile der historischen Wand- und Bodenfliesen. Über gekalkten Wänden gibt es, wohl als Rabitzkonstruktion, eine bauzeitliche geputzte Decke mit Feldergliederung und Voute.
Das Turbinenhaus ist sowohl für das technologische Verständnis als auch für die Baumassengliederung des etwa 300 Meter langen Hauptbaus äußerst wichtig. Allein durch seine Bauhöhe und die ins Auge fallende vertikale Gliederung durch Lisenen entfaltet der Bau monumentale Wirkung. Im Inneren steht er für den inszenierten Gegensatz zwischen der „schmutzigen Fabrik“ und der „sauberen Umwandlung“ in Elektroenergie. Es ist ein wesentlicher und prägender Bau der Gesamtanlage mit überregionaler ortsgeschichtlicher, sozialgeschichtlicher, bau- und technikgeschichtlicher Bedeutung von hohem dokumentarischen Wert.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1914-1918
Quellen/Literaturangaben:
- LMBV: Brikettfabrik Knappenrode 1918-1993, o. J, .
- Ring Deutscher Bergbauingenieure (Hrsg.): 100 Jahre Braunkohlenbergbau um Werming-hoff (Knappenrode) und Lohsa, Oberlausitzer Verlag, 201, .
Bauherr / Auftraggeber:
- Ausführung: Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabrik AG, Welzow (GND: 5054846-3)
BKM-Nummer: 31000016