Die Fabrik I gehört zu den ältesten Bauteilen der Brikettfabrik und grenzt südlich an das zeitgleich errichtete Nassdienstgebäude an. Es gehört zur ursprünglich geplanten Gesamtkubatur der Brikettfabrik. Der längsrechteckige, mehrgeschossige Fabrikbau ist Nord-Süd ausgerichtet. Die durch Lisenen stark vertikal betonte Ost- und Westfassade aus roten Klinkern hat je 15 hohe Fensterachsen. Der obere Abschluss wird durch Rundfenster über einem Kranzgesims gebildet. Unter diesen Fenstern befindet sich ein leicht vorspringender, ebenfalls aus Klinkern gemauerter Spiegel. Durch die mehrfache Vertikalbetonung wird die kathedralartige Wirkung dieses Gebäudeteils gestärkt. Die verwendeten Klinker weisen den gleichen Rotton wie die des Nassdienstgebäudes auf. Umbauten wurden innen wie außen nur in geringem Umfang vorgenommen und beeinträchtigen die geschlossene Gesamtwirkung kaum. Die ursprüngliche südliche Giebelfassade ist nicht erhalten der Gebäudequerschnitt wurde in gleicher Kubatur mit gleichen Gestaltungsprinzipien, mit einem Klinker in etwas hellerem Rotton später als Fabrik III zuerst mit drei Achsen und später weiteren vier Achsen mit nach Osten größerer Bautiefe fortgeführt. Das mit Bitumenbahnen gedeckte Satteldach trägt Brüdenschlote zum Auffangen des bei der Produktion entstehenden Kohlenstaubes.
Die tragende Stützen-Riegel-Konstruktion aus Stahlbeton/ Ortbeton ist innen in allen Bereichen in überstrichener Form sichtbar; es gibt raumabtrennende und technologisch bedingte Ausmauerungen in ebenfalls überstrichener Form. Die Feinkohlebunker und das Satteldach sind ebenfalls aus Stahlbeton/ Ortbeton ausgeführt.
Die bauzeitlichen Stahlfenster mit Kittverglasung sind in geringer Zahl erhalten; sie wurden in den 1970er Jahren umfangreich durch Explosionsfenster in etwas größerer Teilung ersetzt. Stahltüren sind in den Geschossen nahezu vollständig erhalten; lediglich im Museumsrundgang wurden einige Elemente durch den Brandschutzanforderungen entsprechende ersetzt.
Die bauzeitlichen Raumstrukturen sind weitgehend erhalten, ebenso die maschinentechnische Ausstattung, wie sie bei Einstellung der Produktion vorhanden war. Das Gebäude zeigt, in vertikaler Anordnung wie zur Erbauungszeit üblich wesentliche Arbeitsschritte des technologischen Prozesses: Nass- und zum Teil Trockendienst, Brikettpressung und die zugehörigen Hilfsprozesse der Förderung und Speicherung von Presskohle und der fertigen Briketts wie Horizontalförderer (Redler), Beschickungsbunker für die Trockner, Tellertrockner, Förderer zur und von der Schrägbandbrücke zum Kühlhaus I, Verteilförderer zu den Brikettpressen und die dampfbetriebenen Brikettpressen selbst, ferner Dampfverteileinrichtungen, das umfassende System der Entstaubungsleitungen sowie Personalaufenthaltsräume.
Alle in Fabrik I stattfindenden Produktionsschritte sind lückenlos nachzuvollziehen; eine Veränderung bzw. Erneuerung von Anlagenteilen erfolgte nur punktuell: Der Transport der gemahlenen, grubenfeuchten Rohkohle zu den Speisebunkern der dampfbetriebenen Tellertrockner, der Trockenvorgang selbst, der Transport der heißen Feinkohle zum Kühlhaus, deren Rücktransport mittels Trogkettenförderer zu den Pressensilos, die Arbeitsweise der hier ebenfalls dampfbetriebenen Brikettpressen, die Prozessdampfzufuhr sowie die in jedem Arbeitsschritt erforderliche Entstaubung, die Rückführung des Staubes in den Produktionsprozess bzw. den Versatz mit Wasser und die Einspülung in das Tagebaurestloch. Einrichtungen der Prozesssteuerung und überwachung sind ebenfalls umfangreich vorhanden, ebenso Spezialwerkzeuge wie z. B. Stangen zum Lösen von in den Bunkern festgebackener Kohle und Schraubenschlüssel enormer Maulweite.
Um die gefahrfreie Besucherführung als Teil des Fabrikrundganges zu ermöglichen, wurde durch Einbau von Stahltreppen mit zugelassenem Steigungsverhältnis, Übergängen und Geländern vertretbare Eingriffe in die 1993 überkommene Substanz vorgenommen.
Die Fabrik I ist wesentlicher und prägender Bestandteil der Objektgruppe Brikettfabrik Knappenrode. Sowohl die bauliche Hülle als auch die technische Ausstattung von Fabrik I ist in seltener Vollkommenheit vorhanden sie besitzt damit überregionale ortsgeschichtliche, sozialgeschichtliche, bau- und technikgeschichtliche Bedeutung und ist von äußerst hohem dokumentarischen Wert.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1914-1918
Quellen/Literaturangaben:
- Ring Deutscher Bergbauingenieure (Hrsg.): 100 Jahre Braunkohlenbergbau um Werming-hoff (Knappenrode) und Lohsa, Oberlausitzer Verlag, 2014
- LMBV: Brikettfabrik Knappenrode 1918-1993, o. J.
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 31000012