Neben den zentralen Versorgungseinrichtungen Werkskaufhaus, Werksgasthaus, Fleischerei und Friseur, die am heutigen August-Bebel-Platz errichtet wurden, wurden auch zwei repräsentative Wohnhäuser errichtet. Eines davon ist das sogenannte Steigerhaus, ein Eckgebäude zur westlichen Lessingstraße als zweigeschossiger Putzbau mit Mansarddach in Tonziegeldeckung und einem von Nordwest- und Nordostfassade flankierten Türmchen mit Welscher Haube. Mit seinen traditionellen Formen (Lochfassade, Walmdach, Gauben und wenigen Gliederungs- und Schmuckelementen) ist es ein Bau im Stil der Heimatschutzbewegung, der einen wichtigen Beitrag zur Platzgestaltung leistet. Die ranggemäße Einordnung entsprechend der Unterstellungsverhältnisse in der Brikettfabrik ist auch heute deutlich ablesbar: Die Gestaltung ist weniger repräsentativ, die Baumassen sind weniger respektheischend als beim Obersteigerhaus.
Der heutige August-Bebel-Platz befindet sich in unmittelbarem räumlichen Zusammenhang mit der Brikettfabrik, heute Energiefabrik Knappenrode, einem herausragenden Zeugnis der Industriegeschichte von nationaler Bedeutung. Die nördliche Platzfront blieb leider unvollendet hier sollte ursprünglich die Kirche errichtet werden.
Die qualitätvolle Komposition der Baumassen, Dächer und Fensteröffnungen wie auch die ursprünglichen Gestaltungsideen sind weiterhin sehr gut ablesbar. Die wohl bauzeitliche Teilung ist noch in einigen Fenstern erhalten. Es ist ein Hofgebäude gleicher Bauzeit und Bauweise (verputzter Ziegelbau mit Satteldach und Biberschwanzdeckung) vorhanden. Unverzichtbar ist das Gebäude für die bauliche Fassung der Nordwestecke des Platzes. Es hat eine wichtige Ensemblewirkung und ist damit baugeschichtlich, städtebaulich und ortsgeschichtliche relevant.

(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)

Datierung:

• Erbauung um 1915
  

Quellen/Literaturangaben:

• LMBV, Wandlungen und Perspektiven 17: Werminghoff/ Knappenrode.
  
• Förderverein Lausitzer Bergbaumuseum Knappenrode e. V., Armin Wuttk, Die Bergarbeitergemeinde Knappenrode.
  
• LMBV, 90 Jahre Bergarbeitergemeinde Knappenrode.
  

Bauherr / Auftraggeber:

• Bauherr: Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabriken AG, Welzow
  
• Entwurf: wohl Rose & Röhle, Dresden (Architekt)
  

BKM-Nummer: 31000009