Erste konkrete Verhandlungen über die Kirche datieren auf das Jahr 1922. Die Grundsteinlegung erfolgte im Juni 1924; bereits zu Weihnachten desselben Jahres konnte die Kirchweihe erfolgen.
Die Kirche ist als querliegender Einraum konzipiert, dem ein zentraler Kirchturm vorgestellt ist. Der Turm dominiert den als Ehrenhof konzipierten Kirchenvorplatz und die städtebauliche Anlage des Angers. Im rückwärtigen Bereich als Pendant zum Kirchturm ist der Altarbereich leicht ausgestellt. Überfangen wird der Kirchenraum durch ein hochaufragendes Zollingerdach mit Biberschwanz-Kronendeckung.
Der Kirchturm ist in drei Zonen gegliedert der untere Bereich wird durch dreiteiliges Rundbogenfenster mit angedeutetem Schlussstein ausgebildet. Durch ein verkröpftes Gesims abgetrennt, folgt das Glockengeschoss mit einem hochbahnigen Schallloch. Das Glockengeschoss wird von einem Kranzgesims nach oben hin abgeschlossen. Darüber schließt ein oktogonaler Tambour an, an dessen Ecken sich Dreiviertelsäulen befinden. Es schließen nach oben eine Haube sowie Laterne und Turmkreuz an.
Die den Kirchturm flankierenden Eingänge werden durch säulenartige Pilaster mit stilisiertem Kapitellen gerahmt, auf denen eine Dreiecksgiebelverdachung ansetzt. Die Türen sind mit ornamentalem Beschlagwerk gestaltet.
Bestimmend für die stadträumliche Wirkung ist der grobe Kratzputz, die farbliche Absetzung gliedernder Architekturelemente in einem helleren Ton sowie das überfangende Zollingerdach.
Der Innenraum ist schlicht gestaltet. An drei Seiten laufen Emporen um. Das bauzeitliche Gestühl hat sich erhalten. Der Altarbereich ist ebenfalls sachlich gestaltet. Altar, Kanzel und Altarkreuz auf weißem Grund stammen aus den 1970er Jahren. Diese Fassung ersetzte die Gestaltung der 1930er Jahre. Das ursprünglich 1932 umgesetzte dreiteilige Altarbild wurde in dieser Zeit überkalkt, die ursprüngliche Kanzel abgerissen.
Ebenfalls in den 1970er Jahren wurde eine neue Orgel von Hermann Eule und Orgelbau Bautzen auf die Orgelempore eingebracht (1972). Die vier Kirchenglocken, die 1922 beauftragt worden sind, haben sich erhalten.
In der kunsthistorischen Forschung wird die barocke Katharinenkirche in Frankfurt/Main (16781681; Wiederaufbau: 19501954) als Vorbild für die Lautaer Stadtkiche angeführt; angesichts der zeittypischen Geläufigkeit des Typus Einraumkirche mit Portalturm muss diese Vorbildhaftigkeit aber nicht unbedingt angenommen werden.
Die Ev. Kirche ist bau- und sozialgeschichtlich sowie städtebaulich im Zusammenhang mit der Gartenstadt Lauta-Nord von Bedeutung und ein wichtiger zeugnishafter Vertreter der Industrialisierung der Lausitz im Kontext der Entstehung des Aluminiumwerkes und der Braunkohlegewinnung und -veredlung in Lauta/Laubusch.
(Martin Neubacher, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1924
Quellen/Literaturangaben:
- Noack, Maximilian Claudius: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und moderater Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlerevier. Petersberg 2016.
- Schluttig, Gabriele: Lauter Lautaer Geschichten. Ein Spaziergang durch das historische Lauta(werk) mit persönlichen Erinnerungen und Eindrücken. 1. Aufl., Lauta 2018.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Vereinigte Aluminium-Werke Aktiengesellschaft zu Lautawerk (GND: 276400-3)
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- Entwurf: Simon, Clemens (Architekt, GND: 1105773264)
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BKM-Nummer: 30900136