Kühlhaus I der Brikettfabrik Werminghoff in Knappenrode

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Hoyerswerda
Kreis(e): Bautzen
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 23′ 45,29″ N: 14° 19′ 38,12″ O 51,39592°N: 14,32726°O
Koordinate UTM 33.453.196,97 m: 5.694.068,39 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.453.315,11 m: 5.695.901,65 m
  • Kühlhaus I der Brikettfabrik Knappenrode; Ansicht von Norden

    Kühlhaus I der Brikettfabrik Knappenrode; Ansicht von Norden

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    Kathrin Kruner
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  • Kühlhaus I der Brikettfabrik Knappenrode, Ansicht von Süden

    Kühlhaus I der Brikettfabrik Knappenrode, Ansicht von Süden

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  • Kühlhaus I der Brikettfabrik Knappenrode, Detailansicht Lamellenkühler

    Kühlhaus I der Brikettfabrik Knappenrode, Detailansicht Lamellenkühler

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Das Kühlhaus I der Brikettfabrik Werminghoff (später Knappenrode) ist ein mehrgeschossiger Bau auf rechteckigem Grundriss und über zwei Schrägbandförderanlagen mit der östlich gelegen Fabrik III verbunden. Die für das Fabrikensemble typische rote Klinkerfassade des Kühlhauses wird auf der Nord- und Südseite von sechs Fensterachsen mit hochrechteckigen Stahlfenstern durchbrochen, dazwischen liegen Lisenen. Auf der Westseite ist zwischen den Förderbrücken ein großes Thermenfenster eingebracht. Die Fassade des östlichen Gebäudeabschlusses ist turmartig ausgebildet und zeichnet sich durch Thermenfenster und großflächige Spiegelflächen aus. Giebelseitig ist auf einer der Spiegelflächen die Aufschrift »Junge Arbeiter« angebracht, welche vermutlich aus den 1950er oder 1960er Jahren stammt. An der Nordseite befindet sich eine Feuertreppe. Die unterschiedlich geneigten Schrägbandbrücken, in Form von in rotem Klinker ausgefachtem Stahlfachwerk, verbinden das Kühlhaus I mit der Fabrik III. Unter den Schrägbandförderbrücken befindet sich ein nach 2012 zum Schutz der Museumsbesucher installierter Tunnel. Neben dem Kühlhaus I befand sich nördlich ein weiteres Kühlhaus (Kühlhaus II) mit Anschluss an Fabrik II.
Das Kühlhaus I besaß im Produktionsprozess der Brikettfabrik eine entscheidende Rolle: Nachdem die Kohle im Nassdienst zerkleinert und im Trockendienst mittels Teller- oder Röhrentrockner getrocknet wurde - die Kohle besaß am Ende dieses Produktionsschrittes eine Temperatur von 90°C - gelangte sie über eine Schrägbandförderanlage in das Kühlhaus. Hier durchlief die Kohle einen Lamellentrockner, in dem sie in ca. eineinhalb Stunden auf 45°C heruntergekühlt wurde. Danach wurde die gekühlte Feinkohle über eine Schrägbandförderanlage in den Brikettierbereich der Fabrik III und zu den dortigen Brikettpressen geleitet. Das Kühlhaus besitzt folgende technische Ausstattung:

Schrägbandförderanlage

Die Schrägbandförderanlage transportierte die heiße Kohle aus der Trocknung in das oberste Geschoss des Kühlhauses, von wo sie über Verteilerstationen in den Kühlprozess geführt wurde. Am Ende des Kühlungsprozesses wurde die Kohle wieder mittels Schrägbandförderung vom Erdgeschoss des Kühlhauses in die Fabrik transportiert.


Kohleverteilerstation

VEB Fördertechnik Freital, 1988

Die Kohle wurde über die Kohleverteilerstation auf ein Redlerband verteilt, welches die Kohle zu den Lamellenkühlern transportierte.


Redlerband

Transportband der Kohle. Vor der Ertüchtigung in den 1980er Jahre wurde die Kohle mittels Schneckenförderung transportiert.

Entstaubungsanlage

VEB Entstaubungstechnik 7583 Krauschwitz, 1977

Die Entstaubungsanlage war für den Produktionsprozess von enormer Bedeutung. Sie fing den sich überall im Brikettierprozess entstehenden Kohlenstaub auf, damit es nicht zu Verpuffungen und Bränden kam. Sowohl an den Redlerbändern, den Schrägbandförderern als auch an der Verteilerstation befinden sich in regelmäßigen Abständen Entstaubungseinrichtungen. Über ein Rohrsystem wurde der Staub aus dem Kühlhaus heraustransportiert.

Lamellenkühler

Die Kohle wurde über das Redlerband auf die entsprechenden Kühlelemente verteilt. Der sogenannte Lamellenkühler besteht aus 30 parallel geschalteter Kühlelemente, die sich aus jalousieartig untereinander und wechselständig nebeneinander angeordneten Kühlblechen zusammensetzen. Die Kohle rutschte und rieselte von oben zwischen den luftgekühlten Lamellen schrittweise nach unten. Dabei wurde sie ständig gewendet und gemischt. Der natürliche Zug zwischen den Lamellen reichte aus, um die Kohle auf eine Temperatur von ca. 45°C herunter zu kühlen. Damit die Lamellen nicht verstopften und es zu einem Stillstand der Anlage kam, war im Erdgeschoss ein Pendelmotor installiert, welcher durch seine regelmäßige Schwingungen dafür sorgte, dass sich die Kohle nicht in den Lamellen ansammelte.

Pendelmotor

DMS 7/6R, Seriennummer: 60/59822, VEM Wernigerode

Der Motor betätigte in regelmäßigen Abständen ein Pendel, welches die Schwingungen auf die Kühllamellen übertrug. Dadurch sollte ein Verstopfen des Kühlsystems verhindert werden.


Überlaufbunker

Anlage zum Auffangen der Kohle, welche im Kühlungsprozess übergelaufen ist oder durch Stillstand der Kühlanlage abgelassen werden musste. Mittels Förderanlagen konnte die Kohle dem Prozess wieder zugeführt werden.

Als Teil des Ensembles der Brikettfabrik dokumentiert das Kühlhaus I einen wesentlichen Schritt im Produktionsprozess von der Rohkohle bis zum Brikett. Aufgrund der vollständig im Inneren erhaltenen technischen Ausstattung sowie der imposanten Gestaltung der baulichen Hülle ist es von großer bau- und technikgeschichtlicher Bedeutung.

(Kathrin Kruner, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)

Datierung:
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Quellen/Literaturangaben:
  • Lausitzer Braunkohle-Aktiengesellschaft: Brikettfabrik Knappenrode 1918-1993. Senftenberg 1993.
  • Energiefabrik Knappenrode (Hg.): Entdeckerkompass. 8 Routen – ein Erlebnis. Hoyerswerda 2020.

Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 30800036

Kühlhaus I der Brikettfabrik Werminghoff in Knappenrode

Schlagwörter
Ort
Knappenrode
Alternativer Ortsname
Hórnikecy
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Kühlhaus I der Brikettfabrik Werminghoff in Knappenrode”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30800036 (Abgerufen: 17. März 2025)
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