Das Kühlhaus I besaß im Produktionsprozess der Brikettfabrik eine entscheidende Rolle: Nachdem die Kohle im Nassdienst zerkleinert und im Trockendienst mittels Teller- oder Röhrentrockner getrocknet wurde - die Kohle besaß am Ende dieses Produktionsschrittes eine Temperatur von 90°C - gelangte sie über eine Schrägbandförderanlage in das Kühlhaus. Hier durchlief die Kohle einen Lamellentrockner, in dem sie in ca. eineinhalb Stunden auf 45°C heruntergekühlt wurde. Danach wurde die gekühlte Feinkohle über eine Schrägbandförderanlage in den Brikettierbereich der Fabrik III und zu den dortigen Brikettpressen geleitet. Das Kühlhaus besitzt folgende technische Ausstattung:
Schrägbandförderanlage
Die Schrägbandförderanlage transportierte die heiße Kohle aus der Trocknung in das oberste Geschoss des Kühlhauses, von wo sie über Verteilerstationen in den Kühlprozess geführt wurde. Am Ende des Kühlungsprozesses wurde die Kohle wieder mittels Schrägbandförderung vom Erdgeschoss des Kühlhauses in die Fabrik transportiert.
Kohleverteilerstation
VEB Fördertechnik Freital, 1988
Die Kohle wurde über die Kohleverteilerstation auf ein Redlerband verteilt, welches die Kohle zu den Lamellenkühlern transportierte.
Redlerband
Transportband der Kohle. Vor der Ertüchtigung in den 1980er Jahre wurde die Kohle mittels Schneckenförderung transportiert.
Entstaubungsanlage
VEB Entstaubungstechnik 7583 Krauschwitz, 1977
Die Entstaubungsanlage war für den Produktionsprozess von enormer Bedeutung. Sie fing den sich überall im Brikettierprozess entstehenden Kohlenstaub auf, damit es nicht zu Verpuffungen und Bränden kam. Sowohl an den Redlerbändern, den Schrägbandförderern als auch an der Verteilerstation befinden sich in regelmäßigen Abständen Entstaubungseinrichtungen. Über ein Rohrsystem wurde der Staub aus dem Kühlhaus heraustransportiert.
Lamellenkühler
Die Kohle wurde über das Redlerband auf die entsprechenden Kühlelemente verteilt. Der sogenannte Lamellenkühler besteht aus 30 parallel geschalteter Kühlelemente, die sich aus jalousieartig untereinander und wechselständig nebeneinander angeordneten Kühlblechen zusammensetzen. Die Kohle rutschte und rieselte von oben zwischen den luftgekühlten Lamellen schrittweise nach unten. Dabei wurde sie ständig gewendet und gemischt. Der natürliche Zug zwischen den Lamellen reichte aus, um die Kohle auf eine Temperatur von ca. 45°C herunter zu kühlen. Damit die Lamellen nicht verstopften und es zu einem Stillstand der Anlage kam, war im Erdgeschoss ein Pendelmotor installiert, welcher durch seine regelmäßige Schwingungen dafür sorgte, dass sich die Kohle nicht in den Lamellen ansammelte.
Pendelmotor
DMS 7/6R, Seriennummer: 60/59822, VEM Wernigerode
Der Motor betätigte in regelmäßigen Abständen ein Pendel, welches die Schwingungen auf die Kühllamellen übertrug. Dadurch sollte ein Verstopfen des Kühlsystems verhindert werden.
Überlaufbunker
Anlage zum Auffangen der Kohle, welche im Kühlungsprozess übergelaufen ist oder durch Stillstand der Kühlanlage abgelassen werden musste. Mittels Förderanlagen konnte die Kohle dem Prozess wieder zugeführt werden.
Als Teil des Ensembles der Brikettfabrik dokumentiert das Kühlhaus I einen wesentlichen Schritt im Produktionsprozess von der Rohkohle bis zum Brikett. Aufgrund der vollständig im Inneren erhaltenen technischen Ausstattung sowie der imposanten Gestaltung der baulichen Hülle ist es von großer bau- und technikgeschichtlicher Bedeutung.
(Kathrin Kruner, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
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Quellen/Literaturangaben:
- Lausitzer Braunkohle-Aktiengesellschaft: Brikettfabrik Knappenrode 1918-1993. Senftenberg 1993.
- Energiefabrik Knappenrode (Hg.): Entdeckerkompass. 8 Routen – ein Erlebnis. Hoyerswerda 2020.
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 30800036