Nach Einsturz durch einen Orkan der ersten Abraumförderbrücke “Böhlen 1 kam die Abraumförderbrücke „Böhlen 2, auch AFB 18 genannt, zum Einsatz im Tagebau Böhlen/Zwenkau. Diese Abraumförderbrücke Böhlen 2 wurde 1937 durch die Mitteldeutschen Stahlwerke Lauchhammer konzipiert und am 30. Juli 1939 im Tagebau Böhlen in Betrieb genommen. Mit einer Länge von 523 Metern, einem Gewicht von 7250 Tonnen und einer Förderleistung von 9800 Tonnen pro Stunde gehörte die ehemalige Abraumförderbrücke zu den Tagebaugroßgeräten und übertraf mit seiner Länge die heute noch zu bestaunende Abraumförderbrücke F60 im Lausitzer Revier (502 Meter lang).
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Mitteldeutschland, insbesondere im Mitteldeutschen Revier, Braunkohle im Tagebau gefördert. Mit zunehmender Mechanisierung und Rationalisierung der Tagebaubetriebe kamen seit den 1920er Jahren auf Schienen fahrbare Förderbrücken zum Einsatz, die das freigelegt Kohleflöz überspannten. Der zusätzlich geförderte Abraum konnte ohne große Umwege zeitgleich auf der gegenüberliegenden Seite direkt verkippt werden (sog. Direktversturz).
Von der genieteten, feingliedrigen Stahlkonstruktion der ehemaligen Abraumförderbrücke (AFB 18) haben sich die beiden Führerhäuschen erhalten bzw. wurden von den Betreibern und Verantwortlichen des Bergbau-Technik-Parks e. V. gesichert. Über glatte Seitenwände bauchen die durchbrochenen und mit rechteckigen Fenstern gefüllte Stahlkonstruktion aus. Ein Flachdach mit neuangebrachter Regenrinne schließen den Leitstand oberhalb ab. Der mausgraue Anstrich stammt aus der Zeit der Neuaufstellung bzw. Schutzmaßnahmen des Freilichtmuseums (Bergbau-Technik-Park) und dienen zum Erhalt der beiden Relikte. Im Inneren sind Schauvitrinen, Museumsverkaufstheken und der Kassenbereich untergebracht.
Als eines der größten beweglichen technischen Arbeitsmaschinen war sie Wahrzeichen und Symbol im Mitteldeutschen Revier des Braunkohletagebaus. Die beiden erhaltenen Leitstände sind daher bergbaugeschichtlich, regionalgeschichtlich sowie technikgeschichtlich vor sehr großer Bedeutung.
(Cynthia Thomas, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
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Quellen/Literaturangaben:
- Wagenbreth, Otfried: Die Braunkohlenindustrie in Mitteldeutschland. Geologie, Geschichte, Sachzeugen. Beucha/Markkleeberg 2011.
- Aster, Ellen (u.a.).: Unser Technikerbe. 350 Denkmäler und Zeugnisse deutscher Technikkultur. München 2012.
Bauherr / Auftraggeber:
- Eigentümer: Bergbau-Technik-Park e.V.
- Entwurf/Ausführung: Mitteldeutsche Stahlwerke Lauchhammer
BKM-Nummer: 30600109