Seiner ursprünglichen Funktion entbunden, wurde in der Folge im Gebäude ein Versuchsstand des VEB Entstaubungstechnik „Edgar André“ Magdeburg etabliert, der in der Entwicklung neuer Filter für Industrieschornsteine in der DDR (Bau von Prototypen und deren Erprobung) tätig war. 1997/1998 erfolgten Sanierung und Umbau des ehemaligen Ofenhauses zum Firmenhauptsitz, wobei die Bausubstanz stark überformt wurde.
Das in Stahlfachwerkkonstruktion errichtete und mit Ziegelmauerwerk ausgefachte Gebäude erhebt sich über ein breiteres Sockelgeschoss. Ursprünglich waren auf dem hervorstehenden Sockel Maschinenteile montiert. Die nach Südosten orientierte Vorderseite war durch horizontal verlaufende Fensterbänder auf drei Ebenen sowie einen hervortretenden Mittelrisalit mit einem durchlaufenden vertikalen Fensterband gegliedert. Ein sich über die Seiten erhebender Aufbau in der Gebäudemitte nahm die Kohle auf, die im Gebäudeinneren in Behältern im oberen Bereich gesammelt und dann den weiter unten stehenden Öfen zugeführt wurde. Horizontal verlaufenden Fensterbänder waren auch für Gebäudeseiten sowie den schmaleren Gebäudeaufsatz bestimmend. Zahlreiche der ursprünglichen baulichen Elemente lassen sich auch im sanierten Gebäude ausmachen (Sockelgeschoss, Fensterbänder, Mittelrisalit), obgleich der Baukörper durch Angleichung der Geschosshöhen jetzt geschlossener erscheint. Die größte bauliche Veränderung stellt der Anbau eines gläsernen, rund gefassten Treppenhauses auf der nordwestlichen Gebäudeseite dar.
Das nur über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren in seiner ursprünglichen Funktion genutzte Ofenhaus trägt insbesondere wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung und verweist sowohl auf die intensivierten Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten seit Mitte der 1930er Jahre als auch die Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit, in der keine Ersatzteile zu beschaffen waren. Mit seiner zentralen Lage sowie überragenden Höhe bildet es das Zentrum des Betriebsgeländes und Firmensitzes.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1938–1939
Quellen/Literaturangaben:
- Frank Johannsen, Vom Bierholer zum Preisträger: Wie Holger Födisch Unternehmer des Jahres wurde, in: LVZ online, 11.05.2019. URL: https://www.lvz.de/Nachrichten/Wirtschaft/Wirtschaft-Regional/Vom-Bierholer-zum-Preistraeger-Wie-Holger-Foedisch-aus-Markranstaedt-Unternehmer-des-Jahres-wurde
- Dr. Födisch Umweltmesstechnik AG (Hg.): 30 Jahre Kompetenz in Umwelt- und Prozessmesstechnik. URL: file:///C:/Users/SchmocIs/Downloads/Broschuere_30_Jahre_DrFoedisch.pdf (10.03.2022).
- KRGrimma, B 1441.
- Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, 40185, Nr. 398.
- Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, 40064, Nr. 617.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Leipziger Braunkohlenwerke AG (GND: 355106-4)
- Entwurf: Fa. Paul Ranft (Ingeneur- und Architekturbureau), Inhaber Dipl.-Ing. Kind (Architekt/ Ingeneur)
BKM-Nummer: 30500046