Grube und Braunkohlenwerk Gewerkschaft Margaretha, Espenhain

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Rötha
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 11′ 15,66″ N: 12° 28′ 32,09″ O 51,18768°N: 12,47558°O
Koordinate UTM 33.323.590,26 m: 5.673.725,34 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.533.355,09 m: 5.672.631,24 m
  • Ehemaliges Braunkohlenwerk Gewerkschaft Margaretha, Schrägluftbild von Süden

    Ehemaliges Braunkohlenwerk Gewerkschaft Margaretha, Schrägluftbild von Süden

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
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    Bild
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Das Tiefbaubruchfeld der ehemaligen Grube der Gewerkschaft Margaretha mit den noch existierenden Wohngebäuden liegt westlich der B 95 unmittelbar am südlichen Ortseingang von Espenhain. Zum früheren Braunkohlenwerk gehörten noch eine Brikettfabrik und weitere Schacht- und Wohngebäude, die zum Teil nach Stilllegung des Betriebes abgerissen oder im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer zerstört wurden. Die Geschichte der Grube Margaretha ist eng mit der Person Hermann Eugen Müller (1877 - 1967) verbunden, die als erste Wirkungsstätte des späteren Generaldirektors der Aktiengesellschaft Sächsische Werke prägend für dessen Karriere war.
Die Anfangsjahre der später so bezeichneten Grube Gewerkschaft Margaretha waren wenig erfolgreich, die zunächst nach Bohrungen und feierlicher Errichtung des Schachtgevierts 1894 unter dem Namen »Vertrauensschacht« begann. Das Ereignis wurde in Toni Arons Gemälde »Teufung des Vertrauensschachtes« (1898) festgehalten, welches zum Bestand des Museums Borna zählt. Der Betrieb der Grube begann jedoch erst 1896 mit einem Direktor und zwölf Arbeitern. In diesem Zusammenhang setzten Arbeiten zur Errichtung des ersten Maschinenhauses und eines Versuchsschachtes ein. Ungünstige Bodenverhältnisse und der Tod des ersten Grubenbesitzers Wilhelm Herfurth unterbrachen den Betrieb. Doch auch ein Eigentümerwechsel und die Umbenennung in Grube »Margaretha« 1898, das Abteufen weitere Schächte und die Errichtung eines Beamten- und Mannschaftsgebäudes brachten nicht den angestrebten Erfolg. Ein für drei Bergleute tödlicher Grubenunfall 1900 bremste das Vorhaben. Erst durch die Bildung der Kapitalgesellschaft »Gewerkschaft Margaretha« wurde es möglich, im Jahre 1901 die erste Kohle zu fördern. Das Grubenfeld wurde erschlossen, die beiden Schächte fahrbar verbunden und das Kesselhaus, ein Schornstein, das Maschinenhaus, ein vorläufiger Förderturm und Verladeeinrichtungen entstanden. Die katastrophale Flutung der Grube in Folge eines Grundwassereinbruchs 1902 veranlasste das Bergamt, wegen der anhaltenden Schwierigkeiten die Einstellung eines diplomierten Bergingenieurs und Markscheiders zu verlangen. Der spätere Generaldirektor der Aktiengesellschaft Sächsische Werke, Hermann Eugen Müller, leitete von 1903 bis 1906 die Grube Gewerkschaft Margaretha und konnte mit dem von ihm entwickelten sogenannten Spülversatzverfahren die Gefahr von plötzlichen Wasser- und Schlammdurchbrüchen in den Griff bekommen. Trotz Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit des Tiefbaus ließ Müller weitere Gebäude für eine Dampfwasserhaltungsmaschine und 1904 eine Drehstrom-Kraft-Übertragungsanlage sowie das bereits 1902 beantragte Doppelwohnhauses für vier Arbeiterfamilien errichten und das erste Kessel- und Maschinenhaus zum Verwaltungsgebäude umbauen. Den Geländestreifen zwischen Fabrikzufahrt und Villa legte Müller, der mit seiner Frau das heute nicht mehr erhaltene Beamtenwohnhaus neben den Grubengebäuden mit fünf Zimmern und Küche bewohnte, als Park an. Im letzten Jahr seiner Tätigkeit als Direktor der Grube, deren wirtschaftliche Perspektive er zunehmend anzweifelte, beauftragte er 1906 im Fördermaschinengebäude den Einbau einer elektrischen Kraftanlage für das gesamte Werk, die unter anderem unter Tage die neu in Betrieb genommene elektrische Schleuderpumpe zur Wasserhaltung sowie Motoren zur Betreibung der Kettenbahn mit Strom versorgte. Die von ihm beauftragte Brikettfabrik, ein zusammenhängendes Bauwerk aus Nassdiensthaus, Ofenhaus und Pressenhaus, ging 1907 in Betrieb. Für die auf 70 Beschäftigte angewachsene Belegschaft errichtete die Gewerkschaft schließlich 1908 zwei Arbeiterwohnhäuser für je sechs Familien.
Nach Müllers Weggang setzten seine Nachfolger auf eine Expansion des Betriebes und erwarben weitere Kohleabbaurechte, schafften 1910 eine zweite Brikettpresse an und schlossen 1913 die Werksanlage an die sächsische Staatsbahn über ein Anschlussgleis als Güterbahn an. Der Werkbahnhof umfasste drei Gleise, eine Seilverschubanlage zum Verschieben der Wagen sowie Förderbandbrücken, dazu Schuppen und Bunker zur Verladung und Lagerung der Salon- und Industriebriketts.
Anhaltende wirtschaftliche Schwierigkeiten infolge eines kaum rentablen Betriebes führten 1915 zur Stilllegung der Grube und 1918 zur Übernahme der Grundstücke in sächsisches Staatseigentum.
Die Bilanz für den Zeitraum 1901 bis 1915 umfasst die Gewinnung von etwa 800 tausend Tonnen Braunkohle, die Erzeugung von etwa 90 tausend Tonnen Briketts und den Verlust von sechs Arbeitern durch Unfälle, die zum Teil immer noch verschüttet in den alten Schächten liegen.

(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1894

Quellen/Literaturangaben:
  • Hönsch, Fritz: Die Grube Margaretha in Espenhain und ihr Bergdirektor Hermann Eugen Müller; In: Heimatblätter 2014 (2014), H. 15, S. 50-72.
  • Hönsch, Fritz: Heimatblätter Beiträge aus dem Altenburger und Bornaer Land: Die Grube Margaretha in Espenhain und ihr Bergdirektor Hermann Eugen Müller; 15 (2014).
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20551_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20562_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20563_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20577_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20581_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20582_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20587_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B22131_Espenhain_Gewerkschaft_Margaretha.
  • Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, 40051, Nr. 472.
  • Hönsch, Fritz: Hermann Eugen Müller - ein kaum bekannter Wegbereiter der staatlichen Braunkohlen- und Energiewirtschaft; In: Sächsische Heimatblätter 59 (2013), H. 4, S. 352-356.
  • Sperling, Wolfgang: 700 Jahre Espenhain 1322-2022; Espenhain 2022, S. 182-189, 317-318..
  • Sperling, Wolfgang: Mölbis: Lexikon zur Geschichte des Dorfes und die konkreten historischen Beziehungen zu Dahlitzsch, Dittmannsdorf, Dreiskau, Espenhain, Eula, Gestewitz, Großpötzschau, Hain, Hainichen, Kleinpötzschau, Kleinzössen, Kömmlitz, Muckern, Oelzschau, Thierbach, Trages sowie zu den Städten Borna und Rötha; Borna 2012, S. 147.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Gewerkschaft Margaretha
  • Persönlichkeit: Müller, Hermann Eugen (GND: 1046966952)

BKM-Nummer: 30100052

Grube und Braunkohlenwerk Gewerkschaft Margaretha, Espenhain

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Ort
Espenhain
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
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„Grube und Braunkohlenwerk Gewerkschaft Margaretha, Espenhain”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30100052 (Abgerufen: 23. März 2025)
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