Der sogenannte Westbau, die frühere Wagenhalle zur Herstellung von Eisenbahnwagen für den Kohletransport und zur Wartung von Lokomotiven, ist mit 26*72 Metern Grundfläche die kleinste der Hallen. Die Wagenhalle verfügt über einen Kopfteil mit solide betoniertem überhöhten Untergeschoss, Lagerräumen im Erdgeschoss, Personal- und Serviceräumen im Obergeschoss mit teilweise originaler Ausstattung sowie im Hallenteil über eine Stahlrahmenkonstruktion mit funktionstüchtiger Kranbahn der Firma Takraf.
Durch eine Durchfahrt unterbrochen und leicht eingerückt schließt nach Osten ein 45 Meter breiter, zweigeschossiger Bürotrakt mit regelmäßiger Fassadengliederung aus großformatigen quadratischen Fenstern und mittigem Eingang an. Dieser Gebäudeteil ist an die Mittehalle angebunden, die als dreischiffige Halle mit überhöhtem Mittelschiff in der Fassade deutlich ablesbar und mit einer Grundfläche von 43*91 Metern auch die größte der Hallen ist. Mit einer großen und kleinen Kranbahn (Fa. Takraf) ausgestattet, diente die Halle zum Bau von Waggons, Lokomotiven und dem Maschinenbau mit einem eigens abgezäunten Bereich für den Einsatz von Häftlingen zu DDR-Zeiten.
Analog dem Verwaltungstrakt auf der Westseite der Mittelhalle ist nach Osten ein 45 Meter breiter, leicht eingerückter zweigeschossiger Bereich mit den Lehrwerkstätten angegliedert, zu dem hofseitig weitere Werkstattgebäude mit zwei Innenhöfen gehören, die durch eine Durchfahrt erschlossen werden. Den östlichen Gebäudeabschluss bildet der 30*96 Meter große sogenannte Ostbau, der als Halle mit Kranbahn (Fa. Takraf) und aus dem Dach ragendem Oberlicht unterschiedliche Funktionen des Stahl- und Maschinenbaus aufnahm. Kranbahn und sichtbare Reparaturspuren von Kriegsschäden lassen hier den hohen Nutzungsbedarf und die wechselvolle Nutzungsgeschichte gut nachvollziehen.
Alle Hallen sind über im Außenbereich führende Gleisanlagen miteinander verbunden und an den Güterbahnhof Espenhain angebunden.
Der 1939 im Auftrag der Aktiengesellschaft Sächsische Werke errichtete Gebäudekomplex verfügt bei den Hallen über eine Stahlrahmenkonstruktion und bei den zweigeschossigen Verbindungstrakten über eine Stahlbetonkonstruktion. Die für die gesamten Kraftwerksbauten typische dunkelbraune Klinkerfassade weist beim Gebäudekomplex der Zentralwerkstatt mit dem Wechsel geschlossener und großformatig verglaster, teils mit Rolltoren versehener Wandflächen der Hallen sowie der mit annähernd quadratischen Bürofenstern streng rhythmisierten Fassaden der Verwaltungsbereiche besonders signifikante Merkmale des Neuen Bauens auf, das im Industriebau insbesondere moderner Funktionsbauten auch nach 1933 andauerte.
Der überwiegende Teil der Hallen- und Büroflächen sind in Nutzung als Schlosser-Werkstatt, Lager, handwerkliche Ausbildungsstätte und Verwaltung verschiedener Firmen. Lediglich im Bereich der Wagenhalle stehen derzeit einige Flächen leer. Hier weisen die südwestlichen Fassaden durch neue oder vermauerte Öffnungen und eine an der Westseite vorgehängte Blechfassade Überformungen, die jedoch leicht reversibel sind und den Eindruck der insgesamt gut erhaltenen Industrieanlage kaum beeinträchtigen.
Der Werkstattkomplex und die benachbarten Verwaltungsbauten an der Straße Verwaltungsring, die das als Kulturdenkmal gelistete Hauptgebäude Leipziger Straße 34 rahmen, stehen in unmittelbarem städtebaulichen Zusammenhang und sind neben der denkmalgeschützten Schaltwarte die letzten noch erhaltenen baulichen Zeugnisse des Espenhainer Braunkohlenveredelungswerkes.
(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1939
Quellen/Literaturangaben:
- Barteld, Frank: Kohlebahnen im Bornaer Revier: Witznitz - Böhlen/Zwenkau - Espenhain; Berga/Elster 2011, S. 113-159.
- Franke, Karin/Röhser, Reinhard: Veredelungsstandort Espenhain 1938-1996; Leipzig 1996.
- Christliches Umweltseminar Rötha e. V./Kulturbüro Espenhain (Hgg.): Land in Sicht - der Industriestandort Espenhain; Südraum Journal 14. Leipzig 2002.
- Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität in den Jahren 1946-1953. Betriebschronik, Espenhain, 1953.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Aktiengesellschaft Sächsische Werke (GND: 355314-0)
BKM-Nummer: 30100038