Die Siedlung wurde südlich der alten Ortslage in den 1930er bis 1950er Jahren auf rekultiviertem Gelände errichtet. Sie war für die Beschäftigten der um diese Zeit erheblich ausgebauten Brikettfabrik Berrenrath vorgesehen. Zeitgenössischen Prinzipien des Siedlungsbaus entsprechend erhielten die Häuser große Selbstversorgerparzellen. Bei der Verlagerung von Alt-Berrenrath konnte die Siedlung erhalten bleiben. Heute ist sie privatisiert; einige Grundstücke wurden geteilt und mit neuen Häusern bebaut, teilweise auch Altbauten ersetzt oder völlig überarbeitet. Insgesamt spiegelt die Siedlung in ihrer Weiträumigkeit, Offenheit und den wenigen, einfachen Haustypen die städtebaulichen und siedlungstechnischen Prinzipien von der Zeit des Nationalsozialismus bis in die frühen 1950er Jahre wieder.
Beschreibung:
Die Werkssiedlung für Brikettfabrik und Kraftwerk Berrenrath wird im Südwesten von der Wendelinusstraße begrenzt, im Norden und Osten von Dämmen bzw. der Eisenbahn. Regelmäßiges Straßenraster, dessen winkelförmige Haupterschließung die Erftstraße in Ost-West-Richtung bildet. Ihre nach Süden abgeknickte Fortsetzung umfasst im Winkel eine große Freifläche mit Spielplatz; weitere Nord-Süd-Straßen in der Mitte (Glückaufstraße) und dem Westen (Eifelstraße) enden im Süden als Stichstraße bzw. Schleife. Die großen Parzellen stoßen mit Rasenflächen ohne Zaun an die Straßen; die Häuser liegen insbesondere bei der Glückaufstraße tief im Grundstück, hier als traufständige Einzelhäuser mit Drempel. Im westlichen Teil der Siedlung mit etwas dichterer Bebauung – abgesehen von zusätzlichen Neubauten – dominieren mittel- und große Wohnhäuser, letztere wohl durchgängig als Zweifamilienhäuser. Die Siedlungskante zur Wendelinusstraße ist ebenfalls mit Doppelhäusern auf offenen Grundstücken besetzt.
Datierung:
- ca. 1934 bis 1955
Literatur:
- Außem, Karin; Plog, Hermann; Flohr, Karl-Günter: 50 Jahre Umsiedlung Berrenrath 1959-2009, Hürth 2009
- Anonymus: 30 Jahre Wohnungsbaugesellschaft für das Rheinische Braunkohlenrevier 1920-1950. Köln 1950
- Klug, Clemens: Hürth – wie es war, wie es wurde. Köln 1961
- Neßeler, Helmut: Die Geschichte der Brikettfabriken Vereinigte Ville in Knapsack. In: Hürther Heimat, 1997, Heft 76, S. 79–97
- Plog, Hermann: Dorfgemeinschaft Berrenrath (Hrsg.). Hürth 1998
- Anonymus: Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft für das Rheinische Braunkohlenrevier 1946-1966 1966
- Neßeler, Helmut: Werden und Wandel des Industriestandortes Knapsack. Eine Chronik von den Anfängen bis in das Jahr 1998. In: Hürther Heimat, 1999, Heft 78, S. 50–63
- Pokschewinski, Karl / Schüler, Volker / Coenen, Manfred: Brikettfabriken und Anschlußbahnen im Rheinischen Braunkohlenbergbau. Gülzow 2004
- Buschmann, Walter / Gilson, Norbert / Rinn, Barbara: Braunkohlenbergbau im Rheinland (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes). Worms 2008
- Petzina, Dietmar: Autarkiepolitik im Dritten Reich. Der nationalsozialistische Vierjahresplan. Stuttgart 1968
- Klug, Clemens: Kurzdarstellung der historischen Entwicklung der Hürther Braunkohlentagebaue. In: Hürther Heimat, 1981, Heft 45, S. 10-24
(Dr. Alexander Kierdorf, 2022)
BKM-Nummer: 20525000