Die WBG errichtete zwischen 1921 und 1924 die Siedlung Zur Gabjei/Zum Krausen Baum, eines ihrer umfangreichsten Bauvorhaben. Westlich des Brühler Stadtkerns steigt das Gelände zur Ville an; zwischen den dort verlaufenden Wegen zum ehemaligen Rodderhof und nach Liblar wies die Stadt Brühl nach dem Ersten Weltkrieg Gelände für verschiedene Wohnungsbauprojekte aus. Auf Drängen der freien Architektenschaft schrieb sie einen Wettbewerb zur Erlangung von Bebauungsplänen aus, der über 100 Einsendungen ergab; als Bestplatzierte gingen Emil Mewes und Wilhelm Riphahn daraus hervor. Die WBG bestand jedoch letztlich darauf, die Bebauung nach eigenen Plänen und mit den für alle Siedlungen einheitlich entworfenen Typen zu realisieren. Insgesamt wurden bis zur Einstellung des Vorhabens 1924 160 Häuser mit 194 Wohnungen (von insges. 320 geplanten) errichtet. Nach Ende des Bergbaus in der Brühler Gegend um 1960 wurden die Häuser verkauft und danach individuell umgebaut und modernisiert.
Beschreibung:
Die Bergmannssiedlung Zur Gabjei liegt zwischen dem Brühler Zentrum und den Betrieben auf dem Villerücken. Eine abfallende Talsenke teilt das Gelände diagonal in Südwest-Nordost-Richtung und die beiden Teilgebiete Zur Gabjei und Zum Krausen Baum. Als Hauptzugang zur Siedlung wurde durch pavillonartige Eckkbauten der Abzweig von Zur Gabjei von der Liblarer Straße im Südosten gestaltet; die erste dann folgende Gabelung Zum Donnerbach ist durch eine zentrale, dreiteilige Giebelhausgruppe platzartig betont. In der Straße Zur Gabjei folgt dann noch eine längsrechteckige Erweiterung mit dem Abzweig Zum Rodderbruch mit einem durch seitliche Standkerker betonten Doppelhaus. Der obere Teil der Siedlung wird dominiert durch den als bogenförmig die alte Eiche umfassender, d. h. bergab geöffnet bebauter Terrassenplatz gestalteten Südteil der Straße Am Krausen Baum. Beide Siedlungsteile kommen mit wenigen Haustypen aus.
Datierung:
- 1921 bis 1924
Literatur:
- Prasuhn, Wilhelm: Brühl zwischen zwei Weltkriegen (Schriftenreihe zur Brühler Geschichte ; 9), Brühl 1984
- Wildangel, Carl: Bergmannssiedlungen im Rheinischen Braunkohlenrevier, Köln 1921
- Dohr, Wilhelm: Das Siedlungs- und Wohnungsproblem im linksrheinischen Braunkohlenrevier (Diss.), Köln 1922
- Anonymus: 30 Jahre Wohnungsbaugesellschaft für das Rheinische Braunkohlenrevier 1920-1950. Köln 1950
(Dr. Alexander Kierdorf, 2023)
BKM-Nummer: 20511000