Das ab 1892 errichtete Gruhlwerk II benötigte eigene Werkswohnungen, die schrittweise westlich von Kierberg errichtet wurden. Zur Unterbringung Alleinstehender, von Saisonkräften sowie Wochenendheimkehrern besaßen viele Unternehmen Gemeinschaftsunterkünfte, deren Betrieb oft zusammen mit den Kantinen (Speisesälen) verpachtet wurde. Aber auch alleinstehende Angestellte, Monteure und befristet angeworbene Spezialisten mussten von den Unternehmen werksnah, aber getrennt von den Arbeitern untergebracht werden. Dazu dienten später oft die Werkskasinos. Das ehemalige Ledigenheim wurde wohl nach Stilllegung des Gruhlwerks verkauft und als Mehrfamilien-Wohnhaus genutzt.
Baubeschreibung:
Das Ledigenheim des Gruhlwerks II an der Berrenrather Straße, im Volksmund „Villa“ genannt, besteht aus einem schräg auf das Grundstück gesetzten, zweigeschossigen, traufständigen Backsteinbau mit symmetrischem Fassadenaufbau aus gelbem und rotem Verblendklinker. Durch Wandvorlagen in drei Bereiche gegliedert, durchstößt die Mittelzone der Fassade als übergiebeltes Zwerchhaus das Satteldach. Die seitlich geschlossenen Obergeschosswände sind mit Rundreliefs geschmückt. Auch die breiten Giebelwände sind entsprechend unterteilt. Auf der linken, nordwestlichen Seite verlängert sich die Giebelwand zu einem langgestreckten, schmalen, dreigeschossigen Flügel, der überragt wird von einem kaminartigen, scharfkantigen, ungeschmückten Turm, der als Lüftungskamin gedient haben könnte. An der Hofseite im Erdgeschoss Ställe, darüber in Fachwerk eine leicht auskragende offene Galerie vor Zimmern, darüber eine geschlossene Etage. Gut erhaltenes Beispiel mit Denkmalqualität.
Datierung:
- Baubeginn: ca. 1895
- Inbetriebnahme: -
- Umbau: -
- Ende der Nutzung: -
Literatur:
- Buschmann, Walter / Gilson, Norbert / Rinn, Barbara: Braunkohlenbergbau im Rheinland (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes). Worms 2008
(Dr. Alexander Kierdorf, 2022)
BKM-Nummer: 20504001