Ausgehend von den beiden bis in eine Teufe von 330 m abgeteuften Schächte der Versuchs-Tiefbauanlage Union 103 wurde in Richtung Nordosten ein aus vier parallelen Strecken (zwei Zugstrecken, Wetterstrecke und Entwässerungsstrecke) bestehendes einsöhliges Streckennetz mit einer Gesamtlänge von rund 11 km aufgefahren. Das Streckennetz lag komplett im Braunkohleflöz.
Nachdem die untertägigen Aktivitäten wegen wiederholter Wassereinbrüche und insgesamt mangelnder Wirtschaftlichkeit im Jahre 1955 aufgegeben worden waren, wurde das Grubengebäude 1960 geflutet. Zuvor wurden in den Strecken zusätzliche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, um eine eventuelle spätere Wiederinbetriebnahme zu ermöglichen.
2010 erreichte die Abbaufront auf der 6. Sohle die ersten Ausläufer des Streckennetzes. Seitdem werden die Strecken nach und nach von den Großgeräten der 6. und 7. Sohle freigelegt und die Grubeneinbauten anschließend im Sonderbetrieb mit Erdbaugeräten beräumt.
Baubeschreibung:
Die untertägig aufgefahrenen Strecken der Versuchs-Tiefbauanlage Union 103 sollten zur Gewinnung von Braunkohle aus dem in rund 330 m Teufe lagernden und ca. 50 m mächtigen Flöz dienen. Die beiden Zugstrecken (Leer- und Vollzugstrecke) waren für die Förderung der gewonnenen Kohle zum Materialschacht vorgesehen, während die anderen beiden Strecken für die Bewetterung bzw. die Entwässerung eingerichtet waren.
Das Streckennetz erstreckte sich von den beiden Schächten aus in nordöstliche Richtung. Seit seinem Aufschluss liegen die früheren Tiefbauanlagen am südlichen Rand des Abbaugebietes des Tagebaus Hambach. Im Zuge des Fortschreitens des Tagebaus werden die Streckenausbauten auf der 6. Gewinnungssohle, in einigen hundert Metern nördlich der Ortschaft Morschenich, angeschnitten.
Die verbleibenden, später mit Beton versetzten Streckenteile bilden, zusammen mit den ebenfalls verfüllten Schächten, die letzten Zeugnisse der ehemaligen Braunkohle-Tiefbauaktivitäten im Rheinischen Revier.
Datierung:
- Baubeginn: 1939
- Inbetriebnahme: Anfang 1950er Jahre
- Umbau: -
- Ende der Nutzung: 1955
Literatur:
- Houben, Bernd / Schöngen, Hans-Peter: Tagebau trifft Tiefbau – Erstanschnitt des Streckennetzes sowie aktuelle Umsetzungsschritte im Zuge des Rückbaus und der Überbaggerung der Tiefbaugrube UNION 103 im Tagebau Hambach; in: Bergbau 65 (2014), Heft 10, S. 449–453
- RWE: Hauptbetriebsplan für den Tagebau Hambach für den Zeitraum vom 01.01.2021 bis 31.12.2024, (PDF-Datei). Köln 2020
- Hempel, Ralf / Houben, Bernd: Rückbau und Überbaggerung der Tiefbaugrube Union 103 im Tagebau Hambach; in: World of Mining – Surface & Underground 64 (2012), Heft 1, S. 19–30
- Schmitz, Heinz: Entwicklungsaufgaben des Braunkohlentiefbaus in der Niederrheinischen Bucht. In: Braunkohle, Wärme und Energie 1 (1949), Heft 5/6, S. 72–84
(Büro für technikhistorische Forschung und Beratung, Dr. Norbert Gilson, 2023)
BKM-Nummer: 20105001