Im Gebiet zwischen Oberer Niers und Untere Erft haben bereits im Paläolithikum Menschen gesiedelt, wie einzelne Siedlungs- und Bestattungsplätze belegen. Der Liedberg selbst wird heute an der Oberfläche durch eine Vielzahl verstürzter Steinbrüche, Sandgruben, Stollen und Halden geprägt. Sie sind Beweis einer intensiven Nutzung, im Frühpaläolithikum zur Herstellung von Werkzeugen. In der Folgezeit hat das Vorkommen immer mehr an Bedeutung zugenommen. Insbesondere wegen der damaligen schwierigen Verkehrsverhältnisse hatte der Liedberg gegenüber den erst weit im Süden im Schiefergebirge anstehenden Festgesteinen einen großen Wegevorteil. So haben schon die Römer den Liedberger Quarzit sowohl für ihre Profanbauten als auch für kultische Gebäude und Monumente verwendet. Nachweislich waren auf den Äckern des Altkreises Grevenbroich 200 römische Landhäuser aus Liedberger Sandstein gebaut. Aber auch Sarkophage und Skulpturen wie der Jupiter von Bedburdyck und der Jupiter-Pfeiler von Rommerskirchen entstanden aus Liedberger Quarzit. Selbst für den Bau von Kirchen, wie die Krypta der Münsterkirche von Mönchengladbach, die Befestigungen der Burg Linn bei Krefeld oder das Schloss Liedberg wurden diese Sandsteine verwendet. Daneben war er auch für Bauernhäuser als Türstufen, Fensterrahmen und zur Pflasterung von Höfen und Ställen eingesetzt worden. Ab dem 17. Jahrhundert wurden die Sande als Streusand für die gescheuerten Dielen verkauft. So lebten im Jahre 1840 noch 54 Familien vom Sandhandel, die Liedberger Sandbauern! Aufgrund einer bergamtlichen Anordnung von 1880 durften Sand und Quarzit nur noch im Tagebau gewonnen werden. Die Erhebung bot neben den vermuteten römischen Vorgängern dem Herrensitz Liedberg eine topographisch günstige Lage für eine Burgbefestigung. Diese Burg des 12. Jahrhunderts wurde später mit einer Burgsiedlung erweitert. Zahlreiche Herrensitze vor allem entlang des Kommerbaches (z.B. Haus Horst, Burg Steinhausen, Haus Rädt, Haus Schlicken, Haus Fürth, Haus Neuenhoven) sind Zeugen der mittelalterlichen Siedlungsgeschichte in diesem Raum. Besonders hervorzuheben ist hier Schloss Dyck.
Gesichert sind die kontinuierliche Besiedlung und Nutzung des Bereiches seit der Römerzeit bis heute. Die Buchenallee auf dem Liedberg datiert in das 19./20. Jahrhundert. Der erhöhte Standort mit der Burgsituation, die neben der Schwanenburg in Kleve am Niederrhein singulär ist, hat eine große Landschaftsbildwirkung in der gering reliefierten Umgebung. Der kulturhistorische Wert ist sehr hoch, da der Bereich kontinuierlich 2000 Jahre als Steinbruchgebiet genutzt wurde und dies im Gelände noch wahrnehmbar ist.
Spezifische Ziele und Leitbilder:
- Erhalt der archäologischen Substanz;
- Stärkung der historischen Wahrnehmung und Erlebbarkeit;
- Sicherung der historischen Substanz und der Silhouette von Liedberg.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)