Im Umfeld der damaligen Streuhofsiedlungen entstanden offene Landschaften mit grünlandwirtschaftlicher Nutzung. Rodungen, die Einführung des Jochsohlenpfluges und die Viehzucht mit einhergehenden Bissschäden führten zu Bodendegradierung und Erosion und letztendlich zu einer Füllung der Täler mit Auenlehm. Durch die kolluviale Bedeckung bestehen gute Erhaltungsbedingungen für metallzeitliche Plätze in den Flussauen. Ein herausragendes vorgeschichtliches Denkmal ist die Abschnittsbefestigung bei Kreuzau-Maubach.
Die intensive römerzeitliche Nutzung zeigt sich in den zahlreichen villae rusticae auf den lössbedeckten Randbereichen der Ruraue, dem vicus bei Düren-Mariaweiler, dem Rurübergang bei Jülich und den Relikten der Eisenerzgewinnung. In den triassischen Schichten des sog. Mechernicher Triasdreiecks stehen Blei- und Eisenerzgänge an, von denen bekannt ist, dass sie ab der römischen Zeit abgebaut worden sind (Berg vor Nideggen, Leversbach). Allgemeine Erwägungen wie eine späteisenzeitliche Befestigung bei Kreuzau-Winden sowie günstige Siedlungslagen lassen vermuten, dass bereits in vorrömischer Zeit in dieser Region Bergbau betrieben worden ist.
Das in Jülich ansässige Adelsgeschlecht erlangt im Mittelalter große Bedeutung, weit über die Region hinaus und wird zeitweise zum politischen Gegenspieler der kirchlich-politischen Macht der ehemaligen Colonia. Durch diese Bedeutung als Herrschersitz folgt eine Entsprechende architektonische Darstellung der politischen Verhältnisse in der Renaissance durch die Errichtung der Jülicher Schloss-Zitadelle. Die letzten Reste der spätrömischen Befestigung waren bis zu diesem Zeitpunkt noch Bestandteil des Jülicher Adelssitzes.
Seit dem Mittelalter wird dieser Kulturlandschaftsbereich durch den Bau einer großen Anzahl von Herrschaftsgebäuden, v. a. Burgen und Wasserburgen mit zum Teil weiträumigen Außenbereichen, überprägt. Die Grafschaft Jülich, deren Kernland sich hier befand, wird in der Burg und Siedlung Nideggen sowie dem Schloss und der Zitadelle Jülich erfahrbar. 1177 bis 1191 ließ Wilhelm II. die Feste Nideggen mit Bergfried erbauen, die bis zum 15. Jahrhundert die Residenz der Jülicher Grafen blieb. Der Burgsiedlung wurde 1313 das Stadtrecht verliehen und eine Ummauerung durchgeführt.
Unter dieser Herrschaft wurde Jülich zu Idealstadt der frühen Neuzeit ausgebaut. Der Stadtgrundriss und das archäologische Bodenarchiv der 2000 Jahre Siedlungskontinuität aufweisenden Stadt sind von europäischem Rang.
Düren, entstanden aus einem karolingischen Königshof am Rurübergang der Krönungsstraße, wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Die Innenstadt zeigt heute ein geschlossenes Bild von 1950er-Jahre Architektur.
Im mittleren Rurtal entwickelte sich, ausgehend von Düren, seit dem Mittelalter eine Gewerbe- und Industrielandschaft mit wasserbautechnischen Anlagen vom 8.-20. Jahrhundert und ein Zentrum der Papierherstellung.
Spezifische Ziele und Leitbilder:
- Bewahrung der historischen Struktur und Substanz;
- Stärkung der Wahrnehmung der historischen Teichsysteme;
- Offenhaltung der Ruraue;
- Erhalt der historischen Stadtkerne.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)