Der das Nierstal begleitende Naturpfad vorgeschichtlicher Nutzung stellt sich als ein etwa 1 km breiter Korridor dar, in dem die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung und Verkehrsinfrastruktur, inklusive Handels- und Stapelplätze sowie Werkplätze und Gräber erhalten sind. Entlang der Mittleren Niers ist eine Konzentration von Einzelfundstellen römischer Besiedlung und von Gräbern belegt. Im nördlichen Dreieck zwischen Geldern, Straelen und Nieukerk finden sich mindestens 16 römische Siedlungen, die vor allem über Gräberfelder bekannt sind. Die wichtigste dieser Siedlungen ist Pont, die vermutlich mit dem römischen Mediolanumeiner Straßenstation bzw. Dorf auf der Fernstraße von Xanten über Venlo nach Maastricht gleichzusetzen ist.
Die schwer zugänglichen Auen waren geeignete Standorte für spätmittelalterliche Wasserburgen und befestigte Häuser, deren Gräben mit Nierswasser gespeist wurden. Der Bereich war damals Grenzraum zwischen dem Herzogtum Geldern und dem Kurfürstentum Köln. Charakteristisch für die Auenbereiche der Niers und der Nebenflüsse ist die Vielzahl von mittelalterlichen Motten und Herrensitzen des 15. bis 19. Jahrhunderts mit Wassergräben und landschaftsprägender Gestaltung wie z.B. herrschaftliche Zufahrten, hofnahen Wäldchen und Kleingärten: Haus Caen mit einem Park von Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846) von 1810, Haus Eyll, Haus Diesdonck, Haus Ingenray, Haus Vlaßrath, Haus Holtheyde, Haus Ingenraed, Haus Langenfeld, Burg Uda, Schloss Neersen.
Ein bemerkenswertes Objekt ist die im Dreißigjährigen Krieg errichtete Nopper Schanze. Sie diente als Flucht- und Schutzeinrichtungen für benachbarte Dorfbewohner in Kriegszeiten. Wenige Schanzen sind überliefert und deswegen hat die Nopper Schanze Seltenheitswert für Nordrhein-Westfalen.
Die leicht erhöhten Donken oberhalb der niederrheinischen Flüsse boten den Menschen beste Bedingungen für Weide-, Acker- und Waldwirtschaft neben den verbindenden Wasserwegen. Die in den Nassböden erhaltenen organischen Materialien liefern zusätzliche Daten über die Umwelt der jeweiligen Zeit.
Die Niers war für das spätmittelalterliche Mühlengewerbe wichtig. Die Mühlen sind im 20. Jahrhundert aufgrund der Mechanisierung umgebaut worden und haben damit ihre Funktion verloren. Sie werden als Bauernhöfe, Wohnhäuser oder als Gastronomiebetriebe genutzt. Daneben wurden die verschiedenen Bruchgebiete wie Niersbruch, Vlaßrather Bruch, Großes Bruch, Houstenbruch und Harzbecker Bruch kolonisiert. Die Bruchkolonisation und Meliorationen sind bis in das 20. Jahrhundert kontinuierlich bis zu der Niersbegradigung der Jahre 1935-1941 weitergeführt worden. Reste der ursprünglichen Auenwaldareale wurden teilweise um 1900 durch Entwässerungs- und Kultivierungsmaßnahmen entfernt. Im Zuge dieser bis heute prägenden Entwässerung und der Niersregulierung wurden die charakteristischen Pappelreihen angepflanzt.
Die Niersniederung besteht seit der Begradigung vor allem aus feuchtem Grünland und kleineren Laubwaldflächen. Weiterhin sind viele Grünelemente wie Wäldchen, Kopfbäume und -reihen anthropogener Herkunft vorhanden. Die Ortskerne von Straelen, Geldern und Wachtendonk sind mittelalterlichen Ursprungs mit erhaltenen Ortsstrukturen; Straelen und Wachtendonk weisen zusätzlich eine dichte historischer Bausubstanz auf. Die strategische Lage der ehemaligen Stadt Wachtendonk zwischen Niers und Nette ist noch sehr deutlich erlebbar.
Spezifische Ziele und Leitbilder:
- Bewahrung der historischen Struktur und Substanz;
- Bewahrung der archäologischen Substanz;
- Erhalt der Feuchtböden als Bodenarchiv;
- Erhalt der Moore;
- Erhalt der Plaggenesche;
- Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung;
- keine ungelenkte Entwicklung/Ausweitung der Unterglas-Kulturen.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)