Die Stoppenberger Karmelitinnenkirche steht auf einer markanten Anhöhe innerhalb des Klosters, ehemals Damenstiftskirche St. Nikolaus. Eine Kirche auf dem Stoppenberg wird von der Äbtissin Swanhild von Essen gestiftet, 1074 durch Erzbischof Anno von Köln geweiht.
Im 12. Jahrhundert wird bei der Kirche ein Prämonstratenserkloster gegründet, das ursprünglich wohl ein Doppelkloster war. Im 13. Jahrhundert nur noch von Nonnen besetzt, wird es im 15. Jahrhundert in ein Damenstift umgewandelt. Das Stift wird 1803 aufgehoben, die Stiftsgebäude auf Abbruch verkauft. 1965 wird bei der Kirche ein Karmelitinnenkloster errichtet, das Gotteshaus dient dem dort ansässigen Frauenorden der unbeschuhten Karmelitinnen von „Maria in der Not“ als Kirche.
Die dreischiffige, ursprünglich gewölbte Pfeilerbasilika aus Bruchsteinmauerwerk datiert um die Mitte des 12. Jahrhundert – wohl aus dem Umbau des Gründungsbaus von 1074 – entstanden. Zwei Langhausjoche im gebundenen System mit Dreiergruppen von Fenstern im östlichen Joch, das quadratische Chorhaus und die halbrunde Apsis mit einfacher Außengliederung durch Lisenen und Rundbogenfries. Von den beiden Westtürmen ist nur der quadratische Turm über dem Westjoch des südlichen Seitenschiffs zur Ausführung gekommen, der mit einer gotisierenden Schieferpyramide des 17. Jahrhundert gedeckt ist; die Ansätze des nördlichen Turms sind über dem Seitenschiffgewölbe erhalten. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhundert fügte man dem Mittelschiff zwecks Erweiterung der Nonnenempore, die ursprünglich nur das Halbjoch zwischen den Türmen einnahm – nach Westen ein weiteres Halbjoch hinzu. Die auf der Nordseite des Chors angebaute kreuzrippengewölbte Kapelle aus einem Joch und 5/8-Schluss datiert 14./15. Jahrhundert.
Im 17. Jahrhundert wird der gesamte Bau mit mächtigen Strebepfeilern abgestützt, das Langhaus mit abgewalmtem Satteldach und kleinem Dachreiter geschlossen, die Fensterformen zum Teil verändert und dem südlichen Seitenschiffportal ein steinerner Windfang mit Schweifdach vorgelegt. Beim Wiederaufbau nach Kriegszerstörung wird der Außenbau in den alten Formen wiederhergestellt. Im Inneren ist das Kreuzgratgewölbe der Seitenschiffe erneuert, die zerstörten Kreuzgewölbe in Schiff und Altarhaus aber durch eine Flachdecke ersetzt, da die Statik der Kirche durch Bergbau gefährdet ist. Die nach Kriegszerstörung wiederhergestellte steinerne Nonnenempore 15. Jahrhundert, mit vier Kreuzgratgewölben über Mittelstütze; von dem romanischen Emporeneinbau stammt noch der vordere Mittelpfeiler her.
Der um die Mitte des 12. Jahrhundert entstandene Kirchenbau gehört zu den frühesten Gewölbebasiliken des Rheinlandes (siehe Knechtsteden, Steinfeld, Brauweiler), die Westlösung mit Zweiturmfassade und Empore findet sich etwa gleichzeitig bei den ehem. Damenstiftskirchen in Köln-Dünnwald und in Merten an der Sieg wieder. Romanischer Taufstein des 12. Jahrhundert. Das runde, mit vier Eckköpfen belegte Becken auf Mittelzylinder und vier Ecksäulen. Unter der Westempore ein Bossenkapitell mit doppeltem Kranz fleischiger Blätter eingemauert, das wahrscheinlich noch vom Gründungsbau des späten 11. Jahrhundert herstammt.
Eine historische Karte im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf von 1821 zeigt den Zustand zu dieser Zeit.
Bau- und Bodendenkmal Die Karmeliterkirche ist eingetragenes Bau- und Bodendenkmal (Essen BauD lfd. Nr. 48, BodD lfd. Nr. 35; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nr. E 37).
(LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2010, 2017)
Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins. Niederrheinisches Urkundenbuch (NRUB, vier Bände 1840-1858). (Veröffentlichungen der staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, C 10, Neudruck Siegburg 1981.) Bd. 1, S. 141, Nr. 217 und Bd. 2, S. 63, Nr. 116, Düsseldorf. Online verfügbar: digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de, NRUB, abgerufen am 11.04.2024
Meyer, Carl (1914)
Geschichte der Bürgermeisterei Stoppenberg. S. 13 ff., Essen.
Rahtgens, Hugo / Clemen, Paul (Hrsg.) (1893)
Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Essen. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 2.3.) S. 320 ff., Düsseldorf.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.