Standort, Umfeld und mögliche Vorgängerbauten
Baugeschichte und Architektur
Ausstattung und Bedeutung der Kapelle
Kulturdenkmal
Quellen, Internet, Literatur
Standort, Umfeld und mögliche Vorgängerbauten
Der ungesicherten Überlieferung nach befand sich bereits im 12. Jahrhundert eine Kapelle auf den Grundmauern eines römischen Wachturms mit Quellheiligtum an der römischen Heerstraße durch die Eifel. Die Quelle wurde 1982 freigelegt und in die rechte Wand der Kapelle eingelassen (vgl. Foto in der Mediengalerie).
Im Umfeld der Waldkapelle befanden sich Gräber aus der römischen Epoche, darunter ein 1954 angeschnittenes Brandgräberfeld. Zudem wurden mehrfach an einer alten Quelle nahe der Kapelle Reste römischer Wasserleitungen und Brunnen aufgedeckt, zuletzt im Jahr 2002 ein Brunnenschacht, „dessen Trockenmauern noch 2,75 m tief in den anstehenden Schieferfelsen eingebracht waren“ und in dessen Verfüllung sich Schiefer, Ziegel, Keramik- und Mühlsteinfragmente geborgen wurden (Wegner 2005).
Auf einem Stein am Zugang zur Kapelle berichtet eine Informationstafel (vgl. Abbildung):
„Die Waldkapelle, erstmals 1754 urkundlich erwähnt, aber bereits schon im 12. Jahrhundert erbaut, steht auf den Grundmauern eines römischen Wachturmes. Es ist eine der schmerzhaften Mutter Gottes geweihte Wallfahrtskapelle, – 'Maria ad Silvam' – die von den umliegenden Ortschaften in der Bittwoche besucht wurde.
Der Quelle, die im Bereich der Kapelle entspringt, sagt man heilende Wirkung bei Augenkrankheiten nach.
Der Sage nach soll die Kapelle wegen der wundersamen Rettung auf dem Kreuzzug von einem Ritter von der Leyen gebaut worden sein und sich 1000 Schritte von der Pfarrkirche entfernt befinden. So weit wie der Weg von der Richtstätte zum Berge Golgatha für unseren Herrn war. Die freiwillige Feuerwehr Kaisersesch hat seit Jahren die Betreuung der Kapelle übernommen und pflegt und hegt dieses historische Kleinod.“
Baugeschichte und Architektur
Das heutige Gebäude stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert: Zwei Informationstafeln vor Ort zufolge soll es im Jahr 1754 erstmals urkundlich erwähnt worden sein, der Schlussstein am rundbogigen Portal im Westen weist die Jahreszahl 1769 aus.
„Auf dem geschieferten Satteldach sitzt ein sechsseitiger Dachreiter mit geschweifter Haube. Die Kapelle ohne eigentlichen Chor besitzt an beiden Traufseiten je drei Rundbogenfenster, die mit Glasmalereien geschlossen sind. … Die zweiflügelige Tür ist mit einem Rokokoschnitzwerk versehen.“ (de.wikipedia.org)
Im Zuge des Ersten Koalitionskrieges nach der Besetzung des linken Rheinufers durch französische Revolutionstruppen im Spätherbst 1794 wurde die Kapelle schwer beschädigt und sollte 1825 sogar geschlossen werden. Erst 1833 wurde sie wieder als dreiachsiger rechteckiger Bruchsteinbau instand gesetzt.
Im Jahr 1910 stürzte das Dachgewölbe ein und wurde später (Weiss 2015 nennt das Jahr 1939) durch eine hölzerne Tonnenkonstruktion ersetzt.
Die der Mutter Gottes geweihte Glocke wurde am Fest „Peter und Paul“ am 29. Juni 1930 aufgehängt. Ihre Inschrift lautet „Gedenke, o Herrin, auch gnädig zu sein, den leidenden Seelen im Fegfeuer“ (ebd.).
Bei der Bombardierung des nahe gelegenen Kaisersescher Bahnhofs 1944 wurden die ursprünglichen Fenster zerstört. Diese wurden später durch über Spenden finanzierte Bleiglasfenster ersetzt, die Heiligenszenen zeigen (vgl. commons.wikimedia.org). Ebenso sind u.a. die Wandlampen, zahlreiche Kunstschmiedearbeiten und Fotos der Kreuzwegstationen in der Pfarrkirche St. Pankratius private Stiftungen.
Umfassende Renovierungen erfolgten zuletzt 1969 und 1982 durch die freiwillige Feuerwehr, die im Ort schon länger die Patenschaft für das kleine Gotteshaus inne hat. Das Mauerwerk der zur Straße hin gelegenen Südseite wurde um 2013 neu verputzt. Beim Neuanstrich des Innenraums 2015 wurde auch die alte Deckenverkleidung neben dem Tonnengwölbe durch glattflächige Platten ersetzt.
Ausstattung und Bedeutung der Kapelle
Zur erhaltenen Ausstattung der Waldkapelle gehören neben einer Marienfigur an der äußeren Ostseite im Innern Statuen des heiligen Apollinaris von Ravenna (rechte Kapellenseite, 17. Jahrhundert) und des Apostels Judas Thaddäus (linke Wand) sowie zwei Heiligenstatuen aus dem 18. Jahrhundert: links neben dem Altar die Märtyrerin Barbara von Nikomedien und rechts Elisabeth von Thüringen.
Beiderseits des Altars befinden sich zwei Gräber von in Kaisersesch tätigen Pfarrern, die auf eigenen Wunsch hier beigesetzt wurden. Links des Altars Dechant Josef Valentin Sauer (1879-1945, Pfarrer in Kaisersesch 1936-1939) und rechts Dechant Paul Heck (1902-1974, Pfarrer in Kaisersesch 1951-1974).
Das auf Anfang des 17. Jahrhunderts datierte Vesperbild aus Lindenholz zeigt die schmerzhafte Muttergottes mit dem Gekreuzigten. Diese Pietà ähnelt dem Gnadenbild in der über Fußwege von hier aus nur etwa eine Stunde entfernt gelegenen Wallfahrtskirche des Klosters Maria Martental. Martental ist das traditionelle Ziel kleinerer Wallfahrten, die von Kaisersesch aus an der Waldkapelle starten.
Daneben soll die Waldkapelle in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts während der „Bittwoche“ (Gebets- und Prozessionstage vor dem Fest Christi Himmelfahrt) und den Freitagen in der Fastenzeit selbst Wallfahrtsziel für umliegende Orte gewesen sein und in diesen Jahren sogar einen eigenen Vikar gehabt haben. Besondere Verehrung soll hier ferner im 19. Jahrhundert die heilige Barbara als Schutzpatronin der Bergleute durch die Arbeiter der umliegenden Schiefergruben in Kaisersesch, Leienkaul, Laubach und Müllenbach erfahren haben (Weiss 2015).
Auch die seit dem Jahr 1984 wieder jährlich stattfindene zweitägige Fußwallfahrt der Kaisersescher Pfarrgemeinde nach Eberhardsklausen (Gemeinde Klausen im Landkreis Bernkastel-Wittlich) beginnt an der Waldkapelle.
Am 4. Mai 2017 wurde auf dem Vorplatz der Waldkapelle ein so genannter „Pilgerstein“ als Station der Wallfahrtstrecke zum der Legende nach einzigen Apostelgrab nördlich der Alpen in der Trierer Benediktinerabtei Sankt Matthias eingeweiht (blick-aktuell.de).
Bis heute finden noch regelmäßig Gottesdienste in der kleinen Waldkapelle statt.
Kulturdenkmal
Die Kaisersescher Waldkapelle ist ein eingetragenes Kulturdenkmal. Der Eintrag lautet: „Waldkapelle 'Zur schmerzhaften Muttergottes' Auf der Wacht: Putzbau, einseitig abgewalmtes Sattelldach, bez. 1796 und 1833“ (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, S. 27).
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2016/2022)
Quellen
- Jürgen Weiss (Text) und Pfarramt St. Pankratius Kaisersesch (Hrsg.): Faltblatt Waldkapelle „Beatae Mariae Virginis ad Silvam“, Selige Jungfrau Maria am Walde, Kaisersesch (2015).
- Freundliche Hinweise von Herrn Jürgen Weiss, Kaisersesch, 2017.
Internet
commons.wikimedia.org: Stained glass windows of Waldkapelle (Kaisersesch), Bilder der nach dem Krieg erneuerten Bleiglasfenster (abgerufen 13.01.2016)
www.pfarrgemeinde-kaisersesch.de (abgerufen 13.01.2016)
de.wikipedia.org: Waldkapelle Kaisersesch (abgerufen 06.01.2016)
www.blick-aktuell.de: Pilgerstein stärkt den „Weg nach innen“, Im Pilgerort Kaisersesch wird der 10. Pilgerstein eingesegnet (Blick aktuell vom 08.05.2017, abgerufen 01.06.2017)