Stadtbefestigung Kaisersesch

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Kaisersesch
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 13′ 47,86″ N: 7° 08′ 27,96″ O 50,22996°N: 7,1411°O
Koordinate UTM 32.367.418,72 m: 5.565.852,77 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.581.464,01 m: 5.566.610,91 m
  • "Kaisersesch v. Süden" betitelte Zeichnung mit der früheren Stadtbefestigung, den Stadttoren und der Kirche. Die Signatur des unbekannten Zeichners lautet "GH (oder EH) 1966".

    "Kaisersesch v. Süden" betitelte Zeichnung mit der früheren Stadtbefestigung, den Stadttoren und der Kirche. Die Signatur des unbekannten Zeichners lautet "GH (oder EH) 1966".

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  • Ansichtskarte von Kaisersesch um 1940: Totalansicht des Ortes (vom östlich gelegenen "Heideberg" aus) und der erhaltene Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung.

    Ansichtskarte von Kaisersesch um 1940: Totalansicht des Ortes (vom östlich gelegenen "Heideberg" aus) und der erhaltene Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung.

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  • Der "Alte Turm" in Kaisersesch (2015). Blick auf die südliche Seite des Rundturms der früheren Stadtbefestigung von einem Hof in der Straße "Im Allen" aus.

    Der "Alte Turm" in Kaisersesch (2015). Blick auf die südliche Seite des Rundturms der früheren Stadtbefestigung von einem Hof in der Straße "Im Allen" aus.

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  • Rundturm der ehemaligen Stadtbefestigung, Hinter der Mauer in Kaisersesch (2012)

    Rundturm der ehemaligen Stadtbefestigung, Hinter der Mauer in Kaisersesch (2012)

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  • Das Gerichtssiegel des Schöffengerichts Kaisersesch aus dem 16. Jahrhundert (2012).

    Das Gerichtssiegel des Schöffengerichts Kaisersesch aus dem 16. Jahrhundert (2012).

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  • Ausschnitt einer Karte, die wohl im Kontext der Kartografen-Familie Mercator in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu verorten ist, mit den Orten "Kerlich" (Landkern), "Keysers Esch" (Kaisersesch), "Masbergh" (Masburg) und Urmersbach.

    Ausschnitt einer Karte, die wohl im Kontext der Kartografen-Familie Mercator in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu verorten ist, mit den Orten "Kerlich" (Landkern), "Keysers Esch" (Kaisersesch), "Masbergh" (Masburg) und Urmersbach.

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    unbekannt, vermutlich Arnold Mercator
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  • Gemälde des "Alten Turms" in Kaisersesch, dem nordwestlichen Rundturm der früheren Stadtbefestigung (2015). Darstellung des vor der Renovierung um 1980/81 erhaltenen Bestandes durch den Kaisersescher Maler Willy Schrader (1990er Jahre).

    Gemälde des "Alten Turms" in Kaisersesch, dem nordwestlichen Rundturm der früheren Stadtbefestigung (2015). Darstellung des vor der Renovierung um 1980/81 erhaltenen Bestandes durch den Kaisersescher Maler Willy Schrader (1990er Jahre).

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    Franz-Josef Knöchel; Willy Schrader
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Der Ort Kaisersesch wurde wenige Jahre vor der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1321 mit einer Stadtmauer befestigt. Von der Befestigung ist bis auf wenige Mauerreste und den in der heutigen Straße Hinter der Mauer gelegenen Rundturm, der „Alte Turm“ (siehe untergeordneter Eintrag) nichts erhalten. Der Verlauf der einst etwa 800 Meter langen Mauer lässt sich jedoch plausibel über den Abgleich von historischen Karten mit den im Ort noch verlaufenden alten Straßenzügen rekonstruieren.

Die Stadt Kaisersesch
Der Ort Kaisersesch – auch heute noch oft einfach als „Esch“ bezeichnet – wird erstmals 1051 und 1056 in Schenkungsurkunden sowie 1088 in einer weiteren Urkunde als „Asche“ erwähnt (MrhUB 1, Nrn. 335, 343 und 385; die beiden erstgenannten Diplome gelten allerdings als unsicher bzw. verfälscht).
Im Zuge der 1294 erfolgten Verpfändung des mitten im Herrschaftsbereich der Erzbischöfe von Trier gelegenen Cochem-Klottener Reichsguts durch König Adolf von Nassau (~1250-1298) an den Trierer Erzbischof Boemund I. von Warsberg (?-1299) gelangte der Ort faktisch an das Erzstift Kurtrier, dem Esch seitdem als Gerichtsort des Kurfürstentums diente.

Die Stadtbefestigung
1321 erhielt Esch von König Ludwig IV. dem Bayern (1281/82-1347, Römisch-deutscher Kaiser ab 1328) Marktrecht und sonstige Freiheiten nach dem Frankfurter Stadtrecht (LHAK und www.rheinische-geschichte.lvr.de). Zuvor bereits war der Ort vom Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg (~1285-1354) mit einer Stadtmauer befestigt worden. Bald nach der Stadtrechtsverleihung tauchte der Bestandteil „Kaisers“ im Ortsnamen auf (so etwa 1339 als Keysers-Esch), der sich auch über den Verlust der Stadtrechte unter der französischen Herrschaft hinaus hielt (erst seit 1997 ist Kaisersesch wieder Stadt). Von Bedeutung für die mittelalterliche Befestigung ist aber die Bezeichnung von Esch als oppidum in Urkunden um das Jahr 1330 – der übliche zeitgenössische Terminus für eine befestigte größere Siedlung.

Zerstörung und Abbruch der Stadtmauer
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt 1689 von den Franzosen fast vollständig zerstört, ebenso auch die Stadtbefestigung. Deren verbliebene Reste wurden schließlich um 1808 allmählich abgebrochen und das Material weiterer Verwertung zugeführt. Zeitgenössisch wurde der Abbruch der Mauer als „Befreiung und als Zeichen des Fortschritts begrüßt“ (Werner Schumacher).
Als letzter deutlich sichtbarer Überrest ist – neben wenigen Mauerresten im Ortskern – einzig der „Alte Turm“ Hinter der Mauer erhalten geblieben.

Rekonstruktion des Verlaufs der Befestigung
Von der Kaisersescher Stadtbefestigung gibt es keine zeitgenössische Ansicht und es ist auch kein gesicherter Verlaufsplan o.ä. überliefert. Neben wenigen Mauerresten machen vor allem die Straßen im Ortskern den früheren Verlauf über rund 800 Meter Strecke nachvollziehbar.

Der Kaisersescher Heimatforscher Werner Schumacher hat die Strecke wie folgt rekonstruiert:
„Die etwa oval geführte Stadtmauer lässt sich nur aufgrund weniger Reste noch verfolgen ... Am Südende, nach Trier zu (heute etwa im Bereich Volksbank, Hotel zur Post), lag das 'untere Stadttor', wie Ausschachtungsarbeiten in den Jahren 1911 und 1938 zeigten. An dieses Südtor schloss sich das kurfürstliche Burghaus an. Die Stadtmauer verfolgte zuerst eine östliche Richtung und wendete sich dann an einem Halbturm nach Norden. Die rückwärtigen Mauern, zum Wiesental mit Blick auf die Gartenstraße, der Gebäude und Wirtschaftsgebäude in der Brunnenstraße, gründen teilweise auf Resten der Stadtmauer. Im weiteren Verlauf, stückweise als niedrige Gartenabgrenzung erkennbar, zieht sie sich nordwestlich zum vollständig abgebrochenen Nordtor (etwa Bereich Gasthaus Münk). Sie geht weiter nordwestlich unter Ausbuchtung des Mauerverlaufes für einen starken Rundturm.
Dieser vorgeschobene Rundturm deckte hier auf der Nordwestecke die Stadtmauer nach zwei Seiten und schützte auch das Nordtor ab, der durch das ansteigende Gelände schwächsten Stelle der Befestigung.
Ab Rundturm biegt die durch einen Außengraben geschützte Mauer hinter dem heutigen Hause Lautenbach nach Süden ab und läuft dann hinter dem Haus Sesterhenn (Ecke der Straßen 'Hinter der Mauer' und 'Im Bliesblink') wieder bis zum Südtor.“


Der hier eingezeichnete Verlauf der Befestigung folgt Schumachers Route, die sich auch auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1803-1820; hier Blatt-Nr. 158 von 1810/11) und der für hier zwischen 1843 und 1878 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme nachvollziehen lässt (vgl. Kartenansicht bzw. www.geoportal.rlp.de).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2012/2023)

Quellen
MrhUB = Mittelrheinisches Urkundenbuch, Band 1
  • Nr. 335: „Kaiser Heinrich III. bestätigt die Schenkungen der Königinn Richeza von Polen an die Abtei Brauweiler. 1051, den 18. July.“
  • Nr. 343: „Die Königinn Richeza von Polen beschreibt die, von ihr der Abtei Brauweiler geschenkten Güter. 1056.“
  • Nr. 385: „Erzbischof Egilbert beurkundet die Einweihung und Dotirung der Kirche S. Nicolai zu Mesenich. 1088, den 18. November.“
LHAK = Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 1 A 3001.

Internet
www.kaisersesch.org (abgerufen 26.11.2012)
schumacher-werner.homepage.t-online.de: Historische Impressionen - Geschichte und Geschichten aus dem Landkreis Cochem-Zell, speziell der Stadt und der Verbandsgemeinde Kaisersesch (Autor Werner Schumacher, abgerufen 27.11.2012, Inhalt nicht mehr verfügbar 25.10.2016)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Ereignisse 1288 bis 1521 (hier: 1321, abgerufen 30.11.2012, Inhalt nicht mehr verfügbar 09.10.2018)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: 1288 bis 1521 - Die Rheinlande im Spätmittelalter (abgerufen 04.12.2019)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Balduin von Luxemburg, Erzbischof von Trier (um 1285-1354) (abgerufen 04.12.2019)
www.osteifel-aktiv.de: Kaisersesch – Etappe am Jakobsweg (mit Ansichten von Resten der mittelalterlichen Befestigung, abgerufen 28.11.2012)
de.wikipedia.org: Kaisersesch (abgerufen 26.11.2012)
www.geoportal.rlp.de: Topographische Aufnahme der Rheinlande (abgerufen 19.12.2023)

Literatur

Beyer, Heinrich; Eltester, Leopold; Goerz, Adam et al. (1860)
Urkundenbuch zur Geschichte der, jetzt die Preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Mittelrheinisches Urkundenbuch (MrhUB), Ausgabe Coblenz, 3 Bände 1860-1874. Koblenz. Online verfügbar: dilibri.de, MrhUB, abgerufen am 17.04.2024
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Cochem-Zell. Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell, 18. September 2022. S. 27, Mainz. Online verfügbar: denkmalliste.gdke-rlp.de/Cochen-Zell, abgerufen am 15.06.2023
Heyen, Franz-Josef (1970)
Balduin von Luxemburg (1285-1354). In: Rheinische Lebensbilder 4,, S. 23-36. Köln (2. unveränderte Auflage).
Wensky, Margret (2008)
Städte und Freiheiten bis 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VI.2.) S. 50-51, Bonn.

Stadtbefestigung Kaisersesch

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hinter der Mauer
Ort
56759 Kaisersesch
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1321, Ende 1689 bis 1815

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Empfohlene Zitierweise
„Stadtbefestigung Kaisersesch”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-57813-20121128-2 (Abgerufen: 26. April 2024)
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