Baugeschichte
Verfall und Säkularisation
Wiederaufbau im 19., 20. und 21. Jahrhundert
Heutige Erscheinung
„Trivia“
Baudenkmal
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
Internet, Literatur
Baugeschichte
An der Stelle der um 1060 errichteten „Burg Berge“ gründete Adolf II. Graf von Berg (etwa 1090–1170) im Jahr 1133 das Kloster Altenberg – Tochterkloster der Burgunder Primarabtei Morimond. Kurz nach Baubeginn verlegte man den Ort der Gründung vom Berggipfel ins günstiger gelegene Dhünntal. Um 1145 wurde dort bereits eine Kirche errichtet, an welche sich in mehreren Bauphasen die um zwei Kreuzgänge gruppierten Klostergebäude im Süden anschlossen. Im Jahr 1259 wurde in Anwesenheit des Bergischen Hauses der Grundstein für die gotische Kirche gelegt. Der etwa 100 Jahre ältere, romanische Vorgängerbau musste dem Bergischen Dom daraufhin weichen. Zwar wurden schon 1276 eine Reihe von Altären im Chor geweiht, jedoch kam es im 14. Jahrhundert zu mehrfachen Bauverzögerungen. Erst durch eine Stiftung des aus seiner Diözese vertriebenen Bischofs von Kulm, Wikbold Dobilstein (1312–1398/1400), konnte die Kirche fertiggestellt werden. Eine Kirchweihe erfolgte 1379. Erst mit dem Einsetzen des großen Westfensters um 1400 – wiederum eine Stiftung des Bergischen Hauses – war der Bau vollendet.
Verfall und Säkularisation
Durch die Besetzung des linken Rheinufers durch französische Truppen 1792 verlor das Kloster zwei Drittel seiner Ländereien. Kurz darauf, im Jahr 1803, wurde das Kloster im Rahmen der Säkularisation aufgelöst und nahezu seiner gesamten Ausstattung beraubt. Der neue Besitzer, ein Kölner Kaufmann und Weinhändler namens Johann Heinrich Pleunissen (1731- 1810), verpflichtete sich bei der Übernahme die Kirche zu erhalten und weiterhin Gottesdienste abhalten zu lassen. In dem benachbarten ehemaligen Dormitorium (dem Wohntrakt der Mönche) wurde eine Farbenfabrik eingerichtet in der es zu wiederholten Bränden kam. Besonders durch die andauernde mangelnde Pflege geriet die Anlage in einen immer schlechteren Zustand. Bei einem Großbrand im Jahre 1815 und nachfolgenden Teileinstürzen wurden die Klostergebäude und Kirche stark beschädigt. Viele Gebäude waren zerstört und das Kirchendach sowie der Dachreiter verbrannten. Durch eine Kollekte finanziert, entstand bis 1819 ein Notdach aus Ziegeln, welches jedoch nicht vollständig dicht war und den zunehmenden Verfall der Kirche nicht aufhalten konnte. Im Jahr 1821 stürzten aufgrund der mangelnden Statik sowohl der südliche Querarm als auch ein Teil des hohen Chores ein. Die Sakristei und das Sakrarium (ein Ausguss, der geweihte Substanzen direkt ins Erdreich führt) wurden zerstört. 1830/31 brach auch ein Teil der Südwand des Hochchores ein, sodass der Hochaltar unter freiem Himmel stand. Inzwischen hatte es einen mehrfachen Besitzerwechsel gegeben. Der zunehmend verfallende Dom war vermehrt Plünderungen ausgesetzt und vom Abriss bedroht. Zeitweise stand er gar unter Polizeischutz.
Wiederaufbau im 19., 20. und 21. Jahrhundert
Der andauernde Verfall durch Vandalismus und Teilzerstörung beschwor allmählichen Widerstand herauf. Friedrich Wilhelm IV (1795 – 1861), welcher seit 1840 König von Preußen und somit Besitzer der Kirche war, stellte die finanziellen Mittel zum Wiederaufbau letztendlich zur Verfügung. Der Prozess der Restauration erfolgte in mehreren Etappen: 1835-37, 1840-42 und 1845-47 mit anschließender Weihe unter Beisein König Friedrich Wilhelms IV. Zehn Jahre nach dieser Dankesfeier wurde die Kirche 1857 für den Simultangebrauch durch die katholische und evangelische Kirche bestimmt. Zur Wiederherstellung der Kirche trug auch der Altenberger Dom-Verein bei, welcher 1894 auf Initiative der Papierfabrikantin Maria Zanders aus Bergisch-Gladbach gegründet wurde. Es folgten vier weitere Bauphasen zwischen 1894 und 1910 (zum Wiederaufbau im 19. und frühen 20. Jahrhundert vgl. Ritter-Eden 2002). In den Jahren 1994–2005 erfolgte eine weitere umfassende Instandsetzung und konservatorische Sicherung der historischen Bausubstanz.
Seit 2006 kann der Zisterzienserbau wieder völlig gerüstfrei erlebt werden. Zwölf Jahre lang waren seine Bauschäden innen und außen behandelt worden, allein sechs Jahre dauerte die Restaurierung des großen Westfensters (s. Abbildung in der Mediengalerie). Seine goldgelben Farben tauchen die Eingangshalle und das Mittelschiff in ein mildes Licht. Im 19. Jahrhundert hatte man schon einmal die Reinigung der Fenster durchgeführt. Damals erfolgte diese in „glücklichster Weise, indem man die in durchlöcherten Holzkisten verschlossenen Glastafeln in die Dhünn versenkte und längere Zeit hindurch dem Einfluss des strömenden Wassers überließ“ – so heißt es 1878 in einem Bericht der Deutschen Bauzeitung. Diesmal wurden die Fenster scheibenweise, Stück für Stück in minutiöser, vorsichtiger Arbeit mit Pinseln und Schabinstrumenten, ohne jegliche die Glasfarben gefährdende Chemikalien in der Paderborner Glasmalerei Peters gereinigt.
Heutige Erscheinung
Als dreischiffige, rippengewölbte Basilika mit Chorumgang, Kapellenkranz, mehrschiffigem Querhaus und sechsjochigem Langhaus folgt die ehemalige Zisterzienserkirche dem Bauprogramm der gotischen Kathedralen Nordfrankreichs. Außen dominieren die hohen, mit offenen Bögen ausgeführten Strebewerke des Chores – die des Langhauses waren ursprünglich geschlossene Strebendreiecke und wurden erst um 1910 dem Chorstrebewerk angeglichen –, die großen Maßwerkfenster und die steilen, die gotischen Konturen etwas übersitzenden Dächer der Zeit um 1900. Auch der Dachreiter stammt aus dieser Zeit, ersetzt aber einen mittelalterlichen.
Die dreischiffige Basilika steht auf Rundpfeilern, deren im Chor naturalistischer Blattschmuck im Baufortgang nach Westen aufgegeben wurde. Triforienöffnungen über den Pfeilerarkaden täuschen Mauerlaufgänge vor, öffnen sich tatsächlich aber in die Seitenschiffdächer. Die Maßwerkfenster brechen die Wände in Seitenschiffen, Chorkapellen und Obergaden vollständig auf. Sie enthalten zu großen Teilen die gotische Bleiverglasung, die in Chor und Querhaus als Bleilotmalerei (sogenannte Grisaille) ausgebildet ist. Hingegen dominieren in dem monumentalen Fenster der turmlosen Westfassade, in dessen Zentrum das Stifterpaar Anna von der Pfalz und Wilhelm II. von Berg dem neugeborenen Jesuskind huldigt, kostbare Silber- und Goldfarben. Die spätgotische Strahlenkranzmadonna in der Vierung und der heute nach Westen verschobene, schmiedeeiserne Lettner der Barockzeit sind die bemerkenswertesten Reste der historischen Kirchenausstattung.
„Trivia“
Das Bauprogramm der gotischen Kathedralen Nordfrankreichs diente auch dem, nur wenig früher als den Altenberger Dom, begonnenen Kölner Dom als Modell. In der bergischen Klosterkirche sind die durch Köln vermittelten französischen Vorbilder in einen kleineren Maßstab überführt und dem Anspruch des Reformordens gemäß im baulichen und formalen Aufwand zurückgenommen. Der aus regionalen Gesteinen (Tuff, Trachyt, Grauwacke) errichtete Bau war ehemals vollständig verputzt und geschlämmt, sodass der im Vergleich mit den teuren Hausteinkathedralen reduzierte Materialaufwand nicht ersichtlich war.
Der sogenannte Herzogenchor im Nordquerhaus birgt die meisten, hier verdichteten Grabstätten der Bergischen Stifterfamilie. Mittelalterliche Hochgräber und das filigrane spätgotische Sakramentshaus zwischen den Chorarkaden geben Hinweise auf die ehemals räumlich stark differenzierten Verehrungszonen, über welche die heutige Leere der Kirche hinwegtäuscht.
Die heutige Anordnung der Figurenbilder mit den Stifterporträts von Wilhelm I. von Jülich-Berg und seiner Frau Anna in der Mitte der oberen Reihe entspricht nicht dem ursprünglichen, der Marienverehrung des Zisterzienserordens entsprechenden Bildprogramm. Das Stab- und Maßwerk des Fensters schuf der 1398 gestorbene Altenberger Laienbruder Reynoldus. Der Künstler der Glasbilder im Altenberger Westfenster ist derselbe Meister, der 1385 den Berwordt-Altar in der Dortmunder Marienkirche schuf.
Baudenkmal
Der Altenberger Dom und zahlreiche weitere Bauten der früheren Abtei stehen unter Denkmalschutz. An seiner Nordseite haben sich Reste der alten Friedhofsmauer (Hyperlink) erhalten. Der Altenberger Dom befindet sich im Eigentum des Landes NRW und wird von der Bezirksregierung Köln verwaltet.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
1948–1962 | Äußere Instandsetzung an den Werksteinen der Fassaden |
1936–1970 | Sicherungsarbeiten und Erneuerung der Dacheindeckung, Einbau einer Fußbodenspeicherheizung, farbige Fassung des Innenraumes und Restaurierung des Westfensters |
1972–1973 | Restaurierung des großen Fensters mit Glasmalereien am nördlichen Querhaus |
1980 | Einbau einer neuen Orgel |
1975–1985 | Sicherung und Restaurierung der übrigen Bleiglasfenster mit Einbau von Außenschutzverglasungen |
1994–2006 | Grundinstandsetzung |
2012 | Restaurierung der Kanzel |
2017 | Abdichtung aller Pfeilerabdeckungen |
Nutzung: | Simultankirche |
Ressort: | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde: | Bezirksregierung Köln |
Denkmalliste: | Odenthal, 26.10.1983 |
Der Altenberger Dom war KuLaDig-Objekt des Monats im November 2018.
Internet
www.altenbergerdom.de: Willkommen beim Altenberger Dom (abgerufen 24.05.2012)
www.altenberger-dom.de: Der Altenberger Dom (abgerufen 24.10.2018)
de.wikipedia.org: Altenberger Dom (abgerufen 24.05.2012)