Vorgeschichte der Kriegsparteien Deutschland und Frankreich
Über Jahrhunderte herrschten zwischen Frankreich und Deutschland Feindschaft und Misstrauen, was sich auch immer wieder auf die grenznahe Pfalz auswirkte und beispielsweise in den von den Franzosen im 18. Jahrhundert angelegten Queichlinien in der Umgebung von Bellheim seinen Ausdruck findet. Auch hatte der bayerische König Ludwig I. bereits von 1834 bis 1861 die Stadt Germersheim zum „Bollwerk gegen Frankreich“ ausbauen lassen. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 und die Eingliederung von Elsass-Lothringen ins Deutsche Reich war für die Beziehung der beiden Staaten nach dem Zusammenwachsen der deutschen Fürstentümer zum Deutschen Reich auch nicht gerade förderlich. Durch eine Vereinbarung zwischen Großbritannien und Frankreich, bei der Marokko 1906 der französischen Einflusssphäre zugeschlagen wurde, verstärkten sich die Konflikte, weil dies der deutschen Kolonialpolitik entgegenstand.
Schutz der Garnison in Germersheim
Durch die Entwicklungen in der Waffentechnik war die Wehrfähigkeit der Germersheimer Festung für den Kriegsfall allerdings bald überholt. Trotzdem entwickelte das Militär Anfang des 20. Jahrhunderts Pläne, zusätzlich zu den Festungsanlagen sowie als Schutz für den Garnisonsstandort und den Brückenkopf über den Rhein, in einem Umkreis von fünf bis sieben Kilometer um die Stadt mögliche Infanteriestellungen zu errichten. Nachdem dieses Vorhaben jahrelang in den Schubladen ruhte, wurde nach dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg Anfang August 1914 schnell nachgerüstet. Es entstand ein Armierungsgürtel von über 60 Stellungen zwischen Römerberg, Schwegenheim, Weingarten und Lingenfeld über Lustadt und Bellheim bis nach Hördt. In den Planungen hatten erhöhte Stellungen wie der Narrenberg und der Spitzhut bei Mechtersheim, der Weingartener Schlossberg sowie der Bründelsberg bei Schwegenheim aufgrund der besseren Fernsicht eine wichtige Funktion.
Durch einzelne Hinweise und weitreichende Recherchen in den Archiven und vor Ort haben Mitglieder des Vereins zur Erhaltung der Westwall-Anlagen (VEWA), basierend auf ihren Erfahrungen an der Grenze zu Frankreich, in mühevoller Kleinarbeit die Reste der Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg dokumentiert.
Nur noch wenige Reste
Allerdings haben sich nur in den bewaldeten Gebieten, z.B. in der Nähe der Lustadter Ludwigsmühle und beim Bellheimer Neuhaus (ehemaliges Jagdschloss Friedrichsbühl), die Bausubstanz und sichtbare Wallanlagen erhalten. Vor den Stützpunkten in den Waldgebieten waren die Bäume bis zu 500 m weit abgeholzt worden, um ein freies Schuss- und Beobachtungsfeld zu gewährleisten. Zur Tarnung bedeckte man die Anlagen, außer zur Vorderseite hin, komplett mit Erde. Allerdings wurden die Stellungen nach dem Krieg durch die Entmilitarisierung deutscher Gebiete weitestgehend eingeebnet, wie dies auch mit der Germersheimer Festung erfolgte, und vorhandene Betonreste von den Besitzern der Äcker mühsam beseitigt.
(Hartwig Humbert, Heimat- und Brauchtumsverein Römerberg, 2024)