Mineral- und Heilquellen in der Ahr- und Osteifel sowie am Unteren Mittelrhein

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Als Mineralwässer gelten natürliche Wässer, die mindestens 1.000 Milligramm (mg) gelöste feste oder gasförmige Stoffe je Liter Wasser enthalten. Im hier betrachteten Raum gehören alle Mineralwässer zur Gruppe der sogenannten Hydrogenkarbonat-Wässer, weisen also einen hohen Gehalt an Hydrogenkarbonat-Ionen auf. Die meisten von ihnen enthalten auch mehr als 1.000 mg pro Liter gelöstes CO2 (Kohlenstoffdioxid oder Kohlendioxid) und werden daher als „Säuerlinge“ bezeichnet; Säuerlinge müssen einen Gehalt von mehr als 250 mg CO2 pro Liter Wasser aufweisen. Sie sind gebunden an geologisch junge Vulkanregionen, hier an das Vulkanfeld der Osteifel. Die CO2-Gase entstammen den Magmakörpern im tieferen Untergrund, dem Erdmantel. Sie wandern nach oben bis in die obersten Schichten der Erdkruste. Dort, wo die Gase auf Grundwasser treffen, werden sie im Wasser gelöst. Daher finden sich hier viele an Quellen gebundene Kohlensäureaustritte, also Säuerlinge. Säuerlinge, die aufgrund ihres natürlichen CO2-Gehalts aus der Quelle sprudeln oder gar eine Fontäne bilden, werden als Sprudel bezeichnet.

„Natürliches Heilwasser stammt aus unterirdischen, ursprünglichen, vor Verunreinigung geschützten, reinen Wasservorkommen, die staatlich als Heilquelle anerkannt sind.“ (de.wikipedia.org)
Natürliches Heilwasser (oder kurz Heilwasser) wird für Trinkkuren am Quellort, als Versandheilwasser sowie zu Bade- und Inhalationszwecken genutzt.

Als Thermalquelle wird eine Quelle dann bezeichnet, wenn das austretende Grundwasser deutlich wärmer ist als das Grundwasser in der näheren Umgebung; im Allgemeinen gelten natürliche Wässer mit einer Temperatur von mehr als 20° C Quelltemperatur als Thermalwässer.

In der Karte der Mineralquellen der Eifel von Wilhelm Meyer ist das Osteifel-Vulkanfeld am rechten Bildrand dargestellt; nördlich davon fließen die Ahr und die Sieg dem Rhein zu.

Liste der Quellen im Bereich der Osteifel (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Rheintal
Unteres Ahrtal
Brohltal
Mittleres und südliches Laacher Vulkangebiet
Internet, Quellen, Literatur

Lage
Ort
Art
Name(n)
Brunnentiefe
RheintalBonnCA-NA-Hydrogenkarbonat-Sulfat-Chlorid-Mineralwasser und Säuerling16 Meter
Bad GodesbergNa-Hydrogenkarbonat-Chlorid-SäuerlingGartenstraße137 Meter
Bad GodesbergNa-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingDraitschbrunnen35 Meter
MehlemZwei Säuerlinge erbohrt
Bad HonnefAegidiusbrunnen
KrippNa-Hydrogenkarbonat-Chlorid-SäuerlingMarie-Luisen-Quelle90 Meter und tiefer
SinzigSäuerling im Bereich einer römischen Villa am Kuhbachweg südlich der Ahr
SinzigEinfacher Säuerling nördlich der AhrKessel17 Meter
SinzigEinfacher Säuerling nördlich der AhrBarbarossa-Brunnen12 Meter
SinzigEinfacher Säuerling nördlich der AhrHohenstaufen23 Meter
SinzigMg-Na-Hydrogenkarbonat-Säuerling, südlich der AhrFontinalis251 Meter
Bad Breisig (Niederbreisig)Na-Mg-Ca-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingGeyer-Sprudel (Geiersprudel), 34° C605 Meter
Bad Breisig (Niederbreisig)Mg-Na-Ca-Hydrogenkarbonat-Chlorid-WasserBronni-Quellen (Rudolphus und Michaelis)33 und 25 Meter
Bad Breisig (Niederbreisig)Eisenhaltiger Mg-Na-Ca-Hydrogenkarbonat-SäuerlingGertrudis98 Meter
Bad Breisig (Niederbreisig)Na-Mg-Ca-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingMariensprudel, 25,5° C630 Meter
Bad Breisig (Niederbreisig)Mg-Na-Ca-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingLudgerus, 27° C608 Meter
Brohl-LützingNa-Mg-Hydrogenkarbonat-Chlorid-SäuerlingeFünf Brunnen der Oranienquellezwischen 40 und 630 Meter
NamedyQuelle sprang im 3-4 Stunden-RhythmusInsel-Sprudel587 Meter
NamedyEisenhaltiger Na-Hydrogenkarbonat-SäuerlingAugustinus-Sprudel; Quelle springt gesteuert als Touristen-Attraktion, „Geysir von Andernach“360 Meter
Unteres AhrtalBad Neuenahr (Beul)Na-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingAugusta-Quelle, 34° C20 Meter
Bad Neuenahr (Beul)Na-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingVictoria-Quelle, 36° C20 Meter
Bad Neuenahr (Beul)Na-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingKleiner Sprudel, 29° C40 Meter
Bad Neuenahr (Beul)Na-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-Säuerling, HeilwasserGroßer Sprudel, 36° C, springt in 15 Meter hofer Fontäne88 Meter
Bad Neuenahr (Beul)Na-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingWillibrordus-Sprudel, 34° C377 Meter
Bad Neuenahr (Beul)Fluorihaltiger Thermal-Säuerling, HeilwasserWalburgis-Quelle, 34° C360 Meter
Bad Neuenahr (Beul)Na-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingMarien-Sprudel, inzwischen wieder verschlossen40 Meter
Bad NeuenahrNa-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingApollinaris-Sprudel, Neue Apollinaris-Quelle, 26° C55 Meter
Bad NeuenahrNa-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingAlte Apollinaris-Quelle
Bad NeuenahrNa-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingGeorg-Kreuzberg-Brunnen
Bad NeuenahrNa-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-SäuerlingBarbarossa-Brunnen
HeppingenNa-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingLandskron-Brunnen50 Meter
HeppingenNa-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingHeppinger Brunnen25 Meter
Bad BodendorfNa-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingMatthäus-Sauerbrunnen, auch als Ahrquelle bezeichnet
Bad BodendorfNa-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingSprudel im Badehaus120 Meter
Bad BodendorfEisenhaltiger Na-Mg-Hydrogenkarbonat-Thermal-Säuerling, HeilquelleSt. Josefs-Sprudel, 28,5° C150 Meter
BrohltalAndernach (Pönterbachtal)Vier Bohrungen zur Förderung von Mineralwasserzwischen 90 und 665 Meter
Andernach (Pönterbachtal)Eisenhaltiger Na-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingHeilborn, auf dem Gelände des Tönissteiner Sprudels, bereits seit der Römerzeit genutzt
Andernach (Pönterbachtal)Mg-Ca-Hydrogenkarbonat-SäuerlingCO2-Quelle, oberhalb der Pöntermühle
WassenachSauerbrunnen, als Pferdebrunnen bezeichnet
WassenachSauerbrunnen, als Römerbrunnen bezeichnet
Bad TönissteinKurfürstenquelle80 Meter
Bad TönissteinNa-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingAngelica-Quelle102 Meter
BurgbrohlMehrere CO2-Quellen seit 1832 erbohrt und industriell genutzt
BurgbrohlStark eisenhaltiger Mg-Ca-Hydrogenkarbonat-SäuerlingGemeindebrunnen
BurgbrohlStark eisenhaltiger Na-Mg-Ca-Hydrogenkarbonat-SäuerlingFehlenborn
GleesIndustriell genutzte CO2-Quelle an der Buchholzermühle
GleesIndustriell genutzte CO2-Quelle an der Degensmühle
NiederoberweilerSäuerling
NiederzissenSäuerling
OberzissenSäuerlingSauerbrunnen
Mittleres und südliches Laacher VulkangebietWehrMehrere industriell genutzte CO2-Quellen im Wehrer Kessel
NickenichMehrere Kohlensäurequellen
VolkesfeldCa-Mg-Hydrogenkarbonat-Säuerling30 Meter
BellSäuerlingErlenbrunnen
ObermendigEisenhaltiger Säuerling mit viel CO2-GadElisabeth-Brunnen40 Meter
ObermendigSiegfried-Quelle40 Meter
NiedermendigGenofevabrunnen/Genoveva-Quelle
NiedermendigEisenhaltiger Na-Mg-Ca-Hydrogenkarbonat-SäuerlingReginarisbrunnen245 Meter
PlaidtNa-Mg-Ca-Hydrogenkarbonat-SäuerlingBurgquelle/Burg-Quelle50 Meter
SaffigCO2-Quelle
OchtendungEisenhaltiger Na-Hydrogenkarbonat-SäuerlingSüdlich der Flöcksmühle120 Meter
BassenheimMg-Ca-Hydrogenkarbonat-SäuerlingBur, Martinus-Quelle
BassenheimSäuerling
KobernSauerbrunnenIm Hohesteinsbachtal
KobernSauerbrunnenÖstlich der Matthiaskapelle
WolkenEisenhaltiger Na-Ca-Mg-Hydrogenkarbonat-SäuerlingIm Belltal30 Meter
WolkenSäuerlingIm Belltal
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Eine Nutzung von Mineral- und Thermalquellen durch den Menschen ist seit der römischen Zeit belegt. Thermal- und Mineralwässer wurden für Badezwecke, aber auch für Trinkkuren genutzt. Überhaupt verstanden die Römer etwas von Wellness, wiesen doch zumindest die größeren römischen Landgüter auch fernab der Städte Bad-Bereiche auf. In den Städten standen der Bevölkerung öffentliche Badeeinrichtungen zur Verfügung. Als ein Beispiel für durch die Römer genutzte Brunnenanlagen können die Quellen in Bad Tönisstein gelten. Einen Einblick in die teilweise luxuriösen Bäder in römischen Landgütern vermittelt die Römervilla am Silberberg in Ahrweiler.

Mit der römischen Kultur fand zunächst auch die Nutzung der Mineral-, Heil- und Thermalquellen ein Ende. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckte man die Quellen und ihre positiven Wirkungen wieder und kreierte ein hierauf aufbauendes Geschäftsmodell.

In der Zwischenzeit erwarben sich Gelehrte verschiedener Disziplinen Verdienste, das „verloren“ gegangene Wissen wiederzuentdecken und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dies geschah verstärkt ab der Mitte des 16. Jahrhunderts.

(Heike Wernz-Kaiser, Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler / Oliver Göbel, Stadt Sinzig / Elmar Knieps und Anton Simons, Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig e.V., 2024)
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Internet
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Quelle
  • Heinz Schmalz - Sinziger Wasserversorgung gestern und heute - Sinziger Zeitung 5-1993, S. 32-33

Literatur

Dörr, Diana (2019)
Auroras Heilquellenführer. Vom Vogelsberg in die Vulkaneifel. Praktischer Ratgeber über die Heilkraft der Mineralquellen, Thermalwasser und Salinen. Norderstedt.
Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2005)
Geologie von Rheinland-Pfalz. S. 336-340, Stuttgart.
Meyer, Wilhelm (2013)
Geologie der Eifel. S. 501-509, Stuttgart.
Schwedt, Georg (2010)
Mineral- und Heilwässer vom Rhein, von der Ahr und der Eifel. Bonn.

Mineral- und Heilquellen in der Ahr- und Osteifel sowie am Unteren Mittelrhein

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Heike Wernz-Kaiser (2024), Oliver Göbel (2024), Elmar Knieps (2024), Anton Simons (2024), „Mineral- und Heilquellen in der Ahr- und Osteifel sowie am Unteren Mittelrhein”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-354138 (Abgerufen: 3. August 2025)
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