Kaub ist nicht nur bekannt wegen seines ausgezeichneten Dachschiefers, sondern auch für seine seit Jahrhunderten gepflegte Weinkultur. Die hohe Bedeutung des Weinbaus für die Stadt wird auch durch das Symbol der Weinrebe mit Traube im Stadtwappen zum Ausdruck gebracht.
Kurzer Anriss der Geschichte Weinbau gab es in Kaub mit hoher Wahrscheinlichkeit schon zur Römerzeit, da die Römer an vielen Hängen von Mosel und Rhein Weinreben anbauten. 1933 fand man im Weingut Bahles beim Kellerbau ein Römergrab aus der Zeit 300 n. Chr. Weinbau in der Kauber Gemarkung lässt sich seit dem 12. Jh. nachweisen. Das Kauber Weinmarktbuch aus dem 16. Jahrhundert (1544-1676) belegt die regen Handelsbeziehungen zu Weinkaufleuten vom Niederrhein (Köln, Emmerich, Xanten, Wesel) und aus den Niederlanden (Arnheim, Dordrecht, Maastricht, Nimwegen).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte Kaub mit rund 230 Hektar die größte Weinbaufläche am Rhein. Etwa 150 Hektar davon wurden von 163 Winzerfamilien bewirtschaftet. Es waren viele Klein- und Nebenerwerbsbetriebe. Ein Großteil der Parzellen befand sich im Besitz von Bergleuten, die den Weinbau zum Ausgleich für ihre ungesunde Arbeit und zur Ausbesserung des kargen Lohns als Nebenerwerb betrieben. Auch die Kauber Rheinlotsen betrieben Weinbau. Da sie über besseres Einkommen verfügten ließen sie ihre Flächen nicht selten von Tagelöhnern bewirtschaften. Die Lotsen verkauften ihren Wein auch auf den von ihnen gesteuerten Schiffen. 1926 waren 233 ha mit Reben bestockt. Es gab eine Winzergenossenschaft und die Vereinigung Cauber Weingutsbesitzer (VCW). 1929 wurden nur noch 150 Hektar und im Jahr 1956 95 Hektar bewirtschaftet. Ab den 1970er Jahren erlebte der Weinbau im Ort einen Niedergang (von 233 Hektar 1926 blieben nur 71 Hektar 1971). Gut erschlossene Parzellen wurden von Berufswinzern übernommen. Zwischen 1969 und 1972 fand unter der Leitung von Willi Kirdorf eine Flurbereinigung mit 11 Hektar statt, die seit 1971 unter den Lagenbezeichnungen Blüchertal und Rauschelay bewirtschaftet werden. Wie in vielen anderen Orten am Mittelrhein geht der Weinbau weiter zurück und es gibt nur noch wenige Weingüter in Kaub.
Weinlagen Vor allem nach Süden exponierte Hanglagen mit bis zu 70 % Neigung und ihrer intensiven Sonneneinstrahlung begünstigen ein optimales Weinbauklima. Hinzu kommt noch der schieferhaltige Boden, der sich als Wärmespeicher positiv auf das Wachstum der Weinstöcke auswirkt. Um in den Steilhängen bequemer arbeiten zu können, hat man früher oft große Rebflächen in mehrere kleine von Trockenmauern gestützte Terrassen mit Bruchsteintreppen aufgeteilt. Dadurch, dass eine Terrasse weniger Gefälle hat, sickert bei Regen das Hangwasser nur langsam in den Boden und fließt nicht zu schnell oberflächlich ab. In neuerer Zeit stehen dem Winzer zur Bearbeitung seines Weinbergs moderne Geräte und Maschinen wie Motorseilwinden (ZIEH-Max), Weinbergsraupen, Pflanzmaschinen, Traubenwagen und Traktoren zur Verfügung, die ihm die Arbeit auch in extrem steilen Lagen erleichtern.
Rebsorten Ab 1566 gab es in Kaub 3 Arten von Wein: 1. Gemeiner oder kalter Wein - ohne Zusätze vergoren. 2. Würzwein- hier wurden Gewürze, Kräuter oder Beeren dem Wein zugesetzt um einen würzigen Geschmack zu erzeugen. 3. Gefeuerter Wein - der Wein wurde im Faß in engen Kellerkammern durch Feuer erhitzt und somit die Gärung unterbrochen. So erhielt man einen süßen Wein. Die Methode des Feuerwein wurde nur im Elsaß, den Viertälern in Bacharach und Kaub praktiziert. Der Weinbau wurde nicht nur von Winzern betrieben, sondern auch von Bergleuten (für den Eigenbedarf) und von den Lotsen und Schiffern (Diese konnten es sich leisten die Weinberge von Tagelöhnern bewirtschaften zu lassen).
Anfang des 20.Jahrhunderts waren die meistangebauten Rebsorten gelber Orleans und Traminer. Unter der Leitung des Winzers Johann Peter Bahles konnte ein massiver Schaden durch die Reblaus durch konsequentes roden der alten Rebanlagen und Umstellung auf veredelte Reben verhindert werden. Dadurch änderten sich auch die Rebsorten hin zum Riesling, Silvaner und Müller-Thurgau. Von den noch bestehenden kleinen Familienweingütern werden an Rebsorten etwa 60 % Riesling, 30 % Spätburgunder und 10 % andere Sorten, wie Sauvignon blanc, Ruländer und Müller-Thurgau, angebaut (Stand 2019). Die Winzer legen besonderen Wert darauf, dass die erzeugten Weine Terroir besitzen, d. h. den landschaftstypischen Bodengeschmack der Weinbergslage. Dabei werden hochwertige Prädikatsweine bis zur Beerenauslese, insbesondere aus der Sorte Riesling, erzeugt und professionell vermarktet. (Dehe 2021, S. 142ff.)
Reaktivierung von Anbauflächen Ein vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück mit erheblichem Aufwand von 2005 bis 2012 durchgeführten vereinfachten Flurbereinigungsverfahren Kaub-Gutenfels zur Reaktivierung des Steillagenweinbaus umfasst nun das etwa 26 Hektar große Gebiet rechts des Blüchertals mit den Hanglagen Burg Gutenfels, Am Schloss und Herrenberg. Bereits 2008 wurden auf dem Burgberg wieder neue Reben, teilweise bei Querterrassierung, angepflanzt.
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