Man sieht sie über Türen und an Hausecken, in Nischen oder unter Baldachinen: Figuren an Wohnhäusern. In der Euregio Maas-Rhein waren sie im 18. und 19. Jahrhundert beliebt. Die meisten stellen christliche Heilige dar, sie sind Ausdruck rheinischer Volksfrömmigkeit. Diese Figuren sind bedroht, da ihr Sinn in der Bevölkerung schwindet und die Denkmalpflege dem Phänomen bislang noch zu wenig Aufmerksamkeit schenkt. Das ist bedauerlich, denn ihre identitätsstiftende Funktion ist unverkennbar.
Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hat deshalb ein Forschungsprojekt angestoßen, das mehr über dieses Phänomen erhellen soll. Erfasst werden Darstellungen christlicher Heiliger. Dabei werden en passant auch weitere Motivgruppen aufgenommen, die für andere Forschungen interessant sein könnten. Auch werden leere Nischen erfasst. In vielen Fällen war darin eine Figur sicherlich vorhanden. Bei anderen Nischen hingegegen ist unklar, ob sie jemals eine Figur trugen beziehungsweise tragen sollten.
Der Verlust kann individuell begründet sein, aber auch auf äußeren Umständen beruhen. So notiert Gilles-Leonard von Thimus-Goudenrath, als Aachen während der „Franzosenzeit“ 1798 Verwaltungssitz des Département de la Roer (Rur-Departement) wird: „In der Nacht von Mittwoch den 11. auf Donnerstag den 12. April [1798] wurden alle Kruzifixe, die Bilder der Mutter Gottes und alle äußeren Zeichen der Religion aus den Straßen entfernt.“
Über die Motivation der Bürger, diese Figuren anzubringen, sind kaum schriftliche Dokumente bekannt. Wahrscheinlich waren öffentliche Gebäude vorbildhaft. Die Aachener Stadttore besaßen Marienstatuen. Auch die Torbauten von Landgütern tragen Heiligenfiguren, etwa Schloss Thor in Astenet bei Eupen, Schloss beziehungsweise Gut Kalkofen bei Aachen oder Gut Marienfeld bei Titz. Am Aachener Rathaus befanden sich 30 Kaiserstaturen mit Konsolen und Baldachinen, mit deren Anfertigung 1370 der Meister Peter van der Capellen betraut worden war. Der heutige Figurenschmuck ist allerdings neugotisch und zurückzuführen auf verschiedene Umbauarbeiten.
Ein langfristiges Ziel des Projektes ist herauszuarbeiten, wie weit das Verbreitungsgebiet reicht.
(Thomas Kreft, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2019)
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