Die Kaue wurde 1903 nach Entwurf im Baubüro der Zeche Zollverein (Stolze) errichtet. Es handelt sich um eine Backsteinhalle mit tonnenförmigem Dach, an 3 1/2 Seiten umgeben von niedrigeren, zweigeschossigen Gebäudekörpern. Das Gebäude wird belichtet durch breite und schmale Segmentbogenöffnungen mit kleinteiligen Metallsprossenfenstern. Die Giebel der Halle werden gegliedert durch ein System von Blendnischen. Die mittlere Blendnische ist jeweils rundbogig ausgebildet. Die Wandvorlagen an den Gebäudeecken schließen mit Ecktürmchen ab. Die von Stahlbindern in Strebenfachwerk überspannte Halle nimmt im südlichen Teil die Hakenkaue auf mit Brauseräumen und Aborten in den angesetzten niedrigeren Gebäudetrakten. Im nördlichen Gebäudeteil befindet sich im Untergeschoss die Lohnhalle und darüber die Lampenstube mit Zugang zu den beiden Schächten. Das Gebäude wurde 1965 im Zusammenhang mit dem Neubau von Schacht 2 umgebaut. Der Wagenumlauf von Schacht 2 wurde durch das Obergeschoss des Gebäudes hindurchgeführt. Das bis dahin als Gemischtkaue genutzte Gebäude wurde in eine Schwarz-Weiß Kaue mit je 966 Haken umorganisiert. Zudem wurden separate Kauen für jugendliche Bergleute mit 200 Haken und eine Steigerkaue für 90 Mann eingerichtet. Trotz starker Veränderungen vermittelt das überlieferte Bauwerk noch die Organisationsform einer Kaue für eine Schachtanlage mit zur Entstehungszeit 3.000 Bergleuten. Sie ist noch der Frühzeit der seit den 1880er Jahren aufkommenden Kauen mit Brauseanlagen zuzurechnen und weist in der baulichen Ausbildung bereits die Differenzierung zwischen dem hallenartigen Ort der Kleideraufbewahrung und den davon baulich abgesetzten Brauseanlagen, Büros und Nebenräumen auf. Da gleichzeitig ein separates Verwaltungsgebäude in repräsentativen Formen errichtet wurde, erklärt sich die relativ nüchterne Formengebung dieses Kauengebäudes, das sich formal an die zeitgleichen Werkbauten der Zeche (vgl. das benachbarte Fördermaschinenhaus von Schacht 1) anlehnt. Das Gebäude wurde 1999/2000 nach Plänen von Christoph Mäckler/Frankfurt am Main umgebaut zu einem Choreographischen Zentrum. Der Umbau erfolgte substanzorientiert unter Erhaltung vieler Details. In der ehemaligen Kaue entstand im Obergeschoss ein Veranstaltungssaal. Die kauentypischen Aufzugsvorrichtungen sind unter der Decke erhalten geblieben.
(Walter Buschmann, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2010)
Literatur
Baus, Ursula (2001)
Less is more. Choreographisches Zentrum in der ehemaligen Zeche Zollverein. In: Deutsche Bauzeitung 135, Heft 9, S. 52-58. Essen.
Buschmann, Walter (1998)
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau.. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes 1.) Berlin.
Geschichtswerkstatt Zollverein (Hrsg.) (1996)
Zeche Zollverein. Einblicke in die Geschichte eines großen Bergwerks. Essen.
Großmann, Joachim (1999)
Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft. Essen.
Mainzer, Udo (2006)
Zeche und Kokerei Zollverein. Das Weltkulturerbe. Worms.
Stiftung Zollverein (Hrsg.) (2008)
Welterbe Zollverein. Geschichte und Gegenwart der Zeche und Kokerei Zollverein. Essen.
Vereinigte Stahlwerke (Hrsg.) (1934)
Die Steinkohlenbergwerke der Vereinigte Stahlwerke. Die Schachtanlage Zollverein in Essen-Katernberg, 2 Bände. Essen.
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