Kloster Haydau bei Morschen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Morschen
Kreis(e): Schwalm-Eder-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 51° 03′ 59,23″ N: 9° 37′ 0,15″ O 51,06645°N: 9,61671°O
Koordinate UTM 32.543.212,20 m: 5.657.395,59 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.543.303,51 m: 5.659.219,65 m
  • Gartenparterre des Klosters Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2012)

    Gartenparterre des Klosters Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2012)

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  • Orangerie des Klosters Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2012)

    Orangerie des Klosters Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2012)

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  • Kloster Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2010)

    Kloster Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2010)

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  • Kloster Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2010)

    Kloster Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2010)

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  • Kloster Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2010)

    Kloster Haydau in Altmorschen, Gemeinde Morschen (2010)

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  • Herrenhaus des Klosters Haydau mit angrenzender Orangerie und Klosterscheune (2012)

    Herrenhaus des Klosters Haydau mit angrenzender Orangerie und Klosterscheune (2012)

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  • Wirtschaftshof des Klosters Haydau mit Scheunengebäuden, Burggrafenhaus und dem Herrenhaus (2012)

    Wirtschaftshof des Klosters Haydau mit Scheunengebäuden, Burggrafenhaus und dem Herrenhaus (2012)

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Ganz sicher ist die Gründung des Klosters Haydau im Jahr 1234/1235 auf dem Gebiet der Gemeinde Altmorschen der günstigen Verkehrslage zu verdanken (LAGIS Hessen). Haydau als Kloster, später als Schloss und dann als Domäne, prägte Jahrhunderte lang das Geschehen in Morschen und den umliegenden Dörfern. Nur wenige Jahrzehnte nach seiner Gründung als Zisterzienserinnen-Kloster hatte sich Haydau nicht nur zum geistig-kulturellen, sondern auch zum wirtschaftlichen Zentrum entwickelt, an das die Landgrafen Städte und Dörfer verpfändet hatten.

Vom Kloster zum Jagdschloss
Wie fast alle Klöster im nordhessischen Raum wurde es 1527 mit der Einführung der Reformation säkularisiert. 1556 wurde eine der ersten Dorfschulen Niederhessens im Gebäude eingerichtet. Der hessische Landgraf Moritz ließ es 1616-19 als landgräfliches Jagdschloss umbauen. Die Klosterkirche wurde zur Schlosskirche, aus der Nonnenempore wurde die Fürstenempore. Kirchturm, der Engelsaal über dem Refektorium, und der überdachte Kreuzgang stammen aus dieser Zeit. Schon 1606-1608 waren die meisten der noch heute vorhandenen Wirtschaftsgebäude und das Burggrafenhaus sowie Teile des so genannten Herrenhauses errichtet worden. 1685 wurden unter Landgraf Karl erneut Umgestaltungen vorgenommen: Es entstanden die Gartenanlage und die Orangerie, die man dem Architekten Paul du Ry zuschreibt und als älteste in dieser Art erhaltene Deutschlands gilt.

Zeit als Staatsdomäne
Letzte große Veränderungen erfuhr Haydau im Zuge seiner Nutzung als landwirtschaftliche Staatsdomäne seit 1830. Haydau machte wieder von sich reden. 1857 wurde die heute noch in Kassel bestehende landwirtschaftliche Versuchsanstalt für Kurhessen eingerichtet, und auf den Feldern der Domäne fand 1896 die erste Vorführung eines Selbstbinders (made in USA) im Deutschen Reich statt. Nach mehr als 100 Jahren wurde die Staatsdomäne schließlich 1938/39 aufgelöst: Landwirte, die ihre Flächen für die Reichsautobahn oder für Truppenübungsplätze abgeben mussten, wurden auf das Altmörscher Domänengelände umgesiedelt.

Haydau in bewegten Zeiten
Im ehemaligen Kavaliershaus, dem heutigen Herrenhaus, wurden ab 1937 junge Frauen untergebracht, die ihren Arbeitsdienst zu leisten hatten. Wirtschaftsgebäude und der Engelsaal im ehemaligen Kloster dienten als Luftschutzgeräte- oder Kriegsgefangenenlager. Nach dem schweren Luftangriff auf Kassel im Oktober 1943 fanden ausgebombte Familien in eilig hergerichteten Notwohnungen eine Unterkunft.
Nach 1945 hatten sich im Erdgeschoss der alten Klosteranlage kleinere örtliche Handwerksbetriebe eingerichtet, und August Heinzerling (Firma Heimag) begann mit der Produktion des „Rührfix“, einem handbetriebenen Küchengerät, das weltweit über sieben Millionen Mal verkauft wurde. Nur wenige Jahre wurde die alte Klosteranlage noch voll genutzt.
Zunehmend entwickelte sich der gesamte Bereich zum Sorgenkind: Der notwendige Unterhaltungsaufwand überstieg die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde. Für die umliegenden Gebäude fand man Nutzungsmöglichkeiten. Die Orangerie wurde zum dörflichen Gemeinschaftsraum, das Herrenhaus zum Rathaus, Teile der alten Wirtschaftsgebäude zum Feuerwehrstützpunkt mit -museum. Doch der Kern der Anlage blieb, abgesehen von der Kirche, ungenutzt und drohte zunehmend zu verfallen. Die Rettung für den Gesamtkomplex kündete sich schließlich 1985, mit einer beispielhaften Sanierungsmaßnahme der öffentlichen Hand, an.

„Neustart“ als Tagungszentrum im 21. Jahrhundert
Nach Beendigung der Arbeiten an den Gebäuden startet 2001 der bundesweite „Tag der Denkmalpflege“ von Morschen aus. Im ehemaligen Kloster und im angrenzenden Park finden heute Familienfeiern, Seminare, Konzerte und Kunstausstellungen statt. Die umliegenden Gebäude hat die Melsunger Firma B. Braun AG erworben.
Seit Ende 2012 werden diese nach umfassenden Restaurations- und Umbauarbeiten, zusammen mit dem neu errichteten „Hotel Kloster Haydau“, als Seminarzentrum genutzt.
In den vergangenen 20 Jahren hat die Gemeinde Morschen mit viel Engagement und erheblichem Einsatz von Fördergeldern dazu beigetragen, ein historisches Kleinod vor weiterem Verfall zu bewahren und es als einen ganz großen heimatgeschichtlichen Schatz wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Neben vielen kleineren Veranstaltungen, die sich mittlerweile hier Jahr für Jahr ereignen, sind vor allem die kulturellen Aktivitäten des Fördervereins zu nennen, die dem Kloster und der Klosteranlage mittlerweile zu einem Prädikat unter Kennern verholfen haben. Dass sich Geschichte und Gegenwart nicht ausschließen müssen, ist in Altmorschen deutlich zu erkennen.

Räumlichkeiten und Veranstaltungen
Innenhof
Der Innenhof des Klosters Haydau ist ein Garten der Poesie und der Besinnung. Er ist jährlich im Sommer die Bühne für Jazzkonzerte, Ausstellungen oder Theater. Für diejenigen, die sich einmal ganz auf sich selbst besinnen möchten, ist er eine Oase der besonderen Ruhe und Entspannung.

Refektorium
Unter Landgraf Moritz war das Refektorium landgräflicher Winter- oder Rittersaal. Später diente der Raum als Winterkirche. Gern werden heute hier auch Gäste bei besonderen Anlässen empfangen. Ebenso finden in diesem Raum Ausstellungen, Kabarett und Klavierkonzerte statt, sowie Weinproben und Theaterspiel.

Klosterkirche
Die Klosterkirche bietet neben der ursächlichen Nutzung als Gottesdienstraum den Rahmen für Chorkonzerte und Musikwettbewerbe aller Art. Der Kultursommer Nordhessen ist mit seinen Veranstaltungen ein gern gesehener Gast. Sie steht, wie beim Klostermarkt, stets im Mittelpunkt.

Engelsaal
Der Engelsaal diente zur landgräflichen Zeit als Festsaal des Lustschlosses. Zeitweise war er Speise- und Billardsaal. Mit seinem Tonnengewölbe und dem alten Kamin bietet er ein sehr schönes Ambiente für Werke der klassischen Musik. Hier findet alle drei Jahre die Haydauer Schubertiade statt.

Haydauer Passionsspiele
2009 fanden erstmals vor der Orangerie, im unteren Teil des Parks, die Haydauer Passionsspiele statt. Alle fünf Jahre soll sich dieses Schauspiel, das einen sehr großen Zuschauerzuspruch hatte, wiederholen.

(Arbeitskreis Ortsgeschichte Morschen 2012)

Quelle
Arbeitskreis Ortsgeschichte Morschen: Infotafel am R1-Radweg, Standort Kloster Haydau.

Internet
www.lagis-hessen.de, LAGIS Hessen: „Heydau, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon (abgerufen 26.07.2013)

Literatur

Bergmann, Waltari (1985)
Tausendjähriges Morschen. Morschen.
Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Förderverein Kloster Haydau e.V., Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Gemeinde Morschen (Hrsg.) (2002)
Kloster, Schloss und Domäne Heydau. Baugeschichte - Sanierungskonzept - Wiederherstellung. (Arbeitshefte des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, 1.) Morschen.
Wittich, Rainer; Wohlgemuth, Otto / Förderverein Kloster Haydau e.V. und Kulturring Morschen (Hrsg.) (o.J.)
Der kleine Klosterführer. Informationen über und um Kloster Haydau. Morschen. Online verfügbar: http://www.klosterhaydau.de/images/kloster/Klosterfuehrer.pdf, abgerufen am 07.08.2013
Wohlgemuth, Otto (2000)
Morschen im 20. Jahrhundert. Altmorschen.

Kloster Haydau bei Morschen

Schlagwörter
Ort
Morschen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Hessen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1234 bis 1235

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„Kloster Haydau bei Morschen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-TB-20121222-0003 (Abgerufen: 24. April 2024)
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