Die erste urkundliche Erwähnung der vom Daisbach umflossenen Siedlung Selebach datiert auf 1156; später erscheint u. a. auch die Bezeichnung Kirchselbach für den geistigen und religiösen Mittelpunkt des Seelbacher Grundes seit dem frühen Mittelalter.
In dem anfänglichen Filialort von Schlossborn suchte die Herrschaft Nassau durch Gründung einer Pfarrei um 1200 ihren Einfluss gegenüber Mainz im Seelbacher Grund zu festigen. Zu diesem Zeitpunkt bestand wahrscheinlich bereits eine Kirche, deren Reste im heutigen Kirchturm der Johanneskirche noch vorhanden sind. Ihre Lage außerhalb des Dorfes legt die Vermutung nahe, dass sie möglicherweise aus einer karolingischen Feldkirche hervorging. Das ursprüngliche Dorf soll noch weiter entfernt, in der Flur Altdorfwiesen, gelegen haben, die Verlegung des Ortes fand nach dem Dreißigjährigen Krieg statt. Es soll 39 Überlebende gegeben haben. Bis 1859 war Niederseelbach Sitz einer Schule auch für Oberseelbach, Dasbach und Lenzhahn. Die heutige Einwohnerzahl liegt bei fast 1.600. Auch heute fällt die Einzellage der Kirche, deren ummauerter Kirchhof bis ins frühe 19. Jahrhundert als Begräbnisstätte diente, im Wiesengrund östlich des Ortes auf.
Die ältere Bebauung konzentrierte sich an Oberseelbacher Straße (früher Schulstraße) und Oberstraße. Das Rathaus lag zentral an der Biegung der Oberstraße. Die jüngere, geradlinig angelegte Neugasse bezeichnete im 19. Jahrhundert den westlichen Ortsrand; die bis 1877 erbaute Eisenbahnstrecke der Hessischen Ludwigsbahn bildete eine neue Abgrenzung gegen den Talgrund von Seelbach und Daisbach im Osten. Das am östlichen Ortsrand gelegene Pfarrhaus wird in einem zeitgenössischen Bericht des Niederseelbacher Pfarrers Johann Wilhelm Hofmann beschrieben: „... in der späten Jahreszeit des Dezember 1759 ... wurde das von pur Eichenholz wohlgezimmerte Pfarrhaus glücklich aufgeschlagen und zwar auf demjenigen Dreispitz, welcher gleich vor dem Pfarrhof und -garten an der Gasse gelegen. ... 1760 wurde hierauf auch die alte baufällige ... Scheuer abgelegt, repariert und kurz vor der Heuernte aufgeschlagen und aus dem alten Pfarrhaus ... der 56 Schuh lange Stall erbaut, worauf sodann die ganze Pfarrhofrait an die Gasse schicklich und geschlossen vorgerückt und die alte Hofrait, welche ganz abgesondert hinten hinaus gelegen war, zum Garten angerodet worden. ... So verheert und verstört alles ausgesehen, da auch nicht mehr als ein alter Apfel- und Birnbaum vorhanden gewesen ... worauf ich dahin auch Sorge getragen, daß der Garten in guten Stand gesetzt und Bäume ... nunmehro wohl 200 gepflanzet sind ...“
Reste historischer Bausubstanz: bei Tulpenweg 2 (in jüngster Zeit mehrfach verändertes, verputztes Fachwerkhaus) und Oberseelbacher Straße 14 (über dem Eingang Stuckwappen mit Eichbaum und Jahreszahl 1921), Hofreite Oberstraße 9 und Wohnhaus Oberstraße 5, spätes 18. Jahrhundert, kürzlich abgebrochen bzw. durchgreifend verändert.
(Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2009)
Literatur
Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.) (2003)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis II. Altkreis Untertaunus. Wiesbaden.
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