Ortsteil Strinz-Trinitatis (Hünstetten)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Hünstetten
Kreis(e): Rheingau-Taunus-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 14′ 7″ N: 8° 09′ 25,93″ O 50,23528°N: 8,1572°O
Koordinate UTM 32.439.894,83 m: 5.565.130,36 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.439.945,70 m: 5.566.917,02 m
Strinz-Trinitatis wurde vermutlich Ende des 8. bis Anfang des 9. Jahrhunderts gegründet. Der bemerkenswerte Name entwickelte sich erst mit der Zeit. Strinz ist vermutlich die Abwandlung eines Altdeutschen Wortes für ein Pferd, welches nicht eingezäunt und frei auf einer Wiese umherläuft. Der Name Strinz findet sich erstmals im Jahre 1184. Der Namenszusatz Trinitatis stammt von der Kirche, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht ist und findet sich erstmals im Jahre 1381. Trinitatis kam erst später zum Namen hinzu, wahrscheinlich, um den Ort vom nahegelegenen Strinz-Margarethä zu unterscheiden.

Das Dorf erhielt relativ früh Marktrechte und besaß daher auch einen Marktplatz, welcher noch in der Anfang des 19. Jahrhunderts angefertigten Tranchot-Karte vermerkt ist. Der Markt fand auf dem damals befestigten Kirchberg mit seinem im 12. Jahrhundert errichteten wehrhaften Turm statt, daher rührt auch der lange gebräuchliche Ortsname Markt-Strinz.

Die Ortschaft wird durch ihre markante Topographie geprägt: der Kirchberg mit Kirche, ehemaligem Pfarrhof und alter Schule überragt den südlich davon im Tal am Zusammenfluss von Fischbach und Basbach liegenden Ortskern. Trotz erhaltener Bebauung war die Ortssilhouette am Kirchberg dem Wandel unterworfen: Die Kirche besaß früher einen hohen Spitzhelm, das ehemalige Pfarrhaus war verputzt, den Pfarrhof war ein großes mauerumfriedetes Anwesen mit beherrschenden Fachwerkgiebel zugehöriger Scheune. Letztere wurde in den 1950er Jahren durch den Neubau des heutigen Pfarrhauses ersetzt.

Die Anhöhe westlich des Kirchberges war zunächst lange unbebaut. In der Großen Bachstraße findet sich die regelmäßige Hofbebauung einer Ortserweiterung des 19. Jahrhunderts.
Der Flurname „Abtei“ könnte auf die frühe Geschichte der Siedlung zurückgehen. „Auf dem Galgen“ weist auf den früheren Gerichtsort hin. Der Flurname „Hinter dem Zollhaus“ an der Straße nach Limbach erinnert an eine ehemals hier vorhandene Zollstelle.

Territoriale Zugehörigkeit
Der Ort gehörte zunächst zum Kloster Bleidenstadt. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Herren über Strinz-Trinitatis häufig und es gehörte etwa zu Nassau, Dehrn, Hohenstein und Diez. Strinz-Trinitatis zähle im Jahre 1566 zum Amt Idstein, kam 1787 zum Fürstentum Nassau und war ab 1867 Teil der Preußischen Provinz Hessen Nassau. Seit 1945 ist der Ort Teil von Hessen, Kreis Untertaunus. 1971 wurde Strinz-Trinitatis zu einem Ortsteil der Gemeinde Hünstetten und seit 1977 zählt es außerdem zum Rheingau-Taunus-Kreis.

Siedlungsentwicklung
Strinz-Trinitatis entwickelte sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts stark. So wuchs die bebaute Fläche von circa 3 Hektar Anfang des 19. Jahrhunderts auf circa 4,8 Hektar Mitte des 19. Jahrhunderts auf fast 28 Hektar im Jahre 2017. Die Ortschaft dehnte sich dabei vor allem in Richtung Norden und Westen aus.

Die Schule in Strinz-Trinitatis
Strinz-Trinitatis erhielt im Jahre 1562 eine Lateinschule, es handelte sich dabei um die erste Dorfschule im gesamten Herrschaftsgebiet von Nassau-Idstein, für die Schulgründung war Graf Johannes von Idstein verantwortlich. Der Betrieb einer Schule im Ort wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein aufrechterhalten.

Einwohnerentwicklung
Im Jahre 1566 zählte das Dorf 32 Haushalte und 27 Pferden, bis zum Jahre 1610 stieg die Zahl der Haushalte auf 40. Der Dreißigjährige Krieg wirkte sich verheerend auf die Ortschaft und seine Bewohner aus; im Jahre 1648 bestand der Ort noch aus vier Haushalten. Anschließend stieg die Einwohnerzahl wieder an und im Jahre 1821 lebten 274 und 1842 338 Einwohner in der Ortschaft. Zwischen 1939 und 1946 stieg die Einwohnerzahl von 400 auf 541. 1956 lebten hier 578 und 1970 553 Einwohner. Die Bevölkerung stieg anschließend auf 969 Ende 2015.

Historische Bausubstanz
Reste historischer Bausubstanz finden sich unter anderem in der Große Bachstraße 6, in der eine Hofreite mit zurückliegendem Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert steht. Das Obergeschoss besteht aus Sichtfachwerk und die dazugehörige Scheune datiert auf das Jahr 1749. In der Große Bachstraße 12 bis 22 findet sich eine planmäßige Anlage von Kleinhofreiten aus dem 19. Jahrhundert. Diese Gebäude sind traufständig verputzt. In der Kirchbergstraße 2 bis 10 existiert eine geschlossene Reihe von Kleinhofreiten mit Scheunenrand die auf das 19. Jahrhundert datieren. In der kleinen Bachstraße 8 steht ebenfalls eine Hofreite aus dem späten 18. Jahrhundert. Dieses Gebäude ist verputzt und besitzt einen langen Schuppen mit hölzernem Laubengang. Desweiteren findet sich in der Nebenstraße 4 ein Scheunenbalken mit Schnitzprofil aus dem 18. Jahrhundert.

(Jörn Schultheiß, hessenARCHÄOLOGIE, 2017)

Internet
www.de.wikipedia.org: Strinz-Trinitatis (abgerufen am 12. Oktober 2017)
www.gemeinde-huenstetten.de: Strinz-Trinitatis (abgerufen am 12. Oktober 2017)
www.lagis-hessen.de: Historisches Ortslexikon Strinz-Trinitatis (abgerufen am 12. Oktober 2017)

Literatur

Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.) (2003)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis II. Altkreis Untertaunus. Wiesbaden.

Ortsteil Strinz-Trinitatis (Hünstetten)

Schlagwörter
Ort
65510 Hünstetten - Strinz-Trinitatis
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 850 bis 950

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„Ortsteil Strinz-Trinitatis (Hünstetten)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-FR-20091019-0009 (Abgerufen: 7. Dezember 2024)
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