Römervilla Blankenheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Blankenheim (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 26′ 29,21″ N: 6° 38′ 35,62″ O 50,44145°N: 6,64323°O
Koordinate UTM 32.332.657,50 m: 5.590.368,80 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.545.736,91 m: 5.589.709,74 m
  • Blick über den ehemaligen Wirtschaftshof des römischen Landgutes (2014)

    Blick über den ehemaligen Wirtschaftshof des römischen Landgutes (2014)

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    Fink, Joachim C. / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
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    Joachim C. Fink
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  • Rekonstruktion der Portikus der Römervilla in Blankenheim (2014)

    Rekonstruktion der Portikus der Römervilla in Blankenheim (2014)

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    Ulrike Müssemeier, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
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    Ulrike Müssemeier
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  • Rekonstruktion der Portikus der Römervilla in Blankenheim (2014)

    Rekonstruktion der Portikus der Römervilla in Blankenheim (2014)

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  • Rekonstruktion der Portikus der Römervilla in Blankenheim (2014)

    Rekonstruktion der Portikus der Römervilla in Blankenheim (2014)

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In Blankenheim liegen im Erdreich verdeckt die Reste eines römischen Landgutes des 1. bis 4. Jahrhunderts n. Chr., das zu den größten im Rheinland bekannten Anlagen dieser Art gehörte. Dieses bedeutende Bodendenkmal wird für die Öffentlichkeit durch einen modernen Architekturentwurf aus Stahl erschlossen, der die Struktur der Gesamtanlage sichtbar macht und als wichtigstes Gestaltungselement das einst imposante Hauptgebäude mit offener Säulenhalle aufgreift. Der Entwurf stammt von dem bekannten Architekturbüro Schneider und Schumacher aus Frankfurt/Main.

Archäologische Untersuchungen
Die erste archäologische Untersuchung fand bereits 1894 unter der Leitung von Constantin Koenen statt. Die dabei freigelegten Mauern waren außergewöhnlich gut erhalten, sodass beschlossen wurde, sie zu festigen und so für interessierte Besucher zu erhalten. Zusätzlich errichtete man damals ein Schutzdach über dem Badetrakt der Villa. Die ungenügende Sicherung führte jedoch dazu, dass die freiliegenden Gebäudereste innerhalb von nur zwanzig Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und eine weitere Erhaltung als nicht mehr lohnend erschien. Aus diesem Grund fiel 1914 die Entscheidung, erneute Ausgrabungen an der Fundstelle durchzuführen, die der älteren Bauphase des Hauptgebäudes der Villa gelten sollten. Die Maßnahmen wurden von dem Bonner Archäologenen Franz Oelmann durchgeführt, der Anfang der Dreißigerjahre auch noch Teile der Nebengebäude freilegte.

Die villa
Die archäologischen Untersuchungen zeigten, dass das Gutshofareal von Blankenheim mit einer Fläche von 250 × 120 Metern zu den größten römischen Landgütern des Rheinlandes zählt. Das Grundstück war von einer Bruchsteinmauer umgeben und verfügte über einen Nutzgarten, an den das Hauptgebäude anschloss. Um einen Hof herum lagen sechs Nebengebäude. Für das Hauptgebäude konnten drei Bauphasen nachgewiesen werden. Ende des 1. Jahrhunderts entstand ein etwa 50 Meter langer und 17 Meter breiter Risalitbau, der Mitte des 2. Jahrhunderts abbrannte und durch einen Nachfolgebau ersetzt wurde. Er war etwas größer als sein Vorgänger und besaß an der Vorderfront einen durchlaufenden offenen Säulengang (porticus). Vermutlich aufgrund eines gestiegenen Platzbedarfs fand im 3. Jahrhundert der letzte größere Umbau statt. Hierbei baute man im Westen mehrere Räume an und es erfolgte eine Aufteilung des großen Mittelsaals. Das Hauptgebäude der Villa hatte in seiner letzten Ausbauphase Ausmaße von 70 × 22 Metern und war luxuriös ausgestattet. Mehrere Räume verfügten über eine Fußbodenheizung (hypocaustum), die Wände waren farbig verputzt und im Norden befand sich ein ansehnlicher Badetrakt.

Über die Nebengebäude der Hofanlage ist weniger bekannt, da sie nie vollständig freigelegt wurden. Ein Teil hatte offenbar als Wohnhäuser gedient. Das Nebengebäude nördlich des Haupthauses besaß ursprünglich einen Eisenschmelzofen und wurde erst später in ein Wohnhaus umgewandelt. Der Bau südöstlich des Hauptgebäudes wird aufgrund seines Grundrisses als Heiligtum gedeutet.

Nach fast dreihundertjähriger kontinuierlicher Nutzung setzte im 4. Jahrhundert der Verfall der Villa ein, die vermutlich in der Mitte des 4. Jahrhunderts endgültig aufgelassen wurde.

Aktuelle Situation
1997 erfolgte die Eintragung der Villa von Blankenheim in die Liste der ortsfesten Bodendenkmäler. Zwischen 2005 und 2007 sowie 2011 fanden im Rahmen des Erlebnisraums Römerstraße der Regionale 2010 erneute Ausgrabungsarbeiten durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland statt, die dazu dienen sollten, den Zustand der bereits im 19. Jahrhundert untersuchten Gebäudereste zu überprüfen, um auf dieser Grundlage ein Konzept zur öffentlichen Präsentation dieses bedeutenden Bodendenkmals zu erarbeiten. Die Untersuchungsergebnisse flossen in einen Architekturwettbewerb ein. Nach dem Siegesentwurf des Architekturbüros schneider + schumacher (Frankfurt a.M.) und des Landschaftsarchitekten Michael Triebswetter (GTL, Kassel) wurde die originale Substanz der Gebäude zum Schutz mit Erdreich überdeckt. Durch Überhöhung sind sie im Gelände wieder sichtbar. Die antiken Mauern sind mit Stahlbändern nachgezeichnet worden. Den Kern der Anlage bildet ein weithin sichtbares „transparentes“ Gerüst aus Cortenstahllamellen, das die porticus des jüngeren Haupthauses nachempfindet und begehbar ist. Dahinter kann der Besucher durch zwei „archäologische Fenster“ unter Glasplatten originale Mauersubstanz betrachten.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2014)

Hinweise
Die Villa in Blankenheim ist eingetragenes Bodendenkmal (Blankenheim, UDB-Nr. B18 4/3; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Nr. EU 80).
Die Villa Blankenheim ist Bodendenkmal der ArchaeoRegion Nordeifel (Nr. 28) und war Station der Archäologietour Nordeifel 2014.

Internet
de.wikipedia.org: Villa Rustica Blankenheim (Ahr) (Abgerufen: 13.4.2013)
www.roemervilla-blankenheim.de (Abgerufen: 13.4.2013)

Literatur

Claßen, Erich; Rind, Michael M.; Schürmann, Thomas; Trier, Marcus (Hrsg.) (2021)
Roms fließende Grenzen. Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen, Begleitband zur Ausstellung 2021-2022. (Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 12.) S. 362-365, Darmstadt.
Horn, Heinz Günter (1987)
Die Römer in Nordrhein-Westfalen. S. 360-363, Stuttgart.
Jenter, Susanne (2007)
Die villa rustica in Blankenheim. In: Archäologie im Rheinland 2006, S. 137-139. Stuttgart.
Ulbert, Cornelius; Jenter, Susanne (2012)
Erlebnisraum Römerstraße. Untersuchungen in der villa rustica von Blankenheim-Hülchrath. In: Kunow, Jürgen (Hrsg.): 25 Jahre Archäologie im Rheinland 1987-2011, (Archäologie im Rheinland 2011.) S. 107-109. Stuttgart.

Römervilla Blankenheim

Schlagwörter
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung
Historischer Zeitraum
Beginn 80 bis 100, Ende 300 bis 360

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Empfohlene Zitierweise
„Römervilla Blankenheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-UM-20130327-0023 (Abgerufen: 26. April 2024)
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